„Nicht gegenseitig weh tun“
Schluderns - Auf die rund 900 Personen aus dem Vinschgau, die in der Schweiz und zum Teil auch in Österreich arbeiten, kommen auch in den nächsten Jahren einige Neurungen zu, speziell was die Besteuerung ihrer Einkommen betrifft. Detaillierte Informationen dazu erhielten die Grenzpendlerinnen und Grenzpendler am 25. Mai bei der 51. Grenzpendlertagung, zu welcher der Verein „Südtiroler in der Welt“ und der KVW Bezirk Vinschgau in das Kulturhaus nach Schluderns eingeladen hatten. Landeshauptmann Arno Kompatscher erinnerte in seinen Grußworten an die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte. Sei es in früheren Zeiten schwierig gewesen, im Vinschgau eine Arbeit zu finden, „so haben wir mittlerweile auch im Vinschgau und im ganzen Land einen Arbeitskräftemangel, speziell im Gesundheitsbereich.“ Dem Land sei es ein Anliegen, „Arbeitskräfte zu halten“ und zugleich die Interessen der Grenzpendlerinnen und Grenzpendler zu unterstützen: „Es ist eine Gratwanderung. Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig nicht weh tun.“ Konkret bezog sich Kompatscher vor allem auf eine von der Regierung in Rom geplante zusätzliche Besteuerung im Ausmaß zwischen 3 bis 6 Prozent zu Lasten der Grenzpendler, wobei diese Einnahmen in den Gesundheitsbereich der Grenzregionen fließen sollen. „Wir werden nicht sofort einkassieren, sondern uns mit anderen Regionen abstimmen und frühzeitig informieren“, so der Landeshauptmann. Wie die Kammerabgeordnete Renate Gebhard, welche die „Grenzpendler-Agenda“ vom früheren Parlamentarier Albrecht Plangger übernommen hatte, präzisierte, wird vor allem in den großen Grenzpendlerregionen Piemont und Lombardei gegen die „Gesundheitssteuer“ Sturm gelaufen, auch mit einer Petition: „Derzeit weiß niemand nichts. Die Schweiz hat alle Daten blockiert. Fest steht, dass heuer alles beim Alten bleibt.“ Das neue Steuerabkommen Italien-Schweiz, das am 17. Juli 2023 in Kraft getreten ist, wird seit dem 1. Jänner 2024 angewendet. In die komplexe Materie der derzeit geltenden sowie ab dem nächsten Jahr neu zu erwartenden Steuerbestimmungen für die sogenannten „alten“ und „neuen“ Grenzpendlerinnen und Grenzpendler führte Gerlinde Warger (Lohnverantwortliche Diala Treuhand) ein. Es sei ratsam, sich rechtzeitig zu informieren und sich seine eigene Rechnung zu machen. Luise Pörnbacher, die Vorsitzende des Vereins „Südtiroler in der Welt“, verwies darauf, dass das Grenzpendler-Büro in Mals entgegen anderslautender Gerüchte weiterhin bestehen bleibt. Sie informierte auch darüber, dass ab heuer für die Vereinsmitgliedschaft ein Jahresbeitrag von 30 Euro zu entrichten ist. Sepp Trafoier, der sein Amt als langjähriger Sprecher der Grenzpendler – das erste Mal „die Pappm off toun“ habe er im Dezember 1980 – an Gerlinde Warger übergab, rief alle dazu auf, Mitglied zu werden. Für seinen jahrzehntelangen Einsatz bekam Sepp Trafoier Blumen und einen lang anhaltenden Applaus. Die Blumen reichte er an seine Nachfolgerin weiter, den Dank an die Mitglieder der Grenzpendler-Arbeitsgruppe und alle Mitstreiter. Über den Steuerausgleich in der Grenzregion informierte die designierte – mittlerweile neu gewählte – Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Roselinde Gunsch. Demnach flossen für das Jahr 2021 rund 1,562 Millionen Euro in die Kassen der Grenzpendler-Gemeinden. Die Aufteilung der Mittel erfolgt aufgrund der Grenzpendler-Anzahl. Am meisten bekam die Gemeinde Mals mit rund 500.000 Euro, gefolgt von Graun (ca. 300.000) und Taufers im Münstertal (ca. 185.000). Über allgemeine Zollregeln und besondere Bestimmungen für Grenzpendler informierte Andreas Angerer, Mitarbeiter im Zollamt Taufers im Münstertal. Grußworte überbrachten u.a. auch die Landesrätin Rosmarie Pamer, die auf Landesebene für die Grenzpendler-Anliegen zuständig ist, sowie der stellvertretende KVW-Bezirksvorsitzende Josef Bernhart. Moderiert hat die von der Raiffeisenkasse Prad-Taufers unterstützte Tagung der KVW-Geschäftsführer Werner Atz.