Grenzpendler je 100 Einwohner (15 bis 64 Jahre) im Vinschgau und Passeiertal; die Fläche der Sechsecke steht im Verhältnis zur ansässigen Bevölkerung der jeweiligen Zone; dargestellt sind nur jene Gebiete, die mindestens 50 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren haben; Quelle: Bundesamt für Statistik der Schweiz.

Phänomen Grenzpendler

Publiziert in 32 / 2016 - Erschienen am 14. September 2016
Landesabteilung Arbeit stellt umfassende Studie vor. Rund ein Fünftel der im Obervinschgau ansässigen Arbeitnehmer ist in der Schweiz beschäftigt. Mals -Zwischen 1.000 und 1.500 Vinschgerinnen und Vinschger, zum Großteil aus dem Obervinschgau, sind in der Schweiz beschäftigt. Das ist nur eine der Daten und Zahlen, die aus einer neuen Studie der Landesabteilung Arbeit hervorgeht. „Mit dieser Studie wird erstmals ein umfassender, statistischer Überblick über das Phänomen des Grenzpendels vorgelegt“, sagte Arbeitslandesrätin Martha Stocker am 7. September bei der Vorstellung der Studie im Rathaus in Mals. Helmuth Sinn, der Direktor der Landes­abteilung Arbeit, und Stefan Luther, der Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung, führten in die Details der Studie ein. Die wichtigsten Ursachen, warum viele Vinschger Arbeitnehmer im Unterengandin, im Val Müstair, in ­Samnaun, in anderen Teilen des Kantons Graubünden und darüber hinaus als Grenzpendler arbeiten, sieht Helmuth Sinn im guten Angebot der Arbeitsmöglichkeiten in der Schweiz und im starken Lohngefälle. Derzeit ist die Zahl der Grenzpendler um ca. 60% höher als im Zeitraum von 2000 bis 2005. „Daten spiegeln Wirklichkeit wider“ Luther räumte ein, dass der Begriff Grenzpendler ziemlich weit gefasst wurde: „Unabhängig von juris­tischen oder steuerrechtlichen Klassifikationen spiegeln diese Zahlen die Wirklichkeit wider“, so Luther. Auch auf die Situation der einzelnen Gemeinden wird in der Studie vertieft. So pendeln zum Beispiel in Taufers i.M. ca. 40% der Arbeitnehmer über die Grenze. In Graun ist es über ein Fünftel. Im Vergleich zum Kanton Graubünden und anderen Gebieten in der Schweiz ist das benachbarte Nordtirol kaum ein Ziel von Grenzpendlern. Die Studie, die das Phänomen der Grenzpendler in den vergangenen 25 Jahren beleuchtet, geht auch auf die Bedeutung des Pendlerwesens für den Arbeitsmarkt im Obervinschgau ein. So schlägt sich die Zahl der Grenzpendler stark auf die Arbeitnehmerquoten in den betroffenen Gemeinden nieder. In Taufers z.B. beläuft sich diese Quote (Anteil der Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren pro 100 Einwohner) auf 35,8 ohne Grenzpendler und auf 58,9 mit Grenzpendler. Insgesamt ergibt sich in den Gemeinden Graun, Glurns, Mals, Prad, Schluderns, Stilfs und Taufers eine Quote von 45,9 ohne Pendler und 54,4 mit Pendler. „Vor allem in der Peripherie ist die Bedeutung der Grenzpendler zum Teil sehr groß“, erläuterte Luther. Einen Teil der Steuern, welche die Grenzpendler in der Schweiz entrichten, überweist die Schweiz an Italien. Der Staat wiederum leitet diese Geldmittel an die Herkunftsgemeinden der Grenzpendler weiter. Die Vinschger Gemeinden erhalten jährlich anteilsmäßig mehrere 100.000 Euro. „Wichtiger Wirtschaftsfaktor“ „Die Grenzpendler sind ein interessanter und wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ohne sie wäre es am Arbeitsmarkt viel schwieriger“, hatte der Malser Bürgermeister Ulrich Veith als Hausherr vorausgeschickt. Er verwies aber auch auf Schattenseiten, so etwa den Abfluss qualifizierter Arbeitskräfte. Neben etlichen Bürgermeistern waren auch Vertreter des KVW, der Wirtschaft dies- und jenseits der Grenze sowie Vertreter der Grenzpendler zur Vorstellung gekommen. Der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger sprach von interessanten und teilweise über­raschenden Zahlen. Wie er meinten auch Martha Stocker und weitere Redner, dass die Studie als Grund­lage für einen weiteren Austausch im Zusammenhang mit Problemen und Anliegen der Grenzpendler dienen sollte. Mehrfach bedauert wurde, dass derzeit von Schweizer Seite mit bestimmten Daten noch nicht herausgerückt werde. Dabei wäre ein Abgleich mit den Daten der Schweiz in vielerlei Hinsicht von Vorteil. Noch offene Fragen und Anliegen Bei der Diskussion hat sich gezeigt, dass es in Bezug auf die Grenzpendler noch etliche offene Fragen und Anliegen gibt, die einer Lösung harren. So etwa im Steuerbereich, in der Frage der Krankenversicherung oder sozialen Absicherung insgesamt. Martha Stocker sicherte zu, „dass am Datenmaterial weitergearbeitet wird.“ Sie sagt außerdem zu, dass das Land beabsichtige, einen Grenzpendler-Beratungsdienst auszuschreiben. Sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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