„Bring und nimm“
Neue Art von Kleidertausch anstelle der Kleiderkammer
Schlanders - So oder ähnlich könnte sich das neue Projekt der Schlanderser Sozialreferentin Monika Wielander Habicher nennen, das sie gemeinsam mit dem Vinzenzverein erarbeitet hat. Bekanntlich führte der Vinzenzverein, zusammen mit anderen Vereinen, über 15 Jahre lang die Kleiderkammer in Schlanders. Diese war Anlaufstätte für Familien, Senioren, Migranten und bedürftige Menschen, die dort gut erhaltene Kleidungsstücke fanden. Die Räumlichkeit platzte bald aus allen Nähten, und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen fanden den Ort zu eng und zu wenig einladend. Inzwischen musste die Kleiderkammer auf Grund der Pandemie geschlossen werden, und auch die Altkleidersammlung der Caritas wurde für zwei Jahre in Folge ausgesetzt. All diese Ereignisse weckten in der Sozialreferentin den Wunsch nach einer neuen Art von Kleidertausch, wie sie in vielen Orten Europas bereits praktiziert wird. Der Bezirkszeitung der Vinschger hat Monika Wielander von ihren Plänen erzählt:
der Vinschger: Die Kleiderkammer in Schlanders soll es in dieser Form nicht mehr geben. Was schwebt Ihnen vor?
Monika Wielander Habicher: Wie bereits erwähnt, entsprach die Kleiderkammer nicht mehr den Anforderungen. Außerdem hat das bisherige System nicht mehr überzeugt. Die Leute haben sehr gerne Dinge, die sie nicht mehr tragen wollten, abgegeben, vielleicht auch um ein gutes Gewissen oder einen freien Kleiderschrank zu haben, aber sie haben kaum etwas mitgenommen. Der Sinn aber wäre, dass Kleidung einen Mehrwert bekommt, bevor sie in die Altkleidersammlung gelangt. Man darf nicht vergessen, dass Kleidung sehr ressourcenverheizend ist, da die Produktion sehr viel Wasser verbraucht und unsere Kleidung zum Großteil in Fernost produziert wird, wodurch hohe Transportkosten und eine hohe Umweltbelastung entstehen.
Sie möchten also das „Vertriebssystem“ ändern und auch neue Räumlichkeiten finden?
Im Kasernenareal, neben der BASIS, gibt es einen Bau, in dem sich einige Künstler und Handwerker ihre Werkstätten eingerichtet haben. Dort hätten wir einen idealen Raum gefunden. Und da es in der BASIS bereits Treffen mit Kleidertausch gegeben hat, finde ich die Idee gut, dort mit jungen Leuten etwas für uns Neues entstehen zu lassen. Bewusst möchten wir diesen Raum nicht mehr Kleiderkammer nennen, sondern vielleicht „Bring und nimm“.
Also bringen und gleichzeitig etwas mitnehmen?
Die abgegebenen Kleidungsstücke müssen im besten Zustand und noch aktuell zu tragen und benutzbar sein. Dafür bekomme ich als Gegenwert einen Gutschein, mit dem ich etwas mitnehmen darf. Ich stelle mir einen übersichtlichen, hübsch gestalteten Raum vor, wo die Besucher sich umsehen und stöbern können. In keinster Weise möchten wir uns als Konkurrenz für die lokalen Geschäfte sehen; wir möchten einfach guten Dingen noch ein wenig Leben einhauchen, bevor sie oft noch im besten Zustand weggelegt werden.
Wie erfolgt die Mitarbeit?
Frau Martha Nardone vom Vinzenzverein hat die Bereitschaft bekundet, die Führung zu übernehmen. Frau Gerda Flora, die in den letzten Jahren die Leitung innehatte, hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, zusammen mit Frau Nardone die neue Struktur zu führen.
Wer kann mitarbeiten?
Grundsätzlich offen sind wir für alle Menschen, die diese Form des Gebens und Nehmens unterstützen. Wir hoffen, dass viele der bisherigen Mitarbeiterinnen weiterhin zur Verfügung stehen, wir hoffen aber auch auf viele neue Menschen und vor allem auf junge Leute. Jeder kann sich, auch nur für eine kurze Zeit
(z. B. nur für die Sommermonate…), bereit erklären.
Wann könnte das Projekt starten?
Das steht noch nicht fest, da es von einigen Parametern abhängt, auf die ich keinen Einfluss habe. Ich hoffe aber auf Ende Jänner oder Februar.