Der frühere Bestand des Martinsheim
Das Heim mit dem Zubau
Präsident Konrad Raffeiner und Direktorin Roswitha Rinner

Martinsheim stellt Weichen für die Zukunft

Sozialbericht 2020 vorgestellt. Es geht um bauliche Maßnahmen und vieles mehr.

Publiziert in 33-34 / 2021 - Erschienen am 12. Oktober 2021

Mals - Im Jahr 2030 wird jeder dritte Einwohner in Südtirol laut ASTAT älter als 60 Jahre sein. Diese Prognose stellt vor allem die Seniorenwohnheime vor große Herausforderungen. Das Martinsheim in Mals, dessen Einzugsgebiet die 4 Gemeinden Mals, Graun, Glurns und Taufers im Münstertal umfasst, hat schon vor einiger Zeit mit der „Vision 2030“ die Weichen dafür gestellt, um für den demografischen Wandel gewappnet zu sein. Bauliche Maßnahmen sind zwar notwendig, reichen aber nicht aus, um den Herausforderungen adäquat begegnen zu können. Das war eine der Kernaussagen des Martinsheim-Präsidenten Konrad Raffeiner und der Direktorin Roswitha Rinner, als sie dem Gemeinderat von Mals am 28. September den Sozialbericht 2020 vorstellten. Die Corona-Pandemie war für die Bewohner und den Mitarbeiterstab zum Teil sehr belastend, doch mit den Arbeiten für die Errichtung des neuen Gebäudetraktes beim Martinsheim liegt man im Zeitplan. „Die letzten Arbeiten sind im Gang und wir hoffen, den Bau bis zum Jahresende 2021 abschließen zu können“, informierte Konrad Raffeiner.

Künftig 100 Heimplätze

Derzeit verfügt das Martinsheim über 83 Heimplätze (29 Einbett- und 27 Zweibettzimmer). Hand in Hand mit dem Zubau sinkt die Zahl der Zweibettzimmer auf 17 und jene der Einbettzimmer steigt auf 66, sodass es künftig 100 stationäre Heimplätze geben wird: 70 Plätze für unbefristete Heimaufnahmen, 20 Plätze für Menschen mit Demenz sowie je 5 Plätze für Kurzzeit- und Übergangspflege. Das wichtigste strategische Ziel des Martinsheims ist es, die Angebote im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich in Zusammenarbeit mit den Einzugsgemeinden, der Bezirksgemeinschaft und weiteren Partnern auszuweiten. In diesen Kontext ist auch das Vorhaben einzubetten, das „Alte Altersheim“ für begleitetes und betreutes Wohnen zu adaptieren. 

Begleitetes und betreutes Wohnen

Im Zuge dieses Gemeinschaftsprojektes zwischen dem Martinsheim, der Gemeinde Mals und der Bezirksgemeinschaft Vinschgau sollen zusätzlich zu den 12 Wohneinheiten auch Zimmer für das Martinsheim-Personal sowie begleitete Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung und volljährige Jugendliche in schwierigen Situationen entstehen. Auch der Treffpunkt für psychisch kranke Menschen soll im „Alten Altersheim“ eine neue Heimstatt finden. Die Bauträgerschaft übernimmt die Bezirksgemeinschaft. Der Trend, dass sich das Martinsheim zunehmend in Richtung Pflegeheim entwickelt, ist laut Roswitha Rinner unverkennbar. Sie belegte das auch mit Zahlen der Altersstruktur der Heimbewohner und mit anderen Daten. Im Steigen begriffen sei der Bedarf an
Plätzen im Tagespflegeheim, die auf 12 aufgestockt werden sollen. Auch der Bedarf im Bereich der Kurzzeitpflege wachse.

Fachkräftemangel

Einige Sorgen bereitet dem Martinsheim der sich schon seit einiger Zeit abzeichnende Fachkräftemangel in der Betreuung. Erschwerend hinzu komme laut Raffeiner, „dass die Schweiz Pflegekräfte ‚absaugt’“. Zu den Schwerpunkten der nächsten Jahre gehören auch die Personalentwicklung (Mitarbeiterzufriedenheit, Familie und Beruf, berufsbegleitete Ausbildung und weitere Maßnahmen), eine Optimierung der Verwaltung und weitere Akzente. Mit einem Mitarbeiterstand von über 100 Personen, wobei es sich fast ausschließlich um Frauen handelt, die zu einem Gutteil in Teilzeit arbeiten, gehört das Martinsheim zu den größten Arbeitgebern im Obervinschgau. Bedauert haben Raffeiner und Rinner, dass einige Angebote aufgrund der Corona-Pandemie zum Teil ausgesetzt werden mussten. Worauf sie besonders hoffen, ist eine Rückkehr der vielen Freiwilligen, die im Heim in verschiedensten Bereichen Großartiges leisten. Mit Freude mitgeteilt hat der Präsident dem Gemeinderat, dass das Martinsheim das „Qualitätssiegel für Seniorenwohnheime 4.0“ erhalten hat. Bürgermeister Josef Thurner dankte dem Verwaltungsrat, der Heimführung und dem gesamten Mitarbeiterstab für die Tätigkeiten, speziell auch während der akuten Corona-Phasen.

Ärztepraxis im Visier 

Im Zuge einer Haushaltsänderung hat der Gemeinderat beschlossen, rund 226.000 Euro für den Austausch von Böden im Martinsheim sowie für die Errichtung einer Ärztepraxis bereitzustellen. „Es ist unser Ziel, gemeinsam mit dem Martinsheim und dem Sanitätsbetrieb Ambulatorien für 2 bis 3 Ärzte zu schaffen“, sagte Josef Thurner. Insgesamt sollen dafür ca. 400.000 Euro in die Hand genommen werden. Die derzeitige Gemeindeärzten Raffaela Stocker werde im nächsten Jahr in Pension gehen „und der Arzt Josef Stocker wird ebenfalls nicht mehr lange bleiben“, so der Bürgermeister. 

Josef Laner
Josef Laner
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