Vieles deutet darauf hin, dass in Göflan ein Erdgas-Verteilernetz errichtet wird. Auch die Gebäude, die derzeit Hand in Hand mit der Dorfplatz-Gestaltung entstehen (Bild rechts) werden voraussichtlich mit Erdgas beheizt werden.
Der Informations- und Diskussionsabend in Göflan war gut besucht.
Auch einen Gaszähler hatte Michael Pichler (SELGAS NET) mitgebracht.

Erdgas als Alternative

Vorschlag stößt auf breite Zustimmung bei der Bevölkerung in Göflan. 

Publiziert in 41 / 2017 - Erschienen am 28. November 2017

Göflan - Das alte politische Versprechen der Gemeinde Schlanders, auch Göflan an das Fernwärmenetz anzubinden, kann aus mehreren Gründen, vor allem wirtschaftlicher Natur, nicht eingelöst werden. Als Alternative dazu wurde den Göflanern am 23. November das Modell einer Versorgung mit Erdgas vorgestellt. Bürgermeister Dieter
Pinggera brachte einleitend eine ganze Reihe von Argumenten aufs Tapet, die dagegen sprechen, den Göflaner Ortskern mit Fernwärme aus dem Fernheizwerk Schlanders zu versorgen. Bei einer Erhebung im heurigen Sommer habe sich gezeigt, dass von 72 Haushalten im Kerngebiet nur 42 angegeben hatten, an einer Fernwärmeversorgung interessiert zu sein.

Wärmeverlust wäre erheblich

Der jährliche Energieverbrauch der 42 Gebäude würde sich nur auf rund 767.000 kWh belaufen. „Bei einer derart schwachen Anschlussdichte wäre mit Rohrnetzverlusten im Ausmaß von bis zu 35% zu rechnen, was auch aus der Sicht des Umweltschutzes bedenklich ist“, sagte Pinggera. Außerdem wären mit Investitionen in Höhe von rund 1,150 Mio. Euro zu rechnen. Ebenfalls ins Gewicht falle die Tatsache, dass mit der Fernwärmeversorgung eines Teilgebietes von Göflan die Stromerlöse des Fernheizwerkes nicht nennenswert erhöht werden könnten. Der Fernheizwerk GmbH, an der die Gemeinde mit 51% beteiligt ist und die Alperia mit 49%, entstünde in 15 Jahren ein Verlust von ca. 650.00 Euro, also rund 43.000 Euro Defizit pro Jahr. 

Alperia würde nein sagen

Pinggera: „Es liegt auf der Hand, dass der Partner Alperia einem derartigen Unterfangen nicht zustimmen würde.“ Die Alperia ist im Verwaltungsrat der Fernheizwerk GmbH mit Günther Andergassen (Vizepräsident) vertreten. Die Gemeinde stellt zwei Vertreter: Julia Pircher und Dieter Pinggera (Präsident). Auch im Gemeindeausschuss sei man laut Pinggera zusammen mit den Göflaner Gemeinderäten Erhard Alber und Peter Raffeiner einhellig zum Schluss gekommen, dass Erdgas eine sehr interessante und sinnvolle Alternative sein könne, sowohl für die Bürger als auch für die Gemeinde. Pinggera: „Es könnte das ganz Dorf versorgt werden und das Fernheizwerk könnte von hohen Investitionskosten absehen.“

Zeitgleich auch Glasfaser

Außerdem habe man sich auch darauf verständigt, im Falle einer Erdgas-Versorgung zeitgleich auch Glasfaserkabel zu verlegen. Als weiteren Vorteil nannte Pinggera den günstigen Erdgas-Preis, der im Vergleich zu den Kosten der Fernwärme, des Heizöls und auch des Flüssiggases merklich niedriger sei. Michael Pichler von der SELGAS NET informierte über das Verteilernetz, das die SELGAS NET in Südtirol betreibt, über die Erdgasversorgung insgesamt sowie über die Kosten der Anschlüsse und den Preis von Erdgas. Im Falle einer Erdgasversorgung der Fraktion Göflan würde die SELGAS NET eine Leitung vom Fernheizwerk bis Göflan bauen und in den Straßen und Gassen von Göflan ein Verteilernetz errichten.

Anschlussgebühren

Als Anschlussgebühren (Leitung vom Übergabepunkt zum Gebäude, Zähler, Druckregler usw.) nannte er eine Summe, die sich in der Regel zwischen 1.000 und 1.800 Euro einpendelt. Die Kosten für die Umstellung des Heizraums kommen dazu, „wobei es auch möglich ist, diese Umstellung nicht sofort vorzunehmen, sondern erst in 5 oder auch 10 Jahren.“ Die SELGAS NET habe auch ein Interesse daran, Blind-
anschlüsse zu errichten, auch wenn diese erst zu einem späteren Zeitpunkt aktiviert werden. Was den Erdgas-Preis betrifft, so ist dieser im Vergleich zu Heizöl und Flüssiggas erheblich günstiger. Der Unterschied bewegt sich zwischen 35 und 40%. Auch über Fragen der Sicherheit, Steuerbegünstigungen, Förderungen und und weitere Themen informierten Pichler und der SELGAS NET-Berater Joachim Wilhelm. 

Positive Grundstimmung

Grundsätzliche negative Äußerungen zur Alternative Erdgas waren bei der Diskussion nicht zu hören. Wohl aber wurde zu bedenken gegeben, dass Göflan während der vergangenen 10 Jahre in punkto Fernwärme etwas stiefmütterlich behandelt worden sei und so manche Bürger neue Heizanlagen errichtet haben. Der Bürgermeister sicherte zu, dass die Gemeinde eine etwaige Unterstützung bei den Anschlusskosten in Erwägung ziehen werde. Laut Erhard Alber ist es höchst an der Zeit, dass in Göflan in Sachen Fernwärme etwas passiert: „Zum Glück haben wir jetzt die Alternative Erdgas.“ Keine genauen Auskünfte konnte Pichler bezüglich des Ausstoßes von Stickoxiden bei Erdgas-Heizungen geben. 

Wie geht es jetzt weiter?

Um zu erkunden, wie groß das Interesse an Erdgas in Göflan ist, werden ab sofort Erhebungen durchgeführt. Erste Fragebögen dazu lagen bereits bei der Versammlung auf. Die ausgefüllten Bögen können bis Mitte Jänner 2018 im Rathaus in Schlanders oder direkt bei der SELGAS NET eingereicht werden. Ist das Interesse entsprechend groß, wird 2018 eine Machbarkeitsstudie erstellt, sodass die Planung in Auftrag gegeben werden kann. Errichtet werden soll das Erdgasnetz 2019, sodass in Göflan theoretisch bereits ab September 2019 mit Erdgas geheizt werden könnte.

10 Mio. Schulden abgebaut

Auch über den derzeitigen finanziellen Stand des Fernheizwerks Schlanders informierte Dieter Pinggera. Im Fernheizwerk wird die Wärme vor allem aus Biomasse (Holz) erzeugt. Das Werk ist mit einer Kraft-Wärme-Koppelungsanlage ausgestattet, die gleichzeitig Wärme und Strom erzeugt. Für die Spitzennachfrage oder im Fall von Schäden am Biomasse-Heizkessel verfügt das Heizwerk zusätzlich über einen Heizkessel, der mit Erdgas betrieben wird, sodass eine sichere und kontinuierliche Wärmelieferung garantiert werden kann. Über getrennte Erdgasanschlüsse verfügen in der Gemeinde Schlanders übrigens auch das Krankenhaus sowie die Betriebe Recla und Zwick. Die Schulden des Fernheizwerks, das mit Ausgaben von insgesamt rund 40 Millionen Euro errichtet worden war, konnten laut Pinggera nach etlichen schwierigen Jahren von seinerzeit 25 auf nunmehr ca. 15 Millionen Euro reduziert werden. „Jetzt ist es so, dass sich das Heizwerk de facto selbst finanziert“, so der Bürgermeister. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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