Rund ein Drittel der Milchviehbauern in Südtirol produziert mittlerweile Heumilch. Auf Silagefutter wird bei dieser Produktionsweise zur Gänze verzichtet.
„Bei der Heumilch liegt die Innovation in der Tradition“, sagte Annemarie Kaser.

Immer mehr Heumilch-Betriebe

Ein Mehrwert für die Berglandwirtschaft. „Bergbauern stehen derzeit stark unter Druck.“

Publiziert in 6 / 2022 - Erschienen am 29. März 2022

Südtirol/Vinschgau - Bei rund einem Drittel der Südtiroler Milchviehbetriebe handelt es sich derzeit um Heumilch-Betriebe. Im Vorjahr wurden ca. 100 Millionen kg Heumilch von über 1.500 Heumilch-Bauern zu den Milchhöfen gebracht. „Die Heumilch und die Heumilch-Produkte sind für die Südtiroler Milchwirtschaft sehr wichtig. Unser Ziel ist es, mit der Heumilch am italienischen Markt noch weiter nach vorne zu kommen und dieses Premium-Produkt noch bekannter zu machen.“ Das sagte Annemarie Kaser, die Direktorin des Sennereiverbandes Südtirol, am 15. März bei der Abschlussveranstaltung des EFRE-Projektes „Heumilch“ im Versuchszentrum Laimburg. Neben dem Sennereiverband und dem Versuchzentrum Laimburg waren auch die Freie Universität Bozen und der Beratungsring Berglandwirtschaft BRING am Projekt beteiligt. Ziel war es, eine standardisierte Methode zur Unterscheidung zwischen Standardmilch und Heumilch zu entwickeln, um dadurch die Authentizität und Unverfälschtheit des Produktes garantieren zu können. „Heumilch hat eine lange Tradition, die Produktionsweise ist nachhaltig und nachvollziehbar“, sagte Kaser. Bei der Heumilch liege die Innovation in der Tradition. Als Heumilch bezeichnet man Milch von Kühen, die ausschließlich mit Gräsern, Leguminosen, Kräutern und Heu gefüttert werden. Der Raufutteranteil (z.B. Heu, Stroh, Spreu) muss in der Jahresration mindestens 75% der Trockenmasse betragen.

Kein Silagefutter

Auf Silagefutter wird zur Gänze verzichtet. Die Heumilch wurde 2016 von der Europäischen Union als „garantiert traditionelle Spezialität“ ausgezeichnet. Die besondere Herausforderung der Forscherinnen und Forscher der Uni Bozen und des Versuchszentrums Laimburg bestand darin, Analysetechniken zur Unterscheidung zwischen Heumilch und Standardmilch zu entwickeln, insbesondere durch den Nachweis von CPFA in der Milch, um die Abwesenheit von Mais- und Gras-Silage in der Ernährung von Heumilch-Kühen zu garantieren. CPFA werden bestimmte Fettsäuren genannt, die von den Kühen über die Silage (fermentierte Futtermittel) aufgenommen werden. Bei 32 Heumilch-Betrieben in ganz Südtirol wurden im Rahmen des dreijährigen Projektes „Chemische Marker in der Milch zum Nachweis von Silagezugabe in Futtermitteln von Milchkühen (Heumilch)“ Proben genommen und untersucht. Bei der Präsentation der Ergebnisse zeigte sich, dass der Großteil der untersuchten Betriebe die Heumilch-Vorgaben einhält.

„Kontrolle ist wichtig“

Kontrolle sei wichtig, sagte Landesrat Arnold Schüler in seinen Grußworten. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wertete er als wichtigen Beitrag für eine erfolgreiche Weiterführung der Produktes Heumilch. „Die Milch ist der Motor der Berglandwirtschaft und die Heumilch ist seit Jahren stark präsent“, sagte Schuler und nannte drei Gründe, warum man mit der Heumilch auf dem richtigen Weg sei: nachhaltige Bewirtschaftung und Umweltschutz, Reduzierung der Abhängigkeit von Importen sowie der wirtschaftliche Aspekt. Auch BRING-Obmann Daniel Gasser sagte, „dass die Heumilch sehr gut angenommen wird.“ Für die Bauern sei der „kleine Zuverdienst“ als Gegenleistung zum Mehraufwand mehr als gerechtfertigt, besonders in Zeiten in diesen, „denn der Kostendruck auf die Berglandwirtschaft ist derzeit hoch.“ Als Mehrwert für die Berglandwirtschaft insgesamt bezeichnete Michael Oberhuber, der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, das Premiumprodukt Heumilch. Er dankte alle Beteiligten, im Besonderen der Gesamtprojektleiterin Daniela Eisenstecken. Andreas Österreicher vom Sennereiverband freute sich, dass die entnommenen Proben fachgerecht aufbewahrt werden und somit weiterhin für Vergleichsanalysen verwendbar bleiben. Einig waren sich Ksenia Morozova und Matteo Scampicchio von der Uni Bozen, die Fachleute des Versuchszentrums Laimburg sowie die Vertreter des Sennereinverbandes und des BRING, dass das Projekt dank des Zusammenspiels kompetenter Partner erfolgreich durchgeführt werden konnte. Nicht unerwähnt blieb, dass die Analysen zum Teil recht aufwendig und kompliziert waren und dass schnelle Analysen derzeit noch ausstehen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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