Nehmen wir an, Prad gewinnt….
60 Prader durften Bürgermeister sein und mitteilen, warum Prad zum lebendigsten Dorf Südtirols wurde.
Prad am Stjilfserjoch - Nach der Leitbilderstellung 2005 setzte man in Prad konkrete Schritte erst wieder 2015, als in der „programmatischen Erklärung“ des Bürgermeisters festgeschrieben wurde, am Ortsprofil weiterarbeiten zu wollen. Es wurde eine „Dorfentwicklungskommission“ eingesetzt, die ihrerseits eine Steuerungsgruppe festlegte. Es folgte eine Fragebogenaktion als Versuch, ein Stimmungsbild der Gemeinde Prad zu erstellen. „Wir haben aber gemerkt, dass wir professionelle Hilfe brauchen, sozusagen den Blick von außen“, erklärte Bürgermeister Karl Bernhart bei der Bürgerversammlung mit dem Titel „Zukunftswerkstatt Prad 2030“. Man habe sich für die Beratungsfirma CIMA aus Oberösterreich entschieden, die schon in Südtirol und auch im Vinschgau aktiv gewesen sei. Nach der Erklärung des Bürgermeisters präsentierte CIMA-Geschäftsführer Stefan Lettner eine Kurzanalyse der Prader Stärken und Schwächen. Eingeleitet durch die Schreckensvisionen Gasthaus- und Geschäftesterben, Ende der Nahversorgung und Abwanderung präsentierte Lettner seiner Meinung nach „sehr positive Kennzahlen“. In Prad habe es zwischen 2011 und 2017 einen Bevölkerungszuwachs von 7,4 % gegeben. Von 2001 bis 2011 nahm die Zahl der Beschäftigten um 10 % zu. Die Anzahl der Arbeitsplätze hätte sich im selben Zeitraum um 17 % erhöht. Im Bereich Tourismus sei die Anzahl der Betten in den letzten 10 Jahren um 22 %, die Ankünfte um 52 % und die Anzahl der Nächtigungen um 35 % gestiegen. Als Prader Stärken führte er an die Landschaft, das Wachstum, der Bestand an öffentlichen Strukturen, das blühende Vereinswesen, die intakte Nahversorgung und die wertvolle Bausubstanz. Als Schwachpunkte nannte er die Leerstände und den Sanierungsbedarf, die 2 konkurrierenden, wenig kompakten Ortskerne, die Verkehrsbelastung, die Verfügbarkeit von Grundstücken und die Nutzungskonflikte. Daraus leitete er die Risiken ab, dass Geschäfte verloren gehen, die Grundstückspreise steigen und junge Menschen abwandern könnten. Nach der Aufforderung „nützen Sie die Chance, den eigenen Lebensraum mitzugestalten“ wurden die etwa 60 Bürger gebeten, in Kleingruppen Ideen und Anregungen zu sammeln. Dazu sollten sie sich in die Rolle des Prader Bürgermeisters versetzen, der Bürgermeisterkollegen anhand der Verbesserungen zwischen 2019 und 2030 erklären sollte, warum Prad durch sein Ortsentwicklungskonzept zur lebendigsten Gemeinde Südtirols erklärt wurde. Und die Prader, Agumser und Lichtenberger wurden aktiv im Raiffeisensaal des Nationalparkhauses. In gut 30 Minuten hefteten Lettner und seine drei Mitarbeiterinnen 6 Tafeln mit verschriftlichten Ideen und Visionen mehr oder weniger voll. Die Möglichkeit, „es kann ruhig etwas spinnet sein“ wurde genützt. Die Vorschläge reichten von der günstigen Anbindung an den Bahnhof bis zu den hundekotfreien Prader Sanden, vom gemeinschaftlichen PKW-Ankauf bis Kommunikation zwischen Vereinen, von Akzeptanz fremder Kulturen bis zu weniger Monokultur in der Landwirtschaft. Die Bürger durften die Vorschläge bewerten und mit Punkten gewichten. Die sich ergebenen Schwerpunkte wurden dem Plenum vorgestellt. Nach dem Motto, man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist, wurde zu 3 „Workshops“ in den Rathaussaal geladen. Am 26. März wird an die Wirtschaftsentwicklung herangegangen. Am 9. April kommt das Ortsleben auf den Prüfstand und am 7. Mai soll über die Ortsgestaltung Klartext geredet werden.