Im Bild (v.l.): Gabriel Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft in München, MIVOR-Obmann Thomas Oberhofer und Gernot Häufler (Raiffeisen Landesbank); Foto: Raiffeisen

„Europa muss sich wieder auf Kernkompetenzen konzentrieren“

Publiziert in 45 / 2016 - Erschienen am 14. Dezember 2016
Latsch - Zur heurigen Herbstveranstaltung des Raiffeisen InvestmentClubs wurde Professor Gabriel Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft in München, eingeladen. Am 29. November referierte Felbermayr im Unternehmen Intercable GmbH in Bruneck und am 30. November am Sitz der Obstgenossenschaft MIVOR in Latsch. Felbermayr referierte über jene Dinge, die Europa derzeit in Atem halten. Er zeigte auf, wie Europa wieder aus der Krise kommen kann. Flüchtlingskrise, Negativzinsen, Brexit und die Frage „Neues Europa: Welche sind die wichtigsten Entscheidungen?“ beschäftigen Südtiroler Unternehmer/innen und Investoren gleichermaßen. Dies zeigte das große Interesse an den Veranstaltungen in Bruneck und Latsch, die beide ausgebucht waren. Die Aussagen des Wirtschaftsexperten Felbermayr, der neben der deutschen und der österreichischen Bundesregierung auch das deutsche und das europäische Parlament, die EU-Kommission und die Weltbank berät, sind klar: „Wenn Europa seine Stellung in der Welt nicht verlieren will, braucht es eine glaubwürdige Politik.“ Die Regeln, die sich Europa - oft auch in schwierigen Prozessen - gegeben hat, werden ihm zufolge oft nicht eingehalten: „Der Stabilitäts- und Wachstumspakt ist, seit es ihn gibt, 165 Mal gebrochen worden. Anderen Regeln geht es nicht besser“, so Felbermayr. Es gehe auch um die Frage, wie Regierungen dazu gebracht werden können, nicht über den Verhältnissen zu leben: „Wenn wir die Zinsen so gestalten, wie das heute der Fall ist, sodass die EZB systematisch über ihr Mandat geht und dem Zinsmechanismus seine Kraft entzieht, dann werden die Regierungen keine Anreize spüren, Reformen zu machen.“ Europa müsse sich wieder mehr auf seine Kernkompetenzen konzentrieren: „Warum Europa zum Beispiel Agrarpolitik macht, lässt sich ökonomisch nicht rechtfertigen. Das können auch die Provinzen oder die Nationalstaaten machen. In Bereichen wie Grenzschutz hingegen braucht es wesentlich mehr Europa, damit Schengen funktionieren kann“, so der Referent. Auch mit Ratschlägen für Kleinsparer wartete er auf: „In den derzeit schwierigen Zeiten für Anleger gibt es nach wie vor die Tendenz, in echte Sachwerte zu investieren, wie Immobilien, aber auch Gold und Rohstoffe. Als Kleininvestor kann man hier mit einsteigen, wenn man zum Beispiel Zertifikate auf Gold oder andere Rohstoffe kauft.“ Mit den Veranstaltungen in Bruneck und Latsch wollte der Raiffeisen InvestmentClub nicht nur aktuelle Marktinformation über Geld und Anlage liefern, sondern auch den Zugang zu zwei bedeutenden Südtiroler Unternehmen ermöglichen. Das Technologieunternehmen Intercable ist international tätig und entwickelt neben Spezialwerkzeugen innovative Lösungen für Hybrid- und E-Fahrzeuge. Die MIVOR in Latsch ist Europas größter Obstverarbeitungsbetrieb. Obmann Thomas Oberhofer veranschaulichte vor Ort, wie die Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte der Mitglieder effizient abgewickelt wird. red
Redaktion

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.