Starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen
Publiziert in 35 / 2016 - Erschienen am 5. Oktober 2016
Ausstellung im Krankenhaus rückt ein Thema in den Mittelpunkt,
das oft totgeschwiegen wird.
Schlanders - Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das immer noch ziemlich stark tabuisiert ist. Nicht selten sind es Scham- oder Angstgefühle, die betroffene Frauen davor zurückhalten, Hilfe zu suchen und auch in Anspruch zu nehmen. Um die breite Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen, haben Primar Robert Rainer vom Krankenhaus Schlanders und seine Mitstreiter den Verein „Donne contro la violenza – Frauen gegen Gewalt“ gebeten, die Ausstellung „20 Jahre gegen Gewalt, für Frauen“ in der Eingangshalle des Krankenhauses in Schlanders zu zeigen. Wie Robert Rainer bei der Eröffnung am 28. September ausführte, reiht sich diese Ausstellung in eine Reihe von Initiativen und Veranstaltungen ein, die das Krankenhaus Schlanders Jahr für Jahr als ausgezeichnetes „frauenfreundliches Krankenhaus“ („bollini rosa“ - rosa Punkte) anbietet. Zusätzlich zur Ausstellung, die bis Ende Oktober geöffnet bleibt, hat am 28. September auch eine interne Schulung für das Krankenhaus-Personal zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ stattgefunden. Das Impulsreferat und die Diskussion sollten auch dazu dienen, die Krankenhausmitarbeiter über die richtigen Schritte zu informieren, falls sie mit Anzeichen häuslicher Gewalt konfrontiert werden.
Anlaufstelle für den Vinschgau
Der in Meran angesiedelte Frauenhausdienst des Vereins „Donne contro la violenza – Frauen gegen Gewalt“, bestehend aus einer öffentlichen Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen und dem Frauenhaus Meran, ist auch die Anlaufstelle für den Vinschgau. Claudia Pichler informierte im Namen des Vereins über die Dienste und Hilfestellungen der Beratungsstelle und des Frauenhauses. Die Dienste richten sich an alle Frauen, die von körperlicher, sexueller, psychischer und/oder ökonomischer Gewalt in der Partnerschaft, in der Familie, in Beziehungen oder in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen bedroht sind oder diese bereits erfahren haben. An den Dienst können sich alle betroffenen Frauen wenden, unabhängig von ihrer Herkunft, Sprache, Kultur, Religion und finanzieller Situation. Die Leistungen der Beratungsstelle sind kostenlos und anonym. Das Frauenhaus ist als Zufluchtsort für Frauen und deren Kinder zu verstehen. Die Wohnstruktur verfügt über 12 Zimmer. Die Beratungsstelle befindet sich in der Freiheitsstraße 184/A in Meran (Tel. 0473 222335). Unter der kostenlosen Notrufnummer 800 014 008 ist der Dienst rund um die Uhr erreichbar.
Neueste Statistiken
Die Ausstellung, die 2013 anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins erstellt worden war, veranschaulicht auf beeindruckende Weise, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur welt- und staatsweit, sondern auch in Südtirol stark präsent ist. Das geht schon allein aus den neuen statistischen Daten hervor, mit denen die Ausstellung ergänzt wurde. So haben sich zum Beispiel im Vorjahr 561 Frauen an die 3 Frauenhäuser und 2 geschützten Wohnungen in Südtirol gewandt. 107 dieser 561 Frauen wurden aufgenommen, gemeinsam mit ihren 130 Kindern. An einer interaktiven Installation können sich die Ausstellungsbesucher in die Gefühlswelt betroffener Frauen hineinversetzen. An einer weiteren Installation sind die Frauenmorde in Südtirol von 1992 bis 2012 aufgelistet.
Hohe Dunkelziffer
Die in der Ausstellung genannten Zahlen umfassen nur einen Teil des Phänomens „Gewalt an Frauen“, denn die Dunkelziffer dürfte in diesem Bereich sehr hoch sein. Darauf verwies auch Dieter Pinggera, der die Grußworte der Gemeinde und der Bezirksgemeinschaft überbrachte. Er dankte alle Beteiligten und lobte die Ausstellung als wertvolle und wichtige Initiative, „dieses leider sehr aktuelle Thema öffentlich aufzuzeigen und darauf aufmerksam zu machen.“ Sepp
Josef Laner