Sepp Rinner zieht es wieder durch
Publiziert in 8 / 2017 - Erschienen am 8. März 2017
Latsch - Sepp Rinner wird 80. Einer der sein Leben lang „etwas durchgezogen“ hat, kann feiern. Den Ausdruck „Das zieh ich jetzt durch“ verwendet er öfter. Ja, eigentlich hat er nie aufgehört, den Ausdruck zu verwenden. Seit 60 Jahren nicht mehr. Seit den Zeiten, als er mit Athletik und Kampfgeist mehrfacher Regionalrekordler im Hammerwerfen wurde und 1962 seine eigene Firma gründete. Als Sektionsleiter im SV Latsch hat er durchgezogen, dass Latscher und Vinschger Leichtathleten auf allen Sportplätzen der Region gefürchtet und bewundert wurden. Es hat seine Wahl zum Bürgermeister von Latsch durchgezogen. Er hat den Bau des Stadions, des Frei- und Hallenbades im Hauptort und aller Sportanlagen in den Fraktionen vorangetrieben, die Mittelschule nach Latsch geholt, die Bergfraktionen elektrifiziert, die Handwerker- und Industriezone angeregt. Er hat das Skicenter Tarscher Alm und die Firma Kofel in der Industriezone Vetzan gegründet. Er hat den Leichtathletikclub Vinschgau aus der Taufe gehoben. Er hat aber auch seine schlimmsten Jahre mit Würde und mit Rücksicht auf die Kleinsten durchgezogen, als sein ganzes Wirtschaftsimperium Mitte der 90er-Jahre zusammenbrach. Das letzte Mal hat er „Das ziehe ich noch durch“ im November 2016 gesagt. Damals gab er bekannt, dass im September 2017 verschiedene Anlässe wahrgenommen werden, „40 Jahre Gewerbegebiet Vetzan“ zu feiern. Dabei saß er für die Firma Selimex GmbH in einem spartanisch eingerichteten Büro – nur mit Aktenschrank und Telefon. Die Datenbank hatte er im Kopf und nicht auf der Festplatte. Wie schnell und wie weit er auf sein Speichermedium zugreifen kann, hat er 60 Jahre lang bewiesen. Mit einer schlichten Geburtstagsfeier im Bierkeller kehrt er an die Anfänge zurück. In sportliche Urzeiten, sozusagen, weil er eine kleine Gruppe sportlicher Mitkämpfer um sich geschart hat.
Günther Schöpf
Günther Schöpf