Prävention geht alle an
Prader Vision: Zwischen Genuss und Risiko. Projekt zur Reduzierung des Suchtmittelkonsums.
Prad - „Prävention geht uns alle an. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten, auch im Kleinen“, unterstrich Evelin Mahlknecht vom Forum Prävention bei der Vorstellung des Projekts „Prader Vision – zwischen Genuss und Risiko“. Damit machte sie klar, dass zur Bekämpfung von Suchtmitteln die Prävention das Um und Auf sei und dass es hierzu verschiedenste Netzwerkpartner brauche. Das Projekt, ins Leben gerufen von der Prader Gemeindeverwaltung mit Sozialreferentin und Vize-Bürgermeisterin Michaela Platzer als Hauptverantwortliche, zielt darauf ab, exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum bei Minderjährigen und jungen Erwachsenen zu reduzieren.
„Das Wichtigste ist die Netzwerkarbeit“
Aber der Reihe nach: Eltern und Schule waren an die Gemeindeverwaltung herangetreten mit der Sorge, dass die Drogenkonsumenten/innen in Prad immer mehr und immer jünger werden. Im Februar 2023 stand ein erstes Treffen zwischen verschiedenen Institutionen, u.a. Ortspolizei, Carabinieri, Weißes Kreuz, Schuldirektion und Sozialdienste auf dem Programm, wobei die Problematik erörtert wurde. Um weitere Taten folgen zu lassen, berief die Gemeinde unter der Leitung von Michaela Platzer einen „Runden Tisch“ mit verschiedenen Akteuren ein, so befanden sich darunter neben der Gemeindeverwaltung mit Platzer und BM Rafael Alber Vertreter/innen des Jugenddienstes, der Mobilen Jugendarbeit, der Offenen Jugendarbeit, des Jugendforums, der Schuldirektion, der Sozialdienste und des Bildungsausschusses. „Das Wichtigste ist die Netzwerkarbeit“, unterstrich Platzer den Stellenwert von Kooperationen im Hinblick auf die Prävention. Als Projektbegleiterin konnte Evelin Mahlknecht vom Forum Prävention ins Boot geholt werden.
Der Alkohol als größtes Problem
„Es ging um mehr als nur darum, einige Informationsveranstaltungen zu machen“, betonte Mahlknecht. So wurden Bedarfserhebungen und Problemanalysen durchgeführt, mittels Befragung von Jugendlichen sowie Erwachsenen. Auch wurden Abwasserproben in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Am meisten konsumiert werden Alkohol und Nikotin. Der Konsum von Kokain und anderen Drogen sei hingegen im Vergleich zu Städten wie Bozen und Innsbruck im Verhältnis geringer. Cannabis werde verhältnismäßig sogar „deutlich weniger“ als in Bozen und Innsbruck konsumiert. Das Resümee: Das größte Problem ist der Alkohol.
Projekt soll nachhaltig wirken
Aber: Was tun? Auf verschiedenen Ebenen, stets ausgehend vom „Runden Tisch“, wurden schließlich Ideen und Maßnahmen ausgearbeitet. Die jeweiligen Netzwerkpartner – für jeden Präventionsbereich steht eine Organisation „Pate“ – stellten die Maßnahmen vor. Diese sind die Kommunikation, Familienaktionen, ein Schulpaket, Sensibilisierungskampagnen, Vereinsarbeit und Jugendprojekte. So könnten zum Beispiel in Sachen Vereinsarbeit alkoholfreie Veranstaltungen seitens der Gemeinde besonders gefördert werden. Als Jugendprojekt sei etwa ein mehrtägiger Aufenthalt von Jugend-
lichen auf der Pforzheimer Hütte geplant, in der Schule werde u.a. auf Workshops sowie Vorträge für Eltern und Schüler/innen gesetzt, zudem sollen zahlreiche kleinere Infoveranstaltungen und vieles mehr über die Bühne gehen. Das Projekt der Prader Vision solle nachhaltig wirken, betonte Evelin Mahlknecht. Sie sehe gute Chancen, dass dies in Prad klappe und sich etwas entwickle. „Unsere Vision ist ein neues gesellschaftliches Denken, das darauf abzielt, Wohlbefinden für junge Menschen zu schaffen. Durch diese gemeinsamen Bemühungen gestalten wir eine Gemeinde, in der Fürsorge und Schutz selbstverständlich sind“, erklärte Michaela Platzer. Landesrätin Rosmarie Pamer lobte die Initiative und bedankte sich bei der Gemeindeverwaltung für die wichtige Präventionsarbeit.
„Alkohol-Verbot macht keinen Sinn“
Im Anschluss an die Projektvorstellung diskutierten Evelin Mahlknecht, BM Rafael Alber, Philipp Tappeiner und Salvatore Cosentino vom Jugenddienst Obervinschgau, Josefine Koch vom KFS, Jugendvertreter Elia Vidal, Schuldirektorin Sonja Saurer, Ortspolizist Christian Carli und Werner Altstätter vom Bildungsausschuss am Podium über das Thema. Moderator Moritz Angerer leitete die Diskussion. Dabei ging es etwa darum, dass Erwachsene gute Vorbilder sein sollten und auch die Festkultur manchmal zu überdenken sei. Man müsse Jugendlichen mehr Geduld schenken, das Verständnis fehle oft, bemängelte etwa Vidal. Tappeiner unterstrich, dass man zwar die Probleme ernst nehmen müsse, aber nicht in Hysterie verfallen solle, wenn es um Jugendliche und Alkohol bzw. Drogen geht. „Es braucht eine gesunde Mischung“, betonte er. Eine Wortmeldung aus dem Publikum, die aufforderte, den Alkohol seitens der Gemeindeverwaltung bzw. Politik generell und vollständig zu verbieten, fand keinen Anklang. „Ein Verbot nützt nichts“, unterstrich auch Carli, worin sich alle einig waren. Wichtig seien Prävention und der richtige Umgang mit Alkohol.