Geht wählen:mischt euch ein!
Informationen zur Landtagswahl aus erster Hand für Neuwähler im Oberschulzentrum Schlanders
Schlanders - Eingeladen waren Kandidaten von 14 politischen Parteien. Immerhin hatten sich 9 nach Schlanders gewagt. Ihnen saßen 150 Schüler der 4. und 5. Klassen des Realgymnasiums, Sprachengymnasiums und der beiden Fachoberschulen für Technik und Wirtschaft gegenüber. Überthemen im Oberschulzentrum waren „wirtschaftliche Entwicklungen“ und „Aussichten für Schülerinnen und Schüler“. Direktorin Verena Rinner nannte es eine Kernaufgabe der Schule, Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen. Sie dankte Professor Manfred Zöggeler für Organisation und Moderation. Den Kandidaten am Podium standen 5 bis 7 Minuten Zeit für ihre Ausführungen zur Verfügung. „Uns als Fachgruppe ist es wichtig, dass ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, wählen geht“, eröffnete Zöggeler die Runde.
Es droht die Verwaltung des Mangels
Der Vöraner Matthias Alber, Team Köllensberger, sah für die gutgehende Südtiroler Wirtschaft harte Zeiten zukommen wegen des Fachkräftemangels vor allem beim Handwerk. Von der Süd-Tiroler Freiheit fand Peter Gruber, Lana, dass der Aufschwung der Südtiroler Wirtschaft nicht bei den Arbeitnehmern angekommen ist. Er empfahl Steuervorteile und finanzielle Anreize, um junge Südtiroler nach Südtirol zu locken. Als „richtiger Vinschger“ möchte sich der freiheitliche Bergbauer Werner Perkmann, Latsch, dafür einsetzen, schon in der Mittelschule Kontakte zu den Betrieben zu pflegen. Der alleinerziehende Stefan Bacher aus Lana, BürgerUnion, wies auf das Verkehrschaos und auf die hohen Energiekosten für Unternehmer hin. Für den Schlanderser Bürgermeister Dieter Pinggera, Südtiroler Volkspartei, war ganz klar: „Das Lohnniveau muss der Wertschöpfung angepasst werden.“ Der demographische Wandel mit leergefegtem Arbeitsmarkt, mit Mangel an Fachärzten, Pflegepersonal und Lehrern sei die Herausforderung der Zukunft. Der ehemalige Landesangestellte Hanspeter Staffler, Grüne, meinte sinngemäß: Damit Studierende in das kleine Südtirol zurückkommen, brauche es nicht nur Geld, sondern Respekt vor Mensch und Natur, Solidarität gegenüber den Schwachen, auch gegenüber den Geflüchteten, und die Mehrsprachigkeit. Der Meraner Gemeinderat David Augscheller, Vereinte Linke, sah in sozialer Gerechtigkeit und Umverteilung von Reichtum Probleme, aber auch die Lösungen für die Zukunft. Von der Lega erklärte der Unternehmer Sergio Armanini: „Wir müssen zusehen, jungen Menschen die besten Wege zu zeigen und ihnen nicht empfehlen, ein Angestelltenverhältnis einzugehen.“ Die einzige Frau am Podium, die Gemeindepolitikerin Dunja Tassiello aus Schlanders, Partito Democratico, sah im Proporz und in der Pflicht zur Zweisprachigkeit ausschlaggebende Gründe für den Ärztemangel. Sie riet den Jugendlichen, den Politikern nicht alles zu glauben.
Politiker mussten Farbe bekennen
Die lebhafte Diskussion setzte mit der unterschiedlichen Größe eines Parteilogos und mit viel Gelächter ein. Danach zogen die Jungwähler allerdings sämtliche Register. Es kamen die Belastungen der Unternehmer, die öffentlichen Ausschreibungen, die regionalen Kreisläufe, der Ausstieg aus Monokulturen, das in Frage gestellte Krankenhaus von Schlanders, Maßnahmen gegen den Ärztemangel, Möglichkeiten und Auswirkungen der Digitalisierung und die Doppelstaatsbürgerschaft zur Sprache. „Am meisten "Leben in die Bude" brachte eine Maturantin mit der Feststellung: „Ich sehe keinen Sinn darin, nach Südtirol zurückzukehren, wenn meine Ausbildung hier nicht anerkannt wird.“ Lega-Vertreter Armanini kündigte an, demnächst mit Innenminister Salvini darüber zu reden. Von der Vereinten Linken erklärte Augscheller, dass es ein europaweites Problem sei. Gruber, Süd-Tiroler Freiheit, verwies auf einen Beschlussantrag seiner Partei im Landtag, alle österreichischen Studientitel von Südtirolern automatisch in Italien anzuerkennen. Pinggera, SVP, bedauerte, dass die Anerkennung nicht auf Landesebene angesiedelt sei. Es habe sich nur im Bereich Fachärzte etwas Positives getan. Alber, Team Köllensberger, versprach, in Rom Druck zu machen; es bestünden Verbindungen. Perkmann, Freiheitliche, zeigte sich überzeugt, dass von den Kollegen in Österreich Druck für die Anerkennung der Studientitel gemacht werde und dass sich nach den Europawahlen vieles ändern werde. Tassiello, PD, fragte: „Warum nicht einfach in Italien studieren? Außerdem habe Südtirol das Geld, eine Uni für Medizin zu eröffnen. Staffler, Grüne, meinte, es seien eben Grenzen im Kopf abzubauen, um in der EU mit den Anerkennungen weiterzukommen. In dieser Frage seien alle nationalistischen Töne kontraproduktiv.