Die Coronakrise hat die ohnehin sehr prekäre Situation der Ärmsten der Armen in Klakutta weiter verschlechtert. „Die Lage ist katastrophal“, sagt Petra Theiner.
Die Coronakrise hat die ohnehin sehr prekäre Situation der Ärmsten der Armen in Klakutta weiter verschlechtert. „Die Lage ist katastrophal“, sagt Petra Theiner.

Hoffnung auf einen besseren Morgen 

Coronavirus auch in den Slums von Kalkutta - eine Katastrophe

Publiziert in 14/15 / 2020 - Erschienen am 21. April 2020

Kalkutta - Seit 17 Jahren setzt sich Petra Theiner aus Prad mit all ihrer Kraft für die Ärmsten der Armen in Indien ein. Besonders für die Müll- und Straßenkinder in Kalkutta. Bagar ist die größte Mülldeponie der Millionenmetropole. 500 Tonnen Müll werden dort täglich abgeladen. Wie viele Menschen dort unter unvorstellbaren Bedingungen „hausen“, weiß niemand. Petra war selbst vor vielen Jahren heimlich auf diesem Müllberg und hat dort Aufnahmen gemacht. Es war immer verboten, auf diesen Müllberg hinaufzufahren. Keiner wollte diese Bilder preisgeben. Petra bot sich ein Bild des Schreckens. Menschen leben dort inmitten von Dreck und Schlamm. Besonders in der Regenzeit wird dieser Ort zur Hölle. Die Menschen teilen sich den Platz mit Ratten, Hunden und Schweinen. Die Familien hausen unter Plastikfolien, Wellblechen und alten Ziegeln. Jeder sucht nach irgendetwas. Kunststoff, Flaschen, Batterien oder andere wiederverwertbare Dinge, die sie für ein paar Rupien (Cent) verkaufen können. Es zählt nur eines: „Heute überleben, heute den Hunger zu stillen“. Vor 2 Jahren hat der Verein „Hoffnung auf einen besseren Morgen“ endlich nach jahrelangem Kampf mit der Stadtverwaltung die Genehmigung bekommen, eine Trinkwasserversorgung für diese Menschen dort zu bauen. Mit den Spendengeldern aus Südtirol wurde voriges Jahr ein Sprengel am Fuße der Müllhalden gebaut, damit die Menschen endlich von den Ärzten, die der Verein organisiert, untersucht werden können. Es befindet sich eine Schneiderei dort, ein Computerraum und die Ausgabe der Essenspakete findet ebenso dort statt. Auch ein Ambulance-Auto hat der Verein gekauft.

Katastrophale Lage wegen Coronakrise

Und nun kam die Coronakrise. Bei der mit großer Gewalt durchgeführten Ausgangssperre droht den Menschen in den Slums nun der Hungertod. Die Lage vor Ort ist katastrophal. Viele haben Gelegenheitsarbeiten verrichtet, waren Lumpensammler und versuchten so wiederum einen Tag zu überleben. Wie auch bei uns ist das öffentliche Leben gänzlich lahmgelegt. Die Helfer von Don Bosco schleichen sich in aller Früh gegen ca. 3 Uhr zu den Schwarzmärkten und versuchen, Lebensmittel zu bekommen. Die Preise sind dort nun arg in die Höhe geschossen. Im Konvent Don Bosco wird das Essen zubereitet und dann bringen die Helfer es zu den Menschen in den Slums und auf die Müllhalden. Petra: „Kommt es zu einer Polizeikontrolle, werden unsere Helfer und die Leute gewaltsam mit Bambusstöcken geschlagen. Die Aussichtslosigkeit verstärkt sich aufgrund des drohenden Hungers, der mehr Unheil anzurichten vermag als das Coronavirus. Da unsere Müll- und Straßenkinder nicht mehr im Konvent versorgt werden können, ist die derzeitige einzige Möglichkeit, die Helfer zu den Familien zu schicken.“ Auch bei uns stellt das Virus alles auf den Kopf und viele Familien wissen auch nicht mehr wie weiter. Aber dennoch glaubt Petra, „dass bei uns niemand verhungern muss. Bedenken wir, dass alle 5 bis 6 Sekunden ein Kind weltweit an Hunger stirbt. Es ist die Hoffnung, die uns weitertreibt zu helfen“, sagt Petra. „Wir müssen für die Ärmsten weiterkämpfen. Und deshalb ist der Name des Vereins ‚Hoffnung auf einen besseren Morgen‘ so zutreffend.“ Petra bedankt sich für jede, auch noch so kleine Spende.

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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