„Seit 2019 ist das Verwenden von Injektordüsen verpflichtend vorgeschrieben und es wird auf Wirkstoffe verzichtet, die besonders leicht verfrachtet werden“, so Landesrat Arnold Schuler.

Landesrat Arnold Schuler kontert

„Ein Gesundheitsrisiko ist auf Grund der sehr geringen Mengen auszuschließen.“ Landwirtschaft und Landesregierung sind nicht untätig.

Publiziert in 5-6 / 2021 - Erschienen am 18. Februar 2021

Vinschgau - Landesrat Arnold Schuler lässt die Vorwürfe, die bei der Vorstellung der von PAN Europe in Auftrag gegebenen Studie geäußert wurden, nicht auf sich sitzen. „Die ureigenste Aufgabe der Landwirtschaft ist es, Lebensmittel zu produzieren und diese müssen vor Krankheiten und Schädlingen geschützt werden. Es wird auch weiterhin Pflanzenschutzmittel brauchen, um die Ernten sicherzustellen und die immer größer werdende Bevölkerung zu ernähren. Wir müssen dabei aber weiter bemüht sein, die Pflanzenschutzmittel auf ein Minimum zu reduzieren und alternative Bekämpfungsmethoden zu verwenden.  Dabei sind in den letzten Jahren große Fortschiritte gemacht worden“, schreibt Arnold Schuler in einer Stellungnahme. Ebenfalls müsse die sogenannte Abdrift von Pflanzenschutzmitteln so weit wie möglich vermieden werden, „hier wurden in den letzten Jahren wesentliche Verbesserungen erzielt, um das Miteinander zwischen integrierter Produktion und Bio zu sichern und um mögliche gesundheitliche Risiken weiter zu minimieren.“

„Wir sind nicht untätig“

Zum Vorwurf der Untätigkeit sagt der Landesrat: „Die Sektion Umweltmedizin im Departement für Gesundheitsvorsorge des Sanitätsbetriebes führt, um den maximalen Schutz der Bevölkerung zu garantieren, ein regelmäßiges Monitoring durch. Dies ist einmalig in Italien. Der Sanitätsbetrieb kommt dabei zum Schluss, dass auf Grund der sehr geringen Mengen ein Gesundheitsrisiko auszuschließen ist.“ Es werden seit Jahren Versuche durchgeführt, „um das Phänomen der Abdrift zu verstehen. Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden entsprechend mit den Interessierten besprochen und daraus Maßnahmen abgeleitet. So ist seit 2019 das Verwenden von Injektordüsen verpflichtend vorgeschrieben und es wird auf Wirkstoffe verzichtet, die besonders leicht verfrachtet werden. Die Verbesserungen lassen sich eindeutig nachweisen. So konnten sowohl die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf den angrenzenden Grünlandflächen wie auch jene auf den Kinderspielplätzen deutlich reduziert werden.“

Wie groß sind die Rückstände?

Selbst in der Studie, die von PAN Europe in Auftrag gegeben und finanziert worden ist - basierend auf der Arbeit und dem Aufwand des Sanitätsbetriebes - bestätigt man laut Schuler, „dass die gefundenen Mengen von Pflanzenschutzmittelrückständen sehr gering sind und in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind.“ Während für alle Rückstände, so zum Beispiel auch bei Luftschadstoffen, verursacht durch den Verkehr, Höchstgrenzen vorgesehen sind und diese nicht nur akzeptiert sind, sondern selbst deren Überschreitung „sportlich“ genommen wird, „gilt bei Pflanzenschutzmitteln die Nulltoleranz.“ Schuler: „Selbst der alleinige Nachweis löst Bedenken bzw. heftige Diskussionen aus. Aber auch hier sollten wir die Rückstände einordnen. So werden auf den Flächen der Kinderspielplätze nicht nur Schwermetalle wie Cadmium, Chrom und Blei gefunden. Bei den Untersuchungen auf einem Spielplatz wurden auch Wirkstoffe gefunden, die nicht aus der Landwirtschaft stammen, so ein Wirkstoff, der gegen Zecken oder die Tigermücke eingesetzt worden ist. Dass die Mengen dieses einzelnen Rückstandes in Summe gleich hoch war wie jene aller gefundenen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf allen Spielplätzen zusammen wird in der Studie der Umweltschützer allerdings verschwiegen.“ Stattdessen stelle man Vergleiche mit Rückstandshöchstgrenzen auf Lebensmitteln an, für die es für die entsprechenden Wirkstoffe keine Zulassung - weil nicht in Verwendung - gibt, und somit die Nachweisgrenze gilt. Dass dies mit gesundheitlichen Grenzwerten nichts zu tun hat, „sollte den Autoren klar sein, wird jedoch verschwiegen.“ Zudem müsste für solche Vergleiche wie üblich der Unsicherheitsfaktor miteingerechnet werden. „Die in dieser Studie angestellten Vergleiche sind also fachlich falsch und dienen dazu, die Verhältnismäßigkeiten zu verfälschen. Das ist nicht meine persönliche Einschätzung, sondern wurde von mehreren unabhängigen Experten bestätigt“, so der Landesrat. Zum Thema der Gesundheit der Böden verweist Schuler auf eine Studie zur Lebendigkeit der Böden Südtirols, die die Universität Innsbruck und die EURAC durchgeführt haben. Dabei sind 11 verschiedene Standorttypen untersucht worden. Die Böden des Obst- und Weinbaus schneiden dabei sehr gut ab und landen nach dem Laubmischwald und Nadelwald an der 3. und 4. Stelle, noch vor dem Acker. Der Landesrat abschließend: „Ich will nichts beschönigen und wir werden weiterhin alles unternehmen, um die Rückstände von Pflanzschutzmitteln zu minimieren. Wir sollten aber die Dinge ins richtige Verhältnis setzen und es sollten auch die Bemühungen der Südtiroler Landwirtschaft und der Landesregierung gesehen werden.“

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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