Flaggenzwickmühle
Publiziert in 1 / 2016 - Erschienen am 14. Januar 2016
Es ist nur ein Stück Stoff. Es sind nur Farben. Und doch hängt so viel daran. Eine Flagge ist ein Symbol, das Menschen, ein Land und ihre gemeinsame Geschichte verbindet – und als solches ist es nicht beliebig. Dass in der italienischen Trikolore 2006 per Gesetz das Tomaten- dem Scharlachrot und das Wiesen- dem Farngrün weichen musste, darüber kann man sicherlich schmunzeln. Aber wer 1932 in Deutschland Schwarz-Weiß-Rot hisste, war kein Demokrat; wer 1956 in Ungarn das Wappen aus der Flagge schnitt, war kein Kommunist; und wer 2011 in Libyen an der grünen Flagge festhielt, war wohl ein Anhänger von Diktator Gaddafi. Hinter jeder Flagge steht eine bestimmte Überzeugung. Seit 20 Jahren wird in Italien alljährlich am 7. Jänner der Tag der Trikolore begangen. Auch heuer sollten alle öffentlichen Gebäude entsprechend beflaggt werden. Dass dies nicht allen Südtirolern gefällt, überrascht nicht. Wesentlich gravierender aber als ein legales Symbol dieser Art ist, dass es hier immer noch genügend faschistische Symbole und Relikte gibt, die nicht nur einmal pro Jahr fehl am Platze sind. z
Christian Zelger