„Viva Dario“
Publiziert in 30 / 2009 - Erschienen am 2. September 2009
Taufers im Münstertal – Mehrmals im Jahr werden an die 100 Deutsch sprechende Südtiroler in Taufers und an die 200 mehrheitlich Romanisch sprechende Müstairer eine verschworene Gemeinschaft, zusammen gehalten von einem besonderen, nach Europa hinein reichenden Fan-Club mit der Bezeichnung „Super Dario!“. Auf Südtiroler Seite ist es Christian Regensburger, auf Müstairer Seite Ilario Andri, die auf ihre Weise dabei sind, Grenzen aus den Köpfen zu merzen. Die Klammer ist der dreifache U23-Weltmeister, der überragender Weltcup-Teilnehmer der Saison 2008/2009 und erster Schweizer Gesamtsieger der Tour de Ski, Dario Cologna. Dass der 23-Jährige ein echter Sohn des Tales zwischen Calva-Wald im Osten und Ofenpass im Westen ist, beweist seine Biographie. Die Großeltern väterlicherseits, Emilio und Teresa Cologna, stammen aus der „Polenta-Gemeinde“ Badia Polesine im Veneto und haben sich 1946 in Taufers niedergelassen. Vater Remo ist dort geboren und hat seine Frau Christine Platzer aus Stilfs geholt. Die Söhne Dario und Lukas sind im Hospital von Santa Maria auf die Welt gekommen und wohnen mit den Eltern nun in der westlichsten Fraktion der Gemeinde Val Müstair, in Tschierv. Dario hat seine sportlichen Sporen zum großen Teil auf Südtiroler Seite verdient und seine athletischen Grundlagen auf beiden Seiten der Grenze aufgebaut. Er hat neun Jahre beim FC Taufers Fußball gespielt; sieben Jahre war er Mitglied bei den Alpin-Fahrern des CS Val Müstair, zwei Jahre gehörte er dem Junior Bike Team von Laas an, war als Mitglied des ASC Sesvenna Volksbank Südtirol-Meister im nordischen Skilauf und ist seit 1999 im Langlaufkader des CS Val Müstair aktiv. Die Stationen des besten Schweizer Langläufers aller Zeiten hat Vater Remo dem Vinschger beim Waldfest in Taufers erzählt und dabei das wohl anstrengendste Sommerwochenende seines Sohnes, das am Samstag mit dem Zeltfest in Müstair begonnen hatte, als „Benzin für so einen Sportler“ bezeichnet. Zusätzlich Auftrieb bekommen habe Dario Cologna sicher durch die Geschenke aus den Händen des Tauferer Bürgermeisters Hermann Fliri - Dario erhielt eine Dorfchronik und eine Uhr aus Laaser Marmor –, erzählte die Tauferer Kulturreferentin Roselinde Koch. Gut getan haben wird ihm die Anwesenheit des Bündner Regierungspräsidenten Hansjörg Trachsel, der Tauferer Sportfunktionäre und natürlich der beiden Fan-Club Chefs zusammen mit der lautstarken „Gruppa da Zampuogns“, der Schellenträger. Dazu hatte sich der Müstairer Gemeindepräsident Arno Lamprecht mit seinem Lied „Viva Dario“ als richtiger „Einheizer“ entpuppt. Eine Zeile davon lautete: „el es il meglder dal muond“, er ist der Beste der Welt. (s)
Aus dem kurzen Gespräch mit Dario Cologna war zu merken, dass das „gesellschaftliche Ausdauertraining“ auch einem „Champion“ zusetzte.
„Der Vinschger“: Was macht der Dario Cologna, wenn er nicht gerade feiert?
Dario Cologna: Ich war die letzten Tage mit der Mannschaft beim Training in Oberhof, in Deutschland, beim athletischen Training.
Wie empfindet man so ein Fan-Club-Fest wie das hier in Taufers?
Dario Cologna: Es ist anstrengend, aber auch schön zu wissen, dass so viele die eigenen Leistungen anerkennen und schätzen.
Was haben Sie für die nächste Saison vor?
Dario Cologna: Da dreht sich alles um die Olympischen Spiele in Vancouver. Mein Ziel muss es natürlich sein, eine Medaille anzupeilen.

Günther Schöpf