Auf dem Plaz Grond mischten sich die Mitglieder des insgesamt 7-köpfigen Schweizer Bundesrates unter die Bevölkerung.
Angestoßen hat der Bundespräsident auch mit Roselinde Gunsch (rechts), der Bürgermeisterin von Taufers im Münstertal.
Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti, Bundespräsident Ignazio Cassis und der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff (v.l.)

Für einen Tag Bundeshauptstadt

Schweizer Regierung tagt in Müstair und trifft sich mit der Bündner Bevölkerung.

Publiziert in 19 / 2022 - Erschienen am 25. Oktober 2022

Müstair - Er hätte am 12. Oktober eigentlich zu seinem letzten Arbeitstag als Kammerabgeordneter nach Rom fahren sollen, doch Albrecht Plangger zog es vor, an diesem Tag als Mitglied der „Jagdhornbläsergruppe Hirschruf Graun“ in Müstair mit dabei zu sein. Der Grund war mehr als gebührend, denn am 12. Oktober war nicht Bern die Schweizer Bundeshauptstadt, sondern das kleine Val Müstair in Graubünden. Dass es ein besonderer Tag für Müstair und das ganze Tal werden würde, war schon am Morgen zu hören, als kurz nach 7.30 Uhr drei Helikopter im „Gänseflug“ eintrafen und nicht unweit des Kloster St. Johann landeten. Ausgestiegen sind der Bundespräsident Ignazio Cassis und die weiteren Mitglieder des insgesamt 7-köpfigen Schweizer Bundesrates. Die Schweizer Regierung hatte schon im Sommer 2010 begonnen, Sitzungen außerhalb des Bundeshauses in Bern abzuhalten, um mit den politischen Vertretern und mit der Bevölkerung der Kantone zusammenzukommen. Als Ort für die 17. Sitzung „extra muros“ hatte der Bundespräsident Ignazio Cassis den Kanton Graubünden ausgewählt. Er hatte für sein Präsidialjahr das Motto „Innovation und Vielfalt“ ausgewählt. Im Anschluss an die Sitzung im Kloster St. Johann und an eine Aussprache mit dem Regierungspräsidenten des Kantons Graubünden, Marcus Caduff, mit Bündner Regierungsräten sowie mit der Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti wurden die Politikerinnen und Politiker von der Schuljugend mit Glockengeläut, wie man es vom Frühlingsbrauch „Chalandamarz“ her kennt, zu einem öffentlicher Apéro zum Plaz Grond begleitet. „Wir sind eine Gemeinde mit nur rund 1.400 Einwohnern, aber was die Vielfalt in den verschiedenen Bereichen betrifft, so können wir schon ein bisschen stolz sein,“ sagte Gabriella Binkert Becchetti in ihren Grußworten. Sie nannte etwa die Vielfalt der Sprachen, die Biosfera Val Müstair, das Klosters St. Johann als UNESCO-Welterbe, den Schweizerischen Nationalpark oder auch besondere Persönlichkeiten wie den ehemaligen Skilangläufer Dario Cologna. Aber auch Herausforderungen und Probleme, mit denen sich die Berggemeinde konfrontiert sieht, ließ die Gemeindepräsidentin nicht unerwähnt. Konkret nannte sie u.a. die Naturgewalten und die Abwanderung. Einen „Zaubertrank“ für die Lösung dieser und weiterer Anliegen gebe es zwar nicht, wohl aber kenne sie einige „Zutaten“ bzw. „Ingredienzien“ für diesen Trank. Wie Binkert Becchetti dem der Vinschger bestätigte, erhoffe man sich für mehrere Anliegen die Unterstützung der Bundes- bzw. Kantonsregierung. Unterstützung brauche es etwa im Bemühen, die Grenzwache in Müstair weiterhin zu erhalten. Wichtig seien auch die Projekte „La SASSA“ (Feriendorf) und eine Ganzjahres-Kabinenumlaufbahn im Skigebiet Minschuns. Im Bereich Energie würde sich das Val Müstair über einen Anschluss an das Fernwärmenetz von Taufers im Münstertal (SEG) freuen. Laut Ignazio Cassis wolle der Bundesrat mit der Sitzung in der Val Müstair seine Wertschätzung den Berggebieten gegenüber zum Ausdruck bringen und die Vielfalt, wie es sie im Besondern im Val Müstair, am östlichsten Rand der Schweiz, gibt, würdigen. Ob es einem Bürger aus Taufers gelungen ist, vom Präsidenten eine Antwort auf einen Brief zu erhalten, den die Tauferer 1919 (!) an den damaligen Bundespräsidenten geschickt hatten, ist offen. Im Brief war sinngemäß angefragt worden, ob Taufers nicht zur Schweiz wechseln könne, nachdem Südtirol 1919 an das Königreich Italien gefallen war. - Auch Bürgerinnen und Bürger aus Taufers im Münstertal, unter ihnen auch Bürgermeisterin Roselinde Gunsch, nutzten die Gelegenheitt, mit Mitgliedern des Bundesrates und Bündner Regierungsvertretern direkt ins Gespräch zu kommen. Musikalisch mitgestaltet haben den Umtrunk und das Treffen auf dem Plaz Grond Mitglieder der „Jagdhornbläsergruppe Hirschruf Graun“, das Duo David Frank und Marc Perin sowie die Alphorngruppe „Ils Infernals Val Müstair“.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.