Schwäbische Männer und Südtiroler Frauen
Das Wagnis Stilfserjochmarathon ist gelungen. Deutsche Überraschungssieger und starke Südtiroler Frauen haben Berglaufgeschichte geschrieben.
Prad - Der Heilige Georg am Kirchplatz von Prad war stark abgelenkt von 680 Abenteurern, die alle nur eines im Kopf hatten: hinauf aufs Joch. 450 machten noch schnell einen Abstecher nach Glurns, die anderen konnten es nicht erwarten und bogen sofort Richtung Stilfs ab. Aufgeheizt von starken Sprüchen aus dem Lautsprecher und von der Müstairer „Gruppa da Zampuogns“ mit Kuhglocken beschallt. Helferinnen und Helfer huschten herum am Trikot „Run to the magic Pass“ oder „Respekt! Ich bin freiwilliger Helfer“. Nahe am Verkehrsinfarkt schafften es OK-Chef Gerald Burger, seine rechte Hand Michaela Platzer, und Vip-Hostess Julia Hensel die Presse doch noch zum Zwischenziel in Stilfs zu bringen. Es dauerte, bis die Simmung in Stilfs anzog. Sie erreichte einen Höhepunkt als Merans Bürgermeister Paul Rösch durchs Knappendorf lief. Während die Teilnehmer am 26 km-Lauf wieder ins Grün des Nationalparks eintauchten, wurde ab Franzenshöhe eifrig an Verpflegungsstellen gebastelt, das Schellen und Goaßlschnöllen geübt und widerspenstige Verkehrsteilnehmer von der Straße gescheucht. Um 11.03 Uhr durchlief Andreas Schinder aus Mössingen als Überraschungssieger über 26 km des Classic-Bewerbs das Ziel am Joch. Gestaunt hat das Publikum über die Frische der 1. Frau. Agnes Tschurtschentaler hatte Alex Erhard als besten Vinschger auf den letzten Kehren niedergerungen. 45 Minuten später sorgte der „Radfahrer und Neuling im Berglauf“, Jochen Uhrig aus Weinheim, als 1. Marathon-Sieger für die 2. deutsche Überraschung. Nicht mal 3 Minuten dahinter folgte Gerd Frick. Der erfahrene Südtiroler Bergläufer hatte bei km 19 die Führung übernommen. Zwischen Tartscher Alm und Franzenshöhe habe er zu sehr das Abwärtslaufen genossen, meinte er. Auf Platz 5 wurde Thomas Niederegger aus Stilfs begeistert empfangen. Er hatte immer an der Spitze mitgemischt. Sensationell aus Vinschger Sicht war der 7. Rang des Kastelbellers Daniel Fissneider, der sich vom 10. Platz nach 5 km auf Platz 7 nach 19 km vorgearbeitet hatte und einer der wenigen war, der „Stilfs im Laufschritt genommen“ hatte. „Der Lauf war zach“, erzählte er. „Vor allem auf den Kehren war man zum Laufen verurteilt.“ Fissneider war neben dem Sieger der Jüngste in den Top-10. Die Sensation Nummer 3 kam aus der Luft. Kein Fotograf hat reagiert, als er auftauchte und hoch über dem Lauf-Rummel am Joch seine Kreise zog. Ein Habicht, hörte man rufen, aber es war ein Bartgeier. Könnte es sein, dass der wichtigste Einwohner des Nationalparks seinen größten Fan, Nationalparkleiter Hans Peter Gunsch, begleiten wollte?
Günther Schöpf
1. Stilfserjoch Marathon 2017 – Die Besten aus dem Tal
1. Jochen Uhrig D 3:45,29
5. Thomas Niederegger Stilfs 3:57,57
7. Daniel Fissneider Kastelb. 4:03,30
11. Anton Steiner Laas 4:11,04
21. Peter Pfeifer Prad 4:32,16
29 Ludwig Andres Prad 4:45,53
19. Edeltraud Thaler Lana 4:30,44
33. Anna Pircher Morter 4:52,58
63. Gerlinde Baldauf Glurns 5:07,36
70 Tamara Schwienbacher Burgeis 5:11,30
97. Mirka Lorenzani Laas 5:23,19
119. Heidi Pfeifer Naturns 5:35,25
1. Stilfserjoch Classic 2017 - Die Besten aus dem Tal
1. Andreas Schinder D 2:43,49
7. Alex Erhard Burgeis 2:53,02
11. Christian Tscholl Schluder. 2:59,33
12 Michael Lutz Hoad 2:59,56
5. Agn. Tschurtschentaler Südtirol 2:49,46
49. Evi Strimmer Laas 3:49,45
56. Petra Waldner Burgeis 3:52,30
67. Anna Kerschbaumer Latsch 4:06.16
