„Biestmilch ist ein Wundermittel“
Vinschger Berglandwirtschaftstag zum Thema „Kälber - Rund um die Geburt“
Burgeis - Was ist zu tun, damit Kühe gesunde und starke Kälber auf die Welt bringen und sich diese dann gut entwickeln? Das war eine der Kernfragen des heurigen Vinschger Berglandwirtschaftstages zum Thema „Kälber - Rund um die Geburt“, der am 22. November in der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg in Burgeis stattgefunden hat. Organisiert hat die Tagung der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) in Zusammenarbeit mit der Fachschule Fürstenburg, den Vinschger Raiffeisenkassen und dem Südtiroler Bauernbund. Die Schuldirektorin Monika Aondio, der BRING-Vizeobmann Oswald Karbon und der Bauernbundbezirksobmann Joachim Weiss wiesen in ihren Grußworten auf die Bedeutung der fachlichen Weiterbildung und Beratung hin, wie sie vom BRING angeboten werden. Der Vinschger Berglandwirtschaftstag sei seit 10 Jahren ein Fixtermin für viele Bergbauern und Bergbäuerinnen. Der Geschäftsführer des BRING, Christian Plitzner, der die Tagung moderierte, rief einleitend dazu auf, sich neuen Herausforderungen, speziell der Digitalisierung, zu stellen und wies auf die Gründung der Abteilung „BRING Digital“ hin.
„Biestmilch ist essentiell“
In fast allen Fachreferaten wurde die Bedeutung der Biestmilch hervorgehoben. Während der Trächtigkeit der Kuh ist Kolostrum – auch Erstmilch, Vormilch oder Biestmilch genannt –
essentiell für die Entwicklung des Jungtiers im Mutterleib und die Gesundheit der Kuh, nach der Abkalbung spielt die Biestmilch eine wichtige Rolle bei der Erholung der Mutter und dem Wachstum des Kalbes. Biestmilch entwickelt und stärkt das Immunsystem des Kalbes und legt den Grundstein für ein leistungsstarkes Tier, das sein Potential voll entfalten und dem Betrieb wirtschaftlichen Erfolg bringen kann. Der BRING-Berater Egon Telser vom Sonnenberg in Schlanders hob in seinem Referat die Bedeutung der Fütterung vor der Abkalbung hervor. Maßgeblich seien die optimale Versorgung und eine komfortable Haltung der Tiere. Besonders wichtig sei die Trockenstehzeit, „denn das ist die Urlaubszeit für die Kuh.“ Auf die Qualität des Grundfutters sei ebenso zu achten, wie darauf, dass Kuh und Kalb Zeit haben, sich zu erholen.
Aus der Perspektive des Kalbes
Die Geburt aus der Perspektive des Kalbes war das Thema, dem sich Chiara Perissinotto, BRING-Beraterin aus dem Bereich Tiergesundheit, widmete. Sie führte in die Physiologie der Kuh ein, beleuchtete die Veränderung der Organe während der Trächtigkeit und informierte über den Wachstumsverlauf der Kälber. Diese wachsen vor allem in den letzten Tagen sehr stark. In den ersten drei Lebensstunden sollten den Kälbern 3 Liter Biestmilch gegeben werden, denn sie enthält Nährstoffe, Antikörper, weitere Immunzellen und Hormone. Die Biestmilch sollte natürlich frei von Antibiotika und Erregern sein. Als Wundermittel bezeichnete der Kälber-Experte und Kälber-Blogger Peter Zieger aus Deutschland die Biestmilch. Eine unzureichende Versorgung mit Biestmilch führe nicht nur zu Erkrankungen, sondern hindern Kälber daran, später ihre Potentiale voll zu entwickeln. Zieger: „Die Biestmilch ist ein Wundermittel, mit ihr wird der Grundstein für die spätere Milchleistung gelegt.“ Auch die Ernährung der Kuh wirke sich direkt auf die Kälbergesundheit aus.
Pansenbolus im Netzmagen
Mit der Verwendung von Elektrosensoren bei Kühen hatte sich Hannes Oberkofler, Absolvent der Fachschule, im Rahmen seines Matura-Projektes befasst. Entschieden hatte er sich für den Pansenbolus, den er auf seinem Heimathof in Afing (Hinterbrunnerhof) auch getestet hat. Mit dem Pansenbolus, einem Sensor im Netzmagen der Kuh, werden die Temperatur, die Wiederkautätigkeit, die Bewegung und Wasseraufnahme gemessen. Als Erfolg nannte Oberkofler die frühzeitige Erkennung der Abkalbung: „15 Stunden nach der Alarmierung hat die Kuh gekalbt.“ Die Kosten für einen Pansenbolus plus Zubehör sind allerdings beträchtlich, sie liegen zwischen 5.000 und 6.000 Euro.
Rückblick auf 10 Tagungen
Markus Moriggl, der Direktor der Raiffeisenkasse Obervinschgau und Hauptinitiator der Vinschger Berglandwirtschaftstage, blickte auf die bisher 10 Tagungen zurück, die seit 2014 stattgefunden haben. Es sei gelungen, die Zusammenarbeit zu fördern, Entwicklungswege aufzuzeigen und die Landwirte und Landwirtinnen bei der Transformation zu begleiten, resümierte Moriggl, der sich im Namen der Raiffeisenkassen des Vinschgaus für die jahrlange fruchtbare Zusammenarbeit bedankte. Seit 2014 bis jetzt wurde eine Vielzahl von Themen und Anliegen aufgegriffen, welche die Vinschger Berglandwirtschaft betreffen.