Irrwege des Grauens

Publiziert in 4 / 2016 - Erschienen am 3. Februar 2016
Schlanders - Die Mutter aus dem Sarntal ist Dienstbotin in Partschins und bringt ihr Kind im Gemeindespital von Schlanders zur Welt. Rosa Maria Teresa Unterweger wächst in Partschins auf und wird als geistig beeinträchtigt in einem Heim in der Nähe von Mailand untergebracht. Sie war 8 Jahre alt. Ein Jahr später wandert sie von Südtirol mit ihrer Mutter ins Deutsche Reich aus. Rosa muss in Mils bei Hall bleiben, ihre Mutter findet Arbeit in Vorarlberg. Rosa ist 11, als sie in die Heilanstalt nach Kaufbeuren überstellt wird. Es werden medizinische Versuche an ihr vorgenommen. Ein Jahr später wird nach Frastanz telegraphiert: „Rosa verstorben“. Mutter Rosa Unterweger lässt telegraphisch antworten: „Beerdigung kann erfolgen. Dienstlich verhindert“. Andreas Conca, Primar der Psychiatrie am Krankenhaus in Bozen, hat die Akten der Gemeindeverwaltungvon Schlanders übergeben. Maria Raffeiner und Armin Schönthaler haben die Dokumentation des „Mordens im Namen der Wissenschaft“ ihren Schülern der 4A des Realgymnasiums zugemutet. Deren Recherchen über die Euthanasie, das „gute Töten der Nazionalsozialisten“, wurden schriftlich festgehalten und vom Künstler Thomas Simeaner symbolisch dargestellt. Rosa Unterweger erhält eine Gedenksäule und „das Grauen ein Gesicht“. Installation, Faltblatt und Ausstellung sind bis 19. Februar in der Bibliothek Schlandersburg zugänglich. S
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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