Klimaschutz und Nachhaltigkeit
12 beispielhafte Projekte waren für Ökologiepreis 2019 nominiert.
TSCHENGLS - „Man darf die Problematik des Klimawandels nicht verharmlosen und es gilt, das eigene Konsumverhalten zu überdenken“, mahnte Josef Gruber kürzlich in der Tschenglsburg. Er ist der Initiator des Ökologiepreises Vinschgau. „Die Problematik des Klimawandels ist schon lange bekannt, die Ausmaße werden aber immer sichtbarer. Die Sorgen der Jugend sind berechtigt“, gestand Gruber. In Zeiten wie diesen gelte es, verstärkt auf Nachhaltigkeit zu setzen. „Alle hier vorgestellten Projekte sind beispielhaft. Dafür bedanken wir uns im Sinne des Allgemeinwohls und sagen ‚macht weiter so‘“, fand er die einleitenden Worte zur diesjährigen Verleihung des Ökologiepreises.
Sieben Trägervereine
Der Preis wird von sieben Vereinen getragen, und zwar dem Alpenverein Südtirol, Bioland, der Umweltschutzgruppe Vinschgau, dem Bund Alternativer Anbauer, Bio Vinschgau, dem Ethical Banking der Raiffeisenkasse Prad-Taufers sowie der Arbeitsgemeinschaft für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Ein Vertreter jeder Organisation befand sich in der Jury, welche die Aufgabe hatte, ein Projekt aus zwölf Vorschlägen auszuzeichnen. „Global denken – lokal handeln“ lautete heuer das Motto. „Die eingereichten Projekte haben uns gezeigt, dass ‚Global denken – lokal handeln‘ machbar ist, es schafft Genugtuung und ist zudem eine Möglichkeit, die dringende ökologische Wende auch wirtschaftlich klug zu gestalten“, betonte Gruber. „Es war schwierig aus zwölf Projekten eines auszuwählen. Aber, wir mussten das so machen. Jedoch sind sämtliche Projekte überaus wertvoll“, erklärte Gruber bei der Siegerehrung und Vorstellung aller Vorschläge in der Tschenglsburg. Für das Siegerprojekt gab es diesmal rund 2.000 Euro. Das Preisgeld wird von den mitwirkenden Organisationen zur Verfügung gestellt.
Preis an Genossenschaft Tschenlgsberg
Der Preis ging an die Genossenschaft Tschenglsberg, einer Kooperation von drei Bergbauernhöfen (Psegg-Hof, Standleir Hof, Vernatsch-Hof). Der Grundgedanke: Das Leben auf den Bergbauernhöfen sichern. So produzieren und vermarkten die drei Höfe gemeinsam ihre Bio-Eier. Rund 1.800 Hennen befinden sich dafür verteilt auf den drei Höfen. „Die Nachfrage übersteigt bereits das Angebot“, erklärte der Obmann Philipp Thoma vom Psegg-Hof vom Tschenglsberg. Mit im Boot sind auch der benachbarte Standleir Hof sowie der Tanaser Vernatsch-Hof. Einerseits könne man mit der Genossenschaft der steigenden Nachfrage nach regionalen und biologischen Lebensmitteln gerecht werden, andererseits eröffne dies den beteiligten Bergbauernfamilien neue Entwicklungsmöglichkeiten und konkrete Zukunftsperspektiven. „Zudem schaffen sie für den Vinschgau einen weiteren konkreten Baustein für die Regionalproduktevermarktung und durch die Nähe von Produzenten und Konsumenten sind kurze Transportwege gegeben“, bewertete die Jury das erfolgreiche Projekt. Die Genossenschaft setze schon jetzt auf weitere Standbeine, wie die Fleischproduktion. Unter anderem werde nun ein Suppenhuhn angeboten.
Bio-Alm und Bio-Pioniere
Vorgestellt und wertgeschätzt wurden aber auch alle weiteren Projekte. Die Fraktion Kortsch wusste etwa mit der Bio-Alm zu überzeugen. Die Fraktion habe sich durchgedrungen, Viehwirtschaft zu betreiben, was für eine „Obstgemeinde“ nicht selbstverständlich sei, hieß es vonseiten der Jury. Die Alm werde nun komplett als Bio-Betrieb geführt. Ein weiteres Projekt ging vom Katholischen Familienverband, Zweigstelle Naturns, aus. Die Idee eines Tauschmarktes für Kinderbekleidung sei sinn- und wertvoll. Hervorgehoben wurden auch die Vinschger Bio-Landwirtschafts-Pioniere. Die „Bio-Revoluzzer“ um Erich Vill, Ägidius Wellenzohn, Sepp Gamper, Peter Tappeiner und Josef Tinzl haben schon vor Jahrzehnten begonnen, neue Wege in der Landwirtschaft zu gehen. Seit mehr als 35 Jahren arbeiten sie mit viel Idealismus im Bio-Bereich, hieß es von der Jury. Erich Vill war auch mit seinem Betrieb selbst nominiert. Gemeinsam mit seiner Frau Anna setzt er auf drei Säulen: Seit jeher führt er seinen landwirtschaftlichen Betrieb nach den biologisch-dynamischen Prinzipien. Zudem wird Urlaub auf dem Bauernhof angeboten. Als dritte Säule bewirtschaften Anna und Erich Vill mit Familie das Landhotel Anna, wo man ebenfalls auf Bio und Regionalität setzt.
Nachhaltigkeit und Innovation
Ein weiteres Beispiel für Nachhaltigkeit und Innovation ist der Sockerhof in Mals. Anna Folie hat diesen 2015 nach ihrem Studium übernommen und setzt auf unbehandeltes Gemüse zum fairen Preis. Von violetten Karotten bis hin zu schwarzen Tomaten werden hier immer wieder Neuheiten produziert. Chemie sucht man dabei vergebens, zudem verzichtet Folie soweit möglich auf den Einsatz von Maschinen. Nominiert war auch das Organisationskomitee der Südtiroler Ritterspiele, wo man unter anderem im Sinne der Müllvermeidung auf Plastik verzichtet hat. Essen gab es auf Porzellan- oder Holztellern, Trinken aus Pfand-Krügen. Der Weinhof Calvenschlössl am Ortsrand von Laatsch war mit seinem Bio-Wein nominiert. Die belgische Familie um Hilde Van den dries baut beim Hof in Laatsch sowie beim Kloster Marienberg auf einer Höhe von fast 1.400 Metern Bio-Wein an. „Viele waren skeptisch. Aber es hat geklappt. Und es wurde ein sehr guter Wein“, so die lobenden Worte der Jury. Nominiert war auch Wolfgang Kapeller, Tierarzt aus Taufers, der sich mit seinem Elektro-Auto auf den Weg zu den entlegensten Bergbauernhöfen macht. Das Oberschulzentrum Schlanders war etwa für die Sensibilisierungsvorträge sowie der Reduzierung von Einwegplastik und vieler weiterer Projekte nominiert worden. Der vom Verein für Kinderspielplätze und Erholung (VKE) ins Leben gerufene Waldkindergarten Wichtelwald setze hingegen voll und ganz auf Naturmaterialien, auf herkömmliches Spielzeug wird verzichtet. Als ein Vorbild für viele Gastbetriebe stellte Josef Gruber das Vegan Hotel La Vimea in Naturns vor. Die Familie Posch setze dabei nicht nur auf vegane Ernährung, sondern verwendet auch ausschließlich Bio-Lebensmitte, in erster Linie aus der unmittlerbaren Umgebung.
„Laden zum Nachahmen ein“
„Sämtliche Projekte laden zum Nachahmen ein“, lobte Gastgeber Karl Perfler, der Wirt der Tschenglsburg, der selbst stets auf Nachhaltigkeit setzt. „Alle Nominierten haben Großartiges geleistet und verdienen unsere Wertschätzung“, betonte auch Josef Gruber. In der Jury habe es rege Diskussionen gegeben. Sämtliche Projekte im Einzelnen werden im Laufe des kommenden Jahres im der Vinschger vorgestellt.