Im Bild (v.l.): Bibliotheksleiter Raimund Rechenmacher, KVW-Bezirksobmann Heinrich Fliri, Referentin Karin Pörnbacher und Koordinator Robert Peer.

Essen und Trinken bei Demenz

Auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz ist eine ausgewogene Ernährung wichtig.

Publiziert in 17 / 2022 - Erschienen am 27. September 2022

Schlanders - Essen und Trinken sind ein sinnliches Erleben und Teil eines sozialen Miteinanders. Dies betonte kürzlich Karin Pörnbacher, langjährige Mitarbeiterin in der Memory Clinic in Bozen, beim „Gedächtnisstübele“ in der Bibliothek Schlandersburg. Die Treffen zu verschiedenen Themen zur Demenz werden vom Netzwerk „Demenzfreundlicher Vinschgau“ organisiert, eine im Jahr 2018 entstandene Initiative des KVW Vinschgau mit der ASAA (Alzheimer Südtirol Alto Adige), der Bezirksgemeinschaft Vinschgau mit dem Gesundheitsbezirk Meran und den fünf Vinschger Seniorenwohnheimen als Partner. Koordinator ist Robert Peer, ehemaliger Pflegedirektor im Gesundheitsbezirk Meran.

Menschen mit Demenz können vergessen zu essen und zu trinken 

Sie erinnern sich nicht mehr, wann sie was und wie viel zuletzt gegessen haben. Das führt dazu, dass sie entweder ohne Pause essen oder behaupten, schon gegessen zu haben. Es kann auch vorkommen, dass Speisen nicht mehr erkannt werden oder dass der Umgang mit dem Besteck sowie Tischsitten vergessen werden. Das sei für alle Beteiligten nicht einfach, erläuterte Karin Pörnbacher. Sie zeigte anschaulich auf, wie man das Verhalten und die Probleme der Menschen mit Demenz bei der Aufnahme von Nahrung richtig deuten und verstehen kann. Aspekte, die das Essen und Trinken erschweren, können Kau- und Schluckstörungen, die Angst sich zu verschlucken, Probleme im Mundbereich oder Husten bis hin zum Verlust von Fertigkeiten und Kompetenzen und das Vergessen des Handlungsablaufes sein.

Lieber süß als sauer

Ablenkbarkeit durch Außenreize oder ein veränderter Geruchs- und Geschmackssinn können ebenfalls die Nahrungsaufnahme erschweren. Auffallend sei, dass Menschen, die von Demenz betroffen sind, saure, scharfe Sachen nicht gerne essen, während sie süße Speisen lieben. Ein Ziel müsse es sein, dass Menschen mit Demenz möglichst regelmäßig und angemessen und so lange wie möglich selbständig essen und trinken. Sogar mit der Hand in den Mund zu essen sei besser als das Einschöpfen. Es brauche beim Essen eine entspannte Atmosphäre sowie Kontraste bei der Tischgestaltung, da die Tiefenwahrnehmung fehlt. Appetitfördernd können sensorische Reize, Lieblingsgerichte von früher oder kleine Häppchen auf den Tag verteilt sein. Unbedingt notwendig sei es, ausreichend zu trinken. Dabei können ein ständig gefülltes Glas und das Zuprosten hilfreich sein. Externe Betreuungspersonen sollten die Biografie und Essgewohnheiten der ihnen anvertrauten Menschen mit Demenz kennen. 

Regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Demenz

In der Diskussion kam die Frage nach einer Selbsthilfegruppe im Vinschgau auf. Da es noch keine gebe, werde das Netzwerk „Demenzfreundlicher Vinschgau“ immer wieder aktiv, so Robert Peer. „Wir wollen die Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz verbessern, indem wir durch regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsangebote und Sensibilisierungskampagnen das Thema Demenz zugänglich machen. Dadurch können wir gemeinsam mit Experten Fragen von Angehörigen und interessierten Personen beantworten, Ängste und Vorurteile abbauen und gezielte Informationen geben. Es ist unser Ziel, dass im Vinschgau Menschen mit Demenz verstärkt am öffentlichen Leben teilhaben, und wir wollen Demenz thematisieren, denn Demenz kann jeden von uns treffen. Demenz ist eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir gemeinsam begegnen wollen!“ 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.