Diskutieren über die „Unvollendete“ mit Sieglinde Stocker, Robert Klien und Sven Knoll (von rechts).

„Die Unvollendete“

Publiziert in 42 / 2015 - Erschienen am 25. November 2015
Die schon durchgeplante und zum Teil realisierte Bahnverbindung Mals-Landeck war der Aufhänger einer Informationsversammlung in Mals. Mals - Dass es ausgerechnet die Süd-Tiroler Freiheit ist, die ein Herz für Südtirols Westen entdeckt hat, könnte an der aktiven Bezirksgruppe mit Sprecherin Sieglinde Stocker liegen. Es könnte auch die familiäre Bindung des Landtagsabgeordneten Sven Knoll ins Obere Gericht sein. Auf jeden Fall ist man in der Diskussion um Südtirols Erreichbarkeit und Internationalisierung des Fremdenverkehrs auf einen viel versprechenden Zug gesprungen. „Losgefahren“ ist er im Juli, als Landeshauptmann Arno Kompatscher ein Einvernehmungsprotokoll mit dem Präsidenten der Region Lombardei unterzeichnete. Es ging um die Machbarkeitsstudie für einen Eisenbahntunnel ins Veltlin. Das war für Sven Knoll der Anlass, im Österreichischen Staatsarchiv zu recherchieren und mit einem Beschlussantrag eine „Studie zur Fertigstellung der Bahnverbindung Mals-Landeck über den Reschen“ zu fordern. Den Antrag nahm der Landtag am 18. September an. Die wichtigsten Argumente, die für die Vollendung der Vinschgaubahn sprechen, wurden am 20. November im Kulturhaus von Mals vorgestellt und diskutiert. Da die Veranstaltung mit der Bürgerversammlung in Graun zum Thema „Kaunertal-Langtaufers“ zusammenfiel, war unter den gut 70 Besuchern in Mals kein Entscheidungsträger jener Gemeinde zugegen, die im dritten Anlauf zum Bau der Reschenscheideck-Bahn der größte Nutznießer wäre. Dass am 1. April 1918 5.000 Personen die Arbeit im Abschnitt Landeck - Pfunds aufgenommen hatten, berichtete Robert Klien, versierter Kenner der Geschichte des Oberen Gerichts. In Wort und Bild wurden als heute noch sichtbare Ergebnisse des Bahnbaues Tunnel, Trassen, Brückenpfeiler und Bahnwärterhäuschen vorgestellt. Abgeordneter Knoll argumentierte mit Kosten-Nutzen-Vergleichen zwischen den Bahnverbindungen ins Veltlin, von Mals nach Scuol und von Mals nach Landeck mit der Möglichkeit, alle Skigebiete von Watles bis Fendels anzubinden und internationale Gästeschichten anzusprechen. Als neue Sichtweise führte er an, dass die Verbindung von Scuol Richtung Landeck mit Schmalspur für die Rhätische und Normalspur für die Vinschgauer Bahn ab Pfunds oder Tösens für Südtirol die viel gewünschte Anbindung an die Schweiz wäre. Ein Zuhörer aus Schleis meinte: „Von allen drei genannten Projekten ist die Linie nach Landeck die wirtschaftlich interessanteste.“ In der Diskussion wurde nach dem Interesse der ÖBB gefragt, nach Finanzierungsmöglichkeiten, nach Fahrzeiten auf der 66 km langen Strecke und nach nächsten Schritten. Robert Klien riet zu Grobplanungen, um die Menschen konkreter informieren zu können. Den applaudierten Schlusspunkt setzte Walter Theiner aus Prad: „Wir dürfen uns diese Chance nicht entgehen lassen.“ s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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