Es gibt keine Seerose ohne Teich
Schlanders - „Ebenso gibt es keinen Artenschutz ohne einen Schutz des Lebensraumes“. Dies sagte Wolfgang Platter, ehemalige Direktor des Nationalparks Stilfserjoch, am vergangenen Samstag bei der Vorstellung des von ihm verfassten Begleitbuches zum Besucherzentrum avimundus in Schlanders. In der Fußgängerzone im Ortszentrum erschließt das fünfte Besucherzentrum des Nationalparks die faszinierende Welt der Vögel, wobei die artenreiche Sammlung von Vogelpräparaten von Hansjörg Götsch das Herzstück der Ausstellung bildet. Avimundus ist eine Bildungs- und Erlebniseinrichtung für Schlanders und darüber hinaus. Das Begleitbuch in italienischer und deutscher Sprache soll eine Ergänzung zur Ausstellung sein und insbesondere Schulklassen und ihren Lehrpersonen als Vor- und Nachbereitung dienen. Das 155 Seiten umfassende Werk beschreibt im ersten Teil den Lebensraum der Vögel von der Talsohle bis zu den alpinen Felsen, von den Siedlungsräumen bis hin zu Vinschger Kleinodien. Ein Bericht ist den Fledermäusen gewidmet, von denen es zwei Kinderstuben in den Kirchtürmen von Schlanders und Vetzan gibt. Die Wiederansiedlung des Bartgeiers und das seit 1986 alpenweite Monitoring ist ein weiterer Themenschwerpunkt im Buch. 62 Bartgeierpaare wurden erfasst, davon leben fünf im Vinschgau. Dem Vogel als Lebewesen, der Feder, dem Vogelei und den Vogelstimmen ist ein weiterer Beitrag im Buch gewidmet. Abschließend schildert der Autor Wolfgang Platter noch einige Etappen aus der Geschichte des Nationalparks Stilfserjoch.
Avimundus unter neuer Führung
Mit Birgith Unterthurner aus Rabland hat das Nationalparkhaus avimundus die „Traumbesetzung“ gefunden, zeigte sich Bürgermeister Dieter Pinggera bei der offiziellen Vorstellung der neuen Leiterin hocherfreut. Birgith Unterthurner hat an der BOKU Wien Wildtierökologie und -management studiert und anschließend in Schweden ihre Abschlussarbeit über Wattvögel gemacht. Dort wurde ihre Passion für die Vogelwelt geweckt. An der Eurac in Bozen hat Birgith Unterthurner ein Forschungsprojekt zu jagdbaren Wildarten geleitet, bevor sie als Direktionsassistentin im Südtiroler Jagdverband tätig war und dort die Umweltbildung aufgebaut hat. Seit drei Jahren sitzt Birgith Unterthurner zudem im Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz Südtirol. „Mein Ziel ist es, ein abwechslungsreiches, spannendes Programm für Besucher, Familien und Schulklassen auszuarbeiten, Exkursionen und Workshops durchzuführen und so mit unseren Angeboten Schlanders und den Vinschgau zu bereichern“, verrät die neue Leiterin von avimundus. „Hier finde ich die Verbindung all meiner Leidenschaften: Vögel, Umweltbildung und den Kontakt mit Menschen“. Im unteren Stockwerk seien die Vögel, die der Kursvorbereitung für die Jägerprüfung dienen, systematisch ausgestellt. In Zusammenarbeit mit dem Leihgeber Hansjörg Götsch können hier angehende Jägerinnen und Jäger ausgebildet werden, so Birgith Unterthurner.
Bartgeier gerät in Stromleitung
Der Bartgeier wurde um 1930 als vermeintlicher Lämmerdieb gnadenlos abgeschossen. „Der Bartgeier bildet jedoch das letzte Glied einer Nahrungskette, denn er ist ein reiner Aasfresser, der dank bestoßener Almen und vieler Wildtierarten bei uns überleben kann“, so Wolfgang Platter. Zwischen 2000 und 2009 wurden im Marteller Schludertal insgesamt elf Jungtiere ausgewildert, deren Nachkommen man nun öfters im Vinschgau beobachten kann. Einem adulten Bartgeier wurde in Taufers im Münstertal eine Stromleitung zum Verhängnis. Diesem traurigen Ereignis ist es zu verdanken, dass avimundus seit kurzem nicht nur einen infantilen Bartgeier, sondern auch ein ausgewachsenes Exemplar in Gratis-Nutzungsleihe ausgestellt hat. „Das schönste Exemplar gehört ins schönste Haus“, zeigte sich Bürgermeister Dieter Pinggera stolz. Er dankte Landesrat Arnold Schuler für das „spektakuläre Präparat“ und diese wertvolle Ergänzung der Ausstellung. Grußworte überbrachten Georg Altstätter (Präsident des Südtiroler Nationalpark-Führungsausschusses und Bürgermeister von Martell) und Hanspeter Gunsch (Direktor des Landesamtes für den Nationalpark).