Bürgermeister Dieter Pinggera präsentierte die Bilanzänderung.
Das zukünftige Informationszentrum „Avimundus – Vogelwelten“

„Saugefährlich“

Bilanzänderung führt zu hitzigen Grundsatzdebatten im Gemeinderat 

Publiziert in 27 / 2019 - Erschienen am 1. August 2019

Schlanders -

 Bürgermeister Dieter Pinggera hatte den 12 anwesenden Gemeinderatsmitgliedern eine „schlanke Sitzung und keine großen Brocken“ angekündigt. Sie begann mit der Antwort auf den Hinweis von Julia Pircher (SVP), dass die Menhire in der Schlandersburg im Internetauftritt des Tourismusvereins Schlanders-Laas nahezu unauffindbar seien. Kulturreferentin Monika Wielander hatte recherchiert und musste ihr Recht geben: „Tatsächlich findet man nichts  – und das muss korrigiert werden – in der Rubrik Kultur und Kunst. Das Menhir-Museum ist ein Kleinod, das es sonst nirgends gibt.“ Erhard Alber (Süd-Tiroler Freiheit) wollte wissen, was es mit den Beschwerden zur „Radau in der Matscher Au“ auf sich habe. Hier griff Referentin Wielander sofort ein und warnte davor, den Begriff des Vereins für Kinderspielplätze „Radau in der Matscherau“ im Zusammenhang mit einer Ruhestörung zu verwenden. Der für Freizeitgestaltung zuständige Referent Manuel Trojer teilte mit, dass man dabei sei, die Festplatzordnung zu überarbeiten. Die Sitzung nahm Fahrt auf mit der „3. Bilanzänderung des Finanzjahres 2019“. Sie betraf in der Flut von Posten eine Zuweisung im Investitionsteil von Euro 213.603 für die Realisierung des Informationszentrums „Avimundus – Vogelwelten“. Der Bürgermeister erklärte die Mehrkosten mit der Erschließung der Dachterrasse, mit höherwertigen Materialien und mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer. Dazu meldete sich wieder Julia Pircher zu Wort, die wissen wollte, warum es zu Mehrkosten komme, obwohl es sich nicht mehr um 4, sondern um 2 Stockwerke handle. Dem Gemeinderat sei im Keller ja ein Versammlungsraum präsentiert worden. Dazu meinte Pinggera, es habe sich um eine Studie gehandelt, die präsentiert worden sei, nicht einmal um ein Vorprojekt. Die Volumina und die Flächen, die dem Rat vorgestellt wurden, seien gleich geblieben. Pircher blieb hartnäckig. Ursprünglich sei die Rede von einer Million Euro gewesen, jetzt habe man die 1,2 Millionen schon überstiegen. Pircher wies auf eine frühere Bilanzänderung hin. Es habe geheißen: So günstig kriegen wir das nie, aber jetzt… „Ich möchte die Bedeutung eines Wettbewerbes unterstreichen“, setzte Pircher nach. Einmal habe es geheißen, es soll wie ein Federkleid werden, dann wieder wie ein Vogelkäfig und jetzt schaut es aus wie ein einfacher Bürokomplex. Es wäre gut gewesen, den Gemeinderat zwischenzeitlich zu informieren. Bürgermeister Pinggera gab ihr Recht und argumentierte, dass es grundsätzlich um die politische Bereitschaft des Rates gegangen sei und dass man sich in einer sehr engen Zeitspanne um eine Landesförderung bemühen musste. Mit Sicherheit kaufe man das, was vereinbart worden sei. Sehr vorsichtig nahm auch Erhard Alber Stellung zu den Posten der Bilanzänderung „ausschließlich in Italienisch“ und kam zur Aussage: „Inhaltlich geht mir alles in Ordnung, aber die Italianisierung geht schleichend weiter. Für mich ist dies ein Armutszeugnis. Schleichende Geschichten sind saugefährlich und schmecken mir nicht.“ Der Bürgermeister bat Generalsekretär Georg Sagmeister um eine Erklärung. Der verteidigte die Vorgangsweise mit der größeren Übersicht und Lesbarkeit der Zahlen. Zudem sei es kein Dokument des Gemeinderates, das natürlich doppelsprachig verfasst und verschickt werden müsse.

Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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