Eine Lanze fürs Handwerk brachen Heide Zeiringer, Philipp Achammer, Ulrich Wallnöfer, Markus Bernhard, Josef Nestl, Ingrid Daprá, Evi Keifl und Virginia Tanzer (v.l.)

Es ging um Anerkennung und Qualitätsbewusstsein

Publiziert in 23 / 2014 - Erschienen am 18. Juni 2014
Das „Ausbilder- und Meisterforum“ an der Berufsschule Schlanders sollte für die Meisterausbildung begeistern und um Anerkennung werben. Schlanders - Berufschuldirektorin Virginia Tanzer durfte mehrfach aufatmen. Einmal, weil überraschend viele ­Besucher das „Bildungsforum“ dem heimischen Grillabend vorgezogen hatten, zweitens weil neben Landesrat Philipp Achammer und LVH-Präsident Gert Lanz auch die steirische Unternehmerin Heide Zeiringer und ihre PR-Chefin Monika Nagele voll des Lobes waren. Tatsächlich hatte Peter Paul Spechtenhauser als Koordinator für Weiterbildung an der Berufsschule Schlanders weit über 100 Besucher gezählt zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern, Vertretern der Handels- und Dienstleister, des Köcheverbandes, der Politik und der Berufsschullehrer. Als Ziele des Treffens gab Direktorin Tanzer eine „Sensibilisierung der Gesellschaft für Qualität und Kompetenz der beruflichen Ausbildung“ an. Für den „Südtiroler Meisterbund“ blickte Markus Bernhard aus Montan über die Grenze und wies auf die Möglichkeiten der Handwerksmeister in Bayern hin. Nach dem Impulsreferat „Meister können mehr“ durch die Direktorin des Amtes für Lehrlingsausbildung und Meisterprüfung, Cäcilia Baumgartner, erkundigte sich Moderatorin Evi Keifl bei der Prader Unternehmerin Elke Zoderer nach dem Stellenwert des Meisters in ihrem Betrieb. Der Fachlehrer Bau Andreas Lampacher nannte die Kommunikation als wichtigste Kompetenz eines angehenden Meisters. Die österreichische Sicht auf die „Persönlichkeitsbildung der Lehrlinge“ vermittelte Monika Nagele aus Murau in der Steiermark. Es geht um Gleichwertigkeit In der anschließenden Podiums­diskussion stellte Moderatorin Keifl an Heide Zeiringer, Unternehmerin Murau, Ulrich Wallnöfer, Weinhaus Meran, Markus Bernhard, Obmann des Meisterbundes und der Berufsgruppe Bau im LVH, Josef Nestl, Hotelier in Dorf Tirol, und an Ingrid Daprá, Graphikerin und Trainerin im Fach Berufspädagogik, die Fragen: „Was hat der Betrieb davon, wenn er auf Meister setzt?“ und „Wie können Lehrlinge zur Meisterausbildung angeregt werden?“ Die Antworten richteten sich nach der Optik des jeweiligen Unternehmers. Zeiringer empfahl Schnuppertage in den Betrieben. Nestl sah im Meister eine ausgebildete Führungskraft. Wallnöfer regte an, den Hausverstand in der Berufsschule zu pflegen. Bernhard sah zur Zeit kaum Möglichkeiten, in klein strukturierten Betrieben Meister zu beschäftigen. Daprá glaubte, dass ohne Erfahrungen in „Berufspädagogik“ keine Meisterausbildung gelingen kann. Landesrat Achammer versprach, sich für die Gleichwertigkeit der handwerklichen und akademischen Berufsfindung einzusetzen. Dass diese Gleichwertigkeit noch lange nicht erreicht wurde und dass die mangelnde Anerkennung der handwerklichen Berufe durchaus gefühlt wurde, machten die Diskussionsbeiträge aus dem Publikum deutlich. So wurde angemerkt, dass man sehr wohl gewillt sei, hohe Studiengebühren für eine universitäre Ausbildung zu tragen, während eine prak­tische Ausbildung wenig kosten dürfe. Andreas Nagl, LVH-Bezirksobmann Untervinschgau, stellte fest, dass dem Handwerk meist nur von Funktionsdiagnosen stigmatisierte Schüler blieben und dass in den Medien ein Unternehmerbild kaum mit dem Handwerk in Verbindung gebracht werde. „Geringe gesellschaftliche Akzeptanz“ Auch Maria Niederstätter, Baumaschinenenvermietung, und Hans Moriggl, Unternehmerverband Vinschgau, stellten eine geringe gesellschaft­liche Akzeptanz des Handwerks fest. Die Grundschullehrerin Andrea Pircher fragte, warum es nur Maturabälle, aber keine Lehrlingsbälle gäbe. Josef Moser, Tischler in Laas, möchte neben der fachlichen mehr Ausbildung im verkaufstechnischen Bereich. Fachlehrer Maler Walter Gemassmer stellte fest, dass die Industrie massiv gefördert werde, aber das Handwerk gut genug sei, entlassene Industriearbeiter aufzunehmen. Als Schlusspunkt sprach Landesrat Achammer ein für Handwerker positives Beispiel aus Gsies an: Beim Umbau der dortigen Schule seien die Handwerker von Anfang an in die Planung involviert gewesen. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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