Blitzt das VEK ab?
Fischer: „Angebot der Edyna weitaus besser.“ Weitere „heiße“ Themen aufs Tapet gebracht.
Latsch - Seit 2010 schreibt der Sonderbetrieb Gemeindewerke Latsch rote Zahlen. Der Hauptgrund dafür ist laut Bürgermeister Helmut Fischer die defizitäre Stromverteilung. Um diese Situation zu ändern, will die Gemeinde das Stromnetz verpachten. „Ein Verkauf des Netzes und weiterer Anlagen steht nicht zur Diskussion“, sagte Fischer am 9. November bei einer Bürgerversammlung im CulturForum. Das E-Werk war eines der Hauptthemen der Versammlung, zu der sich nur rund 40 Personen eingefunden hatten. Bezüglich der angestrebten Verpachtung des Stromnetzes laufen schon seit einiger Zeit Gespräche und Verhandlungen. Fischer: „Mein erklärtes Ziel ist es, die defizitäre Stromverteilung abzugeben.“ Geschehe das nicht, würde der Haushalt der Gemeinde auf Dauer arg belastet. Die Stromverteilung sollte laut Fischer jenem Bieter zugesprochen werden, „der das wirtschaftlich beste Angebot unterbreitet.“ Das von der Stromverteilungsgesellschaft Edyna vorgelegte Angebot sei von den Zahlen her um ein Vielfaches besser als jenes des VEK (Vinschgauer Energie Konsortium bzw. VION) und auch besser als jenes des E-Werks selbst.
„Das Beste herausholen“
Es lägen Meilen zwischen den Angeboten der Edyna und des VEK und er als Bürgermeister trage die Verantwortung dafür, im Interesse aller Bürger das Beste heraus zu holen. Beirren lassen werde er sich nicht. Es werde der Gemeinderat sein, „der am Ende frei entscheidet.“ Bei der Diskussion wurde mehrfach bemängelt, dass es zu diesem wichtigen Thema seitens der Gemeinde bisher so gut wie keine Informationen gegeben habe. Zum Vorwurf der mangelnden Transparenz meinte der Bürgermeister, dass es nicht zielführend sei, in der Verhandlungsphase öffentlich über Zahlen zu debattieren. Den Befürchtungen, wonach E-Werk-Mitarbeiter entlassen werden könnten und es in Zukunft keinen Schalterdienst mehr geben könnte, widersprach Fischer: „Niemand wird entlassen. Der Schalterdienst sowie die anderen Dienstleistungen bleiben erhalten. Die öffentliche Beleuchtung bleibt in der Zuständigkeit der Gemeinde. Die Angestellten kommen zur Gemeinde.“ Es gehe im Wesentlichen darum, den Sonderbetrieb wieder in einen Gemeindebetrieb umzuwandeln, wie er es bereits bis zum Jahr 2000 gewesen ist.
„Politische Schaubühne“
Heftig kritisiert hat das Ratsmitglied Verena Rinner den Umstand, dass Fischer mit der Edyna bereits Gespräche zwecks Personal geführt hat, obwohl die Entscheidung des Gemeinderates noch aussteht. Er werde auch weiterhin verhandeln, konterte Fischer, denn das gehöre zu den Vorarbeiten, die zu leisten seien. Auch der Gemeinderat trage Verantwortung. Er sei mehr als eine „politische Schaubühne.“ Zur Edyna hielt Fischer fest, dass sie immerhin 106 Gemeinden in Südtirol bedient und damit gute Voraussetzungen mitbringe. Das Netz bleibe Eigentum der Gemeinde. Es soll für zunächst 5 Jahre verpachtet werden. Zu bedenken gab der Bürgermeister auch, „dass es für kleine Betriebe kaum möglich ist, den Strom rentabel zu verteilen.“
Neuer Präsident gesucht
Mehrfach angesprochen wurde auch das Thema Viva:Latsch. Wie berichtet, ist Präsident Sepp Kofler zurückgetreten. Die weiteren Vorstandmitglieder scheiden mit Jahresende aus. Der Betriebsleiter Patrik Holzknecht zieht sich ebenfalls zurück, in erster Linie aus privaten Gründen. Die Vizebürgermeisterin Sonja Platzer bestätigte, dass es Kommunikationskonflikte zwischen ihr und Kofler gegeben habe. Es sei schade, dass es so weit gekommen ist. Die Führungskräfte und speziell Patrik Holzknecht hätte gute Arbeit geleistet und vieles vorangebracht. „Jetzt müssen wir schauen, einen neuen Präsidenten zu finden, damit es mit der Viva:Latsch wieder ordentlich weitergehen kann“, so Platzer. Bezüglich des Projektes „Sport und Jugend“ hielt sie fest, dass die Arbeiten zügig voranschreiten. Es sei gelungen, vom Land nicht nur 450.000 Euro für den Bereich Jugend zu erhalten, sondern auch 350.000 für den Bereich Sport. Die Frage zu den Kosten der neuen Erdsauna mit Außenbereich beantwortete Sepp Kofler. Die Ausgaben beliefen sich demnach auf insgesamt ca. 500.000 Euro.
„Ortskern ist aufzuwerten“
Kritisiert haben mehrere Bürger, dass zu wenig unternommen werde, um den Ortskern von Latsch aufzuwerten. Leerstehende Bausubstanz werde nicht genutzt. Außerdem bräuchte es mehr Initiativen zur Belebung des Ortskerns. Die „Marktler“ würden abgewürgt. „Die Geschäfte leben nur noch vom Verkehr“, hieß es. Als große Chance für das Dorf wertete der Bürgermeister die Schaffung von Wohnraum auf dem 10.000 Quadratmeter großen Ex-Mivo-Ortler Areal in der Nähe des Zentrums. Es werde vor allem auch an geförderten Wohnbau und an leistbares Wohnen gedacht. Es sollen keine klotzigen Reihenbauten entstehen, sondern eine Mischung von Kondominien und Einzelhäusern. Froh sei die Verwaltung, dass ein bereits bestehendes Areal genutzt werden kann. Fischer: „Unbegrenztes Bauen ins Grüne können wir uns nicht mehr leisten.“ So gut wie abgeschlossen sei inzwischen die Erweiterung des Feuerwehrgebäudes als Zivilschutzhaus für mehrere Rettungsorganisationen. Auch ein Ausstellungsraum wurde errichtet.
3,5 Mio. Euro für Kindergarten
Das Projekt für die Erweiterung bzw. den teilweisen Neubau des Kindergartens befindet sich laut dem Gemeindereferenten Mauro Dalla Barba in der Ausschreibungsphase. Das Vorhaben werde in 2 Etappen umgesetzt. Im Sommer 2018 werden 4 neue Gruppenräume gebaut und im Sommer 2019 erfolgt die Sanierung des Altbaus. Eine Aussiedlung sei Dank der Aufteilung in 2 Etappen nicht notwendig. Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 3,5 Mio. Euro. Auch eine neue Küche, eine Schulmensa und eine Funktionshalle sind vorgesehen. Zur Kritik am Standort der Mensa „im Keller“ meinte Dalla Barba, dass eine andere Lösung vom Raumkonzept her schwierig sei. Auch die Ausschussmitglieder Andrea Kofler und Robert Zagler informierten über bisherige Tätigkeiten und geplante Vorhaben. Kofler erinnerte daran, dass richtiges Heizen mit Holz die Umwelt schont. Es gebe leider immer wieder alarmierende Berichte über Abgase, die durch nicht fachgerechtes Heizen entstehen. Zagler informierte u.a. über Straßenarbeiten und die stetig steigende Zahl der Seilbahn-Fahrgäste. Die Seilbahn nach St. Martin sei ein „Selbstläufer“. Auch über die geplante Errichtung von Urnengräbern informierte Zagler. Der Trend in Richtung Feuerbestattung halte weiter an.
Latscher Besonderheiten
Latsch ist weitum die einzige Gemeinde, in der es keine Speedboxen gibt. „Wir setzen auf Radarkotrollen“, so der Bürgermeister. Zumal viele Schnellfahrer trotz Speedboxen unbelehrbar bleiben, wertet Fischer das Aufstellen von Boxen nur „als sichere Einnahmequelle für die Gemeinden.“ Videoüberwachungsanlagen hat die Gemeinde bisher ebenfalls keine aufgestellt. Nicht vertieft, sondern nur mehrfach kurz angerissen wurde die Aufnahme von Asylbewerbern im Ortszentrum. Fischer bestätigte, dass 18 Asylbewerber aufgenommen werden sollen. Eine Diskussionsteilnehmerin brachte die Gefahrensituation für die Radfahrer im Bereich der Talstation der Seilbahn aufs Tapet. Die Gemeindeverwalter verwiesen auf ein Projekt, das Verbesserungen vorsieht und im Frühjahr 2018 umgesetzt werden soll.