Einblicke in den „Schlossgarten“
Großes Interesse für die Architekturführung in einer umstrittenen Schlanderser Wohnanlage.
Schlanders - Anzunehmen ist, dass Bauherr Hans Martin Pohl und Architekt Stephan Marx froh waren, in der Einladung den gemeinsamen Umtrunk im Ansitz Schlanderegg, Vulgo Stainer-Bar, unterschlagen zu haben. Wahrscheinlich hätten sich weit mehr als 40 „wunderswegen“ oder aus Interesse zur Architekturführung im „Schlossgarten“ gemeldet. Auffallend war jedenfalls, dass zwar alle Generationen vertreten waren, aber die Jugend deutlich die Mehrheit stellte. Architekt Marx eröffnete mit der „städtebaulichen Situation“ und dem Hinweis auf den ursprünglichen Schlossgarten mit Respektabständen zwischen Altdorf, Bauernhöfen und den beiden herrschaftlichen Gebäuden Schlandersburg und Schlandergg. Dazu erklärte er, dass es Ziel der Südtiroler Raumordnung sei, die Baudichte zu erhöhen, um Platz zu sparen. Die Baukörper in stumpfer Pyramidenform seien so positioniert worden, dass einerseits ein Maximum an Privatsphäre erreicht und anderseits jede „Konkurrenz weder zur straßenbegleitenden Baumasse, noch zur Umfriedung“ geschaffen wurde. Längst hatte man bemerkt, dass die nördlich gelegene Schlandersburg samt Nepomuk-Kapelle erst durch die neue Wohnanlage im Schlossgarten zur Geltung kommt. Dass der Werbetitel „Wohnanlage mit Privatsphäre und Weitblick“ durchaus wörtlich zu nehmen war, wurde auf der obersten Terrasse des „vorderen Baukörpers“ mit direktem Lift-Zugang eindrucksvoll vorgeführt. Der Rundblick in drei Himmelsrichtungen über die
Dächer der „Bezirkshauptstadt“ erfüllte das Weitblick-Versprechen auf jeden Fall. Den Besuchern ging es aber mehr ums Naheliegende, um Sonneneinstrahlung, Sonnenschutz, Straßengeräusche, Türöffnungen, Heizungsformen und natürlich die Herausforderung, beim Einrichten die Schräge zu bewältigen. Besonders angetan waren viele Besucher von den intimen Gartenbereichen der untersten Wohnungen des nördlichen Baukörpers. Eine kleine Gruppe ließ es sich nicht nehmen, auch die Tiefgarage zu inspizieren. Fast enttäuscht klang der Schlusssatz von Architekt Marx: „Ich hätte mir schon einige Kritiker des Projekts erwartet.“