Bei der Vorstellung der Ergebnisse des Apfelsortenzüchtungsprogramms im Versuchszentrum Laimburg (v.l.): Thomas Oberhofer, Georg Kössler, Michael Oberhuber, Arnold Schuler, Walter Guerra und Thomas Mathà.

Kein Sprint, sondern ein Marathon

Bisherige Ergebnisse des Apfelsortenzüchtungsprogramms vorgestellt

Publiziert in 14 / 2019 - Erschienen am 16. April 2019

Laimburg/Vinschgau - Kürzlich hat das Versuchszentrum Laimburg über die bisherigen Ergebnisse des eigenen Apfelsortenzüchtungsprogramms informiert. Der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG und der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VI.P werden die Ergebnisse des Programms in den nächsten 10 Jahren für den Südtiroler Obstbau verwerten. Mehr als mehr als 20 Jahre nach dem Beginn des Züchtungsprogramms gehen die Ergebnisse somit in die Hände der Südtiroler Obstbauern über: Mittels eines öffentlichen Vergabeverfahrens wurden die Verwertungsrechte an den Ergebnissen des Züchtungsprogramms ausgeschrieben. Gewinner der Ausschreibung und damit Lizenznehmer ist eine Bietergenossenschaft, bestehend aus VOG und VI.P. „Für die Vermarktung der Züchtungsarbeit braucht es professionelle Partner“, sagte Agrarlandesrat Arnold Schuler. 

Kompetente Südtiroler Partner

Mit VOG und VI.P seien nicht nur kompetente Partner für die Vermarktung gefunden worden, sondern es handle sich auch um Südtiroler Partner, „die die Ergebnisse der Forschung zum Wohl der Südtiroler Obstwirtschaft ein-
setzen werden.“ „Die Forschung am Apfel ist ein wichtiger Bereich am Versuchszentrum Laimburg. Mit unserer Forschung begleiten wir den gesamten Weg des Apfels von der Züchtung über den Anbau, Lagerung und Verarbeitung bis hin auf den Tisch des Konsumenten“, sagte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber. „Die Sortenzüchtung ist eine jahrzehntelange Angelegenheit, die einiges an Umsicht, Weitblick und Ausdauer erfordert“, erklärte Walter Guerra, der am Versuchszentrum Laimburg das Institut für Obst- und Weinbau leitet und das Laimburger Apfelsortenzüchtungsprogramm koordiniert. In diesem, im Jahr 1997 ins Leben gerufenen Programm kommen klassische Züchtungsmethoden wie die kontrollierte Bestäubung, in Kombination mit innovativen Methoden der molekularen Diagnostik zum Einsatz. Die kontrollierte Bestäubung ist eine händische und sehr akribische Arbeit. Die Blüten einzelner Zweige werden während der Blüte in Baumwollsäckchen verschlossen, um die Verbreitung der Pollen durch Insekten zu verhindern. Der Pollen wird gesammelt, von Blütenblättern befreit und getrocknet, um ihre Pollen zu sammeln. Mit diesem Pollen werden die einzelnen auf dem Baum verbliebenen Blüten händisch bestäubt.

Jede Pflanze ist ein Hybrid

Die Samen der daraus resultierenden Früchte werden ausgesät. Jede neue Pflanze ist ein Hybrid und unterscheidet sich in seinen Charakteristiken von den beiden „ursprünglichen“ Bäumen und von seinen „Geschwistern.“ Jede Pflanze stellt damit eine neue Sorte dar. Die ersten Früchte dieser Hybride erhält man nach fünf Jahren, womit dann die tatsächliche Züchtungsarbeit beginnt. Derzeit stehen über 15.000 verschiedene Hybride in den Feldern des Versuchszentrums Laimburg. Jede Versuchssorte wird mit bereits auf dem Markt erfolgreich bestehenden Sorten verglichen. Dabei werden das Aussehen der Frucht, der Geschmack (Zucker und Säure), die Saftigkeit, die Knackigkeit und die Lagerfähigkeit bewertet. Darüber hinaus werden die Sorten auch auf Resistenzen gegenüber Krankheiten wie Schorf oder Mehltau getestet. Der Direktor der Agentur für die Verfahren und die Aufsicht im Bereich öffentliche Bau-, Dienstleistungs- und Lieferaufträge Thomas Mathà, meinte zum Vergabeprozess: „Es handelt sich hier um das erste öffentliche Vergabeverfahren zur Ausschreibung einer ökonomischen Verwertung dieser Art in Südtirol.“ Man freue sich und sei stolz darauf, „dass das Verfahren korrekt und ohne jegliche Beanstandungen durchgeführt werden konnte.“

„Wichtiger Moment für uns alle“

„Dies ist ein wichtiger Moment für uns alle“, stimmten die Obmänner von VOG und VI.P, Georg Kössler und Thomas Oberhofer, überein. Als Vertreter der Südtiroler Obstbauern hätte man sich bemüht, diese Ausschreibung zu gewinnen „und darum ist es für uns eine große Freude, heute diesen Vertrag unterschreiben zu können. Wir haben nun die Möglichkeit, das Beste aus der jahrelangen Züchtungsarbeit am Versuchszentrum Laimburg herauszuholen”, sagte Georg Kössler. Bis die Konsumenten tatsächlich neue Apfelsorten aus dem Züchtungsprogramm in den Regalen finden werden, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Die Anforderungen an eine erfolgreiche neue Sorte seien hoch, meinte VI.P-Obmann Thomas Oberhofer: „Sie muss sich in ihren Eigenschaften wie etwa dem Geschmack, der Saftigkeit, der Knackigkeit oder in ihrem Aussehen ganz klar von den bestehenden Sorten unterscheiden. Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass sie gegenüber Krankheiten resistent ist, um Pflanzenschutzbehandlungen im Sinne einer nachhaltigen Produktion noch weiter reduzieren zu können. Wir vertrauen auf die Arbeit des Versuchszentrums Laimburg und sind zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren neue Sorten finden können, die wir zum Wohle der Südtiroler Obstbauern verwerten können.“

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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