Krieg in Europa? Das kann nicht sein!
Warum es dennoch dazu kam, versuchten der Weltladen Latsch, das Oberschulzentrum und die Marktgemeinde Schlanders zu erfahren.
Schlanders - Der aus Olang, Pustertal, stammenden, freien Journalistin Daniela Prugger gelang es, fast 400 Schüler aus den letzten 3 Oberschulklassen ruhig zu stellen. Möglich wurde dies, weil sich die Jugendlichen Informationen aus erster Hand erwarteten über eine Wahnsinnstat, die den ganzen Planeten in Atem hält und die man bis zum 24. Februar 2022 nicht für möglich gehalten hatte. Prugger war nach Schlanders eingeladen worden, um Fragen der Schülerinnen und Schüler über den Wahnsinn der Invasion Russlands zu beantworten. Dazu hatten die Geschichtelehrer/Innen Fragen zum Leben der Ukrainer mit der russischen Bevölkerung vor dem Krieg, zum Leben im Krieg und zu Friedensbemühungen gesammelt. In einem Podiumsgespräch stellten die Englisch-Lehrer Martin Trafoier und Mirjam Theiner zusammen mit dem Deutsch- und Geschichte Lehrer Emanuel Gemassmer die Fragen der seit 2019 in der Ukraine lebenden Journalistin. Als Obmann des Weltladens erinnerte Richard Theiner an frühere Kontakte in die Ukraine und an die erfolgreiche Spendenaktion des Weltladens für das Kinder-Palliativzentrum in Kiew. In ihrer Einleitung stellte Prugger fest, dass der Konflikt seinen Ausgang mit der Besetzung der Halbinsel Krim durch russische Streitkräfte im Jahr 2014 nahm. Seit Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 seien Tausende von Soldaten auf beiden Seiten gefallen, 12.500 Zivilpersonen zu Tode gekommen, unzählige Dörfer und Infrastrukturen zerstört worden und Millionen von Ukrainern zu Kriegsflüchtlingen geworden. Unter dem Titel „Leben mit dem Krieg“ hatte Daniela Prugger für englisch- und deutschsprachige Medien nicht nur über die Schrecken an der Front, sondern vor allem über das leidgeprüfte Leben der Menschen und Familien in frontnahen Dörfern und Städten. Sie lebe seit 2019 in einem Land, das sich schon Jahre zuvor in einer Art Kriegszustand befunden habe. Prugger beantwortete die vorbereiteten Fragen ebenso wie Fragen aus dem Publikum und von Gesprächsteilnehmern am Podium. Ist es überhaupt möglich, objektiv von einem Krieg zu berichten? Waren Sie selbst von Zensur betroffen? Gab es Anfeindungen Ihnen gegenüber als Journalistin? Wie groß ist die Gefahr, dass sich ein Mensch die Wirklichkeit selbst schafft? Welche Rolle spielen die „Socialmedia“? Wie steht es um die Pressefreiheit? Gemassmer schlug einen vorsichtigen Blick in die Zukunft vor. Zum Thema Szenarien meinte Prugger: Die Ukrainer sehen ihre Zukunft in Europa. Wie könnte der Krieg enden? Indem Russland aufhört anzugreifen. Was fühlen die Menschen? Sie klammern sich an die Hoffnung. Sie sind erschöpft, aber es bleibt ihnen nichts übrig. Zum Abschluss bat Gemassmer um ein Mut machendes Wort oder ein Erlebnis, dass man nicht vergessen kann: „Das Durchhaltevermögen der Zivilbevölkerung ist immens“, meinte Prugger. Oberschuldirektorin Verena Rinner wollte wissen, was der 24. Februar für ein Tag war? Tiefes Schweigen. „Es war der unsinnige Donnerstag.“ Bevor Noah Thanei und der Schulchor John Lennons Friedenslied „Imagine“ aus dem Jahr 1971 anstimmten, kam durch Gemassmer der römische Staatsmann Marcus Tullius Cicero zu Wort: „Der ungerechteste Frieden ist besser als der gerechteste Krieg.“