Später Gruß des Winters am 22. Mai in Melag in Langtaufers
Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer
Bürgermeister Franz Prieth
Enrico Vicenti (UNESCO)
Angelika Abderhalden (Biosfera)
Bei der Erlebniswanderung
Im Bild (v.l.): Manuela Wallnöfer (Gemeindereferentin/Erlebnisschule), Angelika Abderhalden, Enrico Vicenti und Maria Hochgruber Kuenzer

Chance für Neues

Ausdehnung der UNESCO Biosfera auf den Obervinschgau angedacht.

Publiziert in 19 / 2021 - Erschienen am 27. Mai 2021

Langtaufers - Viel unberührte Natur, eine ursprüngliche Kulturlandschaft und ein hohes Maß an Biodiversität: Wenn Langtaufers noch immer so ist, wie es ist, „haben wir das den Bauern zu verdanken, welche diese Kulturlandschafft über Generationen hinweg mit viel Fleiß und Herzblut geschaffen haben und diese Landschaft weiterhin pflegen“, sagte der Grauner Bürgermeister Franz Prieth anlässlich des „Internationalen Tages der Biodiversität“. Zu diesem hatte die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer nicht zufällig nach Langtaufers eingeladen.

„Wir müssen nicht alle Täler verbauen“

„Das Langtauferer Tal ist im Gegensatz zu anderen Tälern noch nicht stark verbaut. Wir müssen nicht alle Täler erschließen und Aufstiegsanlagen bauen, sondern die Chance nutzen, Neues zu denken und nachhaltige Entwicklungen zuzulassen,“ sagte die Landesrätin in der Erlebnisschule in Grub, wo sie eine Reihe von Fachleuten sowie etliche Bürgermeister*innen bzw. Vertreter*innen mehrere Gemeinden, unter anderem aus Graun, Taufers im Münstertal, Schluderns, Stilfs und Mals zu einem grenzübergreifenden Dialog zum Thema Biodiversität willkommen heißen konnte. „Wir sind heute hier, um gemeinsam auf grenzüberschreitender Ebene zu diskutieren und um die lokale Bevölkerung auf ihrem zukunftsfähigen Weg zu begleiten“, so Hochgruber Kuenzer. Es gehe darum, „Entwicklungschancen zu erkennen und den Einsatz von internationalen Instrumenten zur Förderung des Gleichgewichts zwischen der Natur und den menschlichen Aktivitäten zu unterstützen.“ 

Einblick in die Biosfera

Mit einem gediegenen Einblick in die UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair wartete die Geschäftsführerin Angelika Abderhalden auf. UNESCO-Biosphärenreservate sind von der UNESCO anerkannte Modellregionen für nachhaltiges Wirtschaften und Leben bei gleichzeitiger Förderung der natürlichen Umwelt. Im Vordergrund steht die Beziehung zwischen Mensch, Kultur und Natur. Biosphärenreservate werden im Rahmen des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) eingerichtet, wobei es darum geht, die biologische Vielfalt und die natürlichen Ressourcen im Einklang mit nachhaltiger Nutzung zu schützen. Auch mit vielen praktischen Beispielen aus den Bereichen Umweltbildung, Forschung, Erhalt der Natur und Landschaft sowie Nutzung regionaler Produkte und weiterer Tätigkeitsfelder wartete sie auf. „Viele Bausteine, wie sie hier an der Erlebnisschule Langtaufers angeboten werden, gibt es auch in unserem Biosphärenreservat.“ Wolfgang Thöni, Koordinator der Erlebnisschule, hatte die Bausteine und das Konzept der Schule kurz vorgestellt. Im Bereich der Produkte hat der Vinschgau die Nase laut Abderhalden eindeutig vorne. Besonders aufmerksam mitverfolgt wurden die Ausführungen von Abderhalden über die geplante Weiterentwicklung der Biosfera Engiadina Val Müstair. Eine grenzüberschreitende Ausdehnung, speziell auch in Richtung Vinschgau, sei ihr ein großes Anliegen. Franz Prieth bestätigte dem der Vinschger, dass er in einer Erweiterung des Biosphärenreservats durchaus Chancen sehe: „Ich denke etwa das Rojental und an Langtaufers in der Gemeinde Graun, aber auch an Gebiete und Täler in Taufers im Münstertal, Mals und anderen Gemeinden im Obervinschgau.“

„Lokale Ressourcen aufwerten“

„Der Erhalt der Biodiversität ist unerlässlich“, sagte Enrico Vicenti, der Generalsekretär der italienischen UNESCO Kommission. Innovative Entwicklungsmodelle, die von der Begrenztheit der Ressourcen auf der Erde ausgehen, seien angesichts des Klimawandels und der Klimakrise unverzichtbar. Vicenti rief dazu auf, „den Weg der Aufwertung der lokalen Ressourcen im Obervinschgau fortzusetzen und die Beziehung zwischen der Bevölkerung und der sie umgebenden Umwelt zu stärken.“ Dazu gehöre ein Tourismus, der auf kulturelle und landschaftliche Besonderheiten setze sowie auf lokale bäuerliche und handwerkliche Produkte. Der Generalsekretär plädierte für Wirtschaftsformen, die mit der alpinen Kulturlandschaft im Einklang stehen. Diese wiederum biete ihrerseits die Grundlage für einen nachhaltigen Tourismus. Vicenti informierte auch über verschiedene Initiativen der UNESCO in diesem Bereich der Schaffung von Biosphärenreservaten: „Neben den Welterbe-Gebieten und den Geoparks sind vor allem die Biosphärenreservate zu nennen, die besonders im alpinen Raum verankert sind.“ Als Beispiel nannte der die grenzübergreifende Riserva del Monviso an der italienisch-französischen Grenze. Zum Programm am Nachmittag gehörte eine Erlebniswanderung in Begleitung von Wolfang Thöni und des Landwirts Siegfried Patscheider. Für die Mittagspause hatten Bäuerinnen aus Langtaufers regionale Produkte aufgetischt.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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