Für freien Journalismus
Gabriel-Grüner-Stipendium und -Schülerpreis 2022
Mals - „Freier Journalismus ist die beste Medizin gegen Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch“, sagte die Journalistin und Journalisten-Ausbildnerin Susanne Fischer am 21. Oktober in einer Video-Zuschaltung aus Hamburg in das Malser Kulturhaus. Dort fand die diesjährige Verleihung des Stipendiums und des Schülerpreises im Gedenken an Gabriel Grüner aus Mals statt. Der „Stern“-Reporter war am 13. Juni 1999 zusammen mit dem Fotografen Volker Krämer und dem Dolmetscher Senol Alit im Kosovo ermordet worden. Die Reporter-Agentur „Zeitspiegel“ rief bereits 1999 an Garbriel-Grüner-Stipendium ins Leben, um die Erinnerung an den Kriegsberichterstatter wachzuhalten. Susanne Fischer wartete in ihrem Festvortrag mit berührenden persönlichen Erinnerungen an Gabriel Grüner auf. Gabriel habe stets den Drang gehabt, in die Welt aufzubrechen: „Er war immer auf der Suche nach dem Warum von Kriegen und Konflikten.“ Würde Gabriel noch leben, wäre er sicher in die Ukraine gereist, um dort nach der Wahrheit zu suchen und unabhängig aus dem Kriegsgebiet zu berichten.
Freiheit, Demokratie und Menschenrechte
Das Gabriel-Grüner-Stipendium 2022 konnten die Journalistin Helena Weise und die Fotografin Paulina Metzscher aus Deutschland entgegennehmen. Sie hatten sich mit den Hintergründen der Flucht russischer Frauen und Männer befasst, die in Tiflis in Georgien im Exil leben. Den jungen Reporterinnen ist es gelungen, während ihrer Recherchen und Interviews in Tiflis ein beindruckendes Bild von der russischen Exilgemeinschaft in Georgien zu zeichnen. Wie Peter Grüner, ein Bruder von Gabriel, in seiner Laudatio unterstrich, ergreifen Menschen immer dann die Flucht, wenn ihr Leben in Gefahr ist. Dieser Gefahr gehe immer der Verlust von Freiheit voraus. Verfolgungen, wie sie viele Menschen in Russland und anderen Ländern erleben müssen, wo Staatsterrorismus und Menschenrechtsverletzungen vorherrschen, sind aufzuzeigen und öffentlich zu machen: „Engagierter Journalismus muss das Gebot der Stunde sein.“ Unabhängiger und freier Journalismus sei eine wirksame Waffe gegen Unfreiheit, Machtmissbrauch, Homophobie und Verfolgung und zugleich ein wichtiges Instrument für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte.
Zwei Schülerpreise
Den Gabriel-Grüner-Schülerpreis für Reportagen 2022 erhielten heuer ausnahmsweise zwei Teams. Einmal Aaron Munter und Moritz Florian von der TFO Bozen mit ihrer Reportage „Simon, der Retter, ist da!“, in der über den Alltag eines Notarztes berichtet wird, und einmal Katharina Lamprecht und Miriam Schwienbacher vom Sprachengymnasium Schlanders mit „Die Clown-Medizin“. In dieser Reportage wird über zwei Medical Clowns im Schlanderser Krankenhaus berichtet. Gertrud Verdorfer, die Direktorin der Pädagogischen Abteilung der Bildungsdirektion, würdigte in ihrer Laudatio nicht nur die zwei Reportagen, sondern hob auch den Wert des Schülerpreises insgesamt hervor: „Die jungen Menschen lernen in Begleitung von Lehrpersonen und Journalisten, wie man recherchiert, schreibt und fotografiert.“
„Tolle Initiative“
Der Malser Bürgermeister Josef Thurner bezeichnete die jährliche Verleihung des Stipendiums und Schülerpreises als eine tolle Initiative und einen Höhepunkt im Malser Jahresverlauf. Es sei gut, „dass junge Leute über den gewohnten Tellerrand hinausschauen und hinausdenken, dass sie sich engagieren und uns mit ihren Reportagen einen Einblick in Dinge geben, die man im Alltag so nicht sieht.“ Einen besonderen Dank zollte Thurner der dem Bildungsausschuss Mals mit dem Vorsitzenden Michael Pinggera an der Spitze. Die Stipendiums- und Schülerpreisvergabe ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bildungsausschusses, der Gemeinde Mals, der „Zeitenspiegel Reportagen“, der Wochenzeitschrift ff und der Deutschen Bildungsdirektion des Landes. Für die musikalische Umrahmung sorgte heuer die „Klarinettnmusi“, moderiert hat wiederum Roman Drescher.