Berufsbildung im Gespräch
Zum Thema „Neues Wirtschaften, Chancen und Herausforderungen für zukünftiges Handeln und Unternehmertum“ lud das Berufsbildungszentrum Schlanders in das Unternehmen holzius nach Eyrs ein.
Eyrs - Seit über zehn Jahren findet in unregelmäßigen Abständen die Veranstaltung „Berufsbildung im Gespräch“ im Vinschgau statt. Die erfolgreiche Serie wurde stets von Peter Spechtenhauser vom Berufsbildungszentrum Schlanders mit viel Engagement organisiert und hatte zum Ziel, die Schule und die Berufsbildung einerseits zu präsentieren, andererseits auch von außen zu betrachten. „Das Berufsbildungszentrum steht auf drei Säulen“, erklärte Direktorin Virginia Tanzer bei der Eröffnung der Veranstaltung in Eyrs. „Das sind die Lehrlingsausbildung, die Fachschule und die berufliche Weiterbildung“. Bedauerlicherweise sei letztere aufgrund von Personalmangel derzeit auf Eis gelegt.“ Wir wollen Schülerinnen und Schüler wettbewerbsfähig machen und zu fähigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausbilden“, so Virginia Tanzer. Dass das Berufsbildungszentrum auch ein wertvoller Partner für die Firma holzius Vollholzhaus in der Ausbildung von Baubiologen ist, bestätigte der Geschäftsführer Herbert Niederfriniger, der den 2007 gegründeten Betrieb vorstellte. Seit 2022 ist holzius im neuen Sitz in Eyrs angesiedelt, beschäftigt 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat bisher ungefähr 800 Projekte im In- und Ausland realisiert.
Aus- und Weiterbildung als wichtige Säule
Mit Theo Hendrich hatten sich die Veranstalter einen bekannten und redegewandten Moderator ins Haus geholt. Er führte durch den Abend und begrüßte zahlreiche Ehrengäste und Anwesende. Lea Niederfriniger, Tochter des Hausherrn, sorgte auf ihrer Harfe für angenehme Musik. In seinen Grußworten versprach Peter Prieth, Landesdirektor der deutschsprachigen Berufsbildung, sein Augenmerk auf die dritte Säule des Berufsbildungszentrums zu legen, denn auch er sei von der beruflichen Weiterbildung überzeugt. Martin Haller, Präsident des lvh betonte ebenfalls, dass es ohne die Berufsschulen keine gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe. Viktoria Alber, die Verantwortliche für das Thema Nachhaltigkeit in der VIP, stellte den anwesenden Interessierten die VIP, ihre Mitgliedsgenossenschaften, die im Vinschgau angebauten Sorten und deren Absatzmärkte vor. 18 verschiedene Sorten, darunter zunehmend viele Clubsorten, werden im Vinschgau angebaut, davon 84,5 Prozent mit dem Agrios-Programm der integrierten Produktion und 15,5 % nach biologischen Richtlinien. Auch die professionelle Obstwirtschaft sei sehr an nachhaltigem Handeln interessiert, betonte Viktoria Alber und nannte zahlreiche Maßnahmen. Der enge Austausch mit den Imkern, die Bienenweiden und die blühenden Einsaaten, Hecken und Nistkästen, Insektenhotels und Blühstreifen sind einige davon. Sämtliche Obstgenossenschaften beziehen grüne Energie aus eigenen Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen und 90 Prozent der Obsternte wird in raumsparenden Hochregallagern verarbeitet. Am nachhaltigsten sind jedoch die landwirtschaftlichen Familienbetriebe selbst, die bereits seit mehreren Generationen ihren Grund und Boden bearbeiten.
Neu denken, neu wirtschaften
Günther Reifer, Gründer von Terra institute und gebürtiger Schlanderser, ist einer, der den Finger in die Wunde legt. Seit 15 Jahren begleitet er mit seinem 50-köpfigen Team Unternehmen, die nachhaltig sein möchten und zu einem positiven, globalen Wandel beitragen möchten. „Bis Ende des Jahrhunderts steuern wir auf 3 bis 4 Grad Temperaturanstieg zu, wenn wir so weiter machen“, warnte er. Seine Szenarien werfen geopolitische, sozialpolitische und ökologische Fragen auf, und eine der Lösungen liegt in der bedingungslosen Verfolgung der 17 Nachhaltigkeitsziele, zu denen sich auch Südtirol bekannt hat. Chancen sieht der Referent für die Zukunft im Nachhaltigkeitsbericht, den Betriebe als Teil der Bilanz abgeben müssen, im Lieferkettengesetz und in die ausschließliche Förderung grüner Projekte und grüner Innovation. „Wir müssen die Produktentwicklung neu denken und abfallfrei produzieren“, forderte Günther Reifer. Da sei das Unternehmen holzius ein beispielgebender Vorreiter, denn Holz könne bis zur letzten Faser wiederverwertet werden.
Dank an Peter Spechtenhauser
Voll des Lobes war Direktorin Virginia Tanzer für die Abwicklung der Veranstaltung, die zum letzten Mal die Handschrift Peter Spechtenhausers trug. Der engagierte Erwachsenenbildner geht demnächst in Ruhestand, und die Direktorin dankte ihm gerührt für sein Engagement und seine Professionalität. Peter Spechtenhauser selbst dankte allen, die die Veranstaltung ermöglicht hatten, allen voran dem Hausherrn Herbert Niederfriniger, vielen Freiwilligen, den Sponsoren für Äpfel, Eigenbauweine, Getränke und Hanfbier sowie den landwirtschaftlichen Fachschulen von Burgeis und Kortsch, deren Köche ein wunderbares Buffet vorbereitet hatten. Zur Überraschung aller schwebte das Buffet mit Hilfe des Firmenkrans von oben herab genau in die Mitte des Publikums.