Die Radstrecke quer durch die Lavafelder wies 1.800 Höhenmeter auf und war teilweise starkem Wind ausgesetzt.

„Ironwoman“ Gerlinde Baldauf

Publiziert in 6 / 2011 - Erschienen am 16. Februar 2011
Glurns – Der Triathlon Ironman Hawaii gilt als einer der spektakulärsten und schwierigsten Ausdauerwettkämpfe der Welt und findet jedes Jahr im Oktober auf der Insel­gruppe im Pazifischen Ozean statt. Er ist die Weltmeisterschaft der Königsdisziplin des Triathlons und das höchste Ziel der meisten Triathleten. Einmal in ­Hawaii zu starten bleibt für viele oft nur ein Traum, für Gerlinde Baldauf aus Glurns wurde er jedoch Wirklichkeit. Für diesen Wettkampf musste sie sich bei einem der jährlich insgesamt 24 weltweit stattfindenden Wettbewerbe qualifizieren. Dies schaffte sie am 4. Juli 2010 beim „Ironman Austria“ in Klagenfurt. Über 2.200 Athleten aus 55 Nationen stellten sich dort den Herausforderungen und nahmen die Wettkampfstrecke über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in Angriff. „Der Vinschger“: Gerlinde, wie hast du dich nach der Qualifikation gefühlt? Gerlinde Baldauf: Es war mein erster Ironman und ich rechnete nicht damit, dass ich gleich auf Anhieb die Qualifikation für die Weltmeisterschaft auf Hawaii schaffen würde. Ich merkte zwar während dem Rennen, dass alles perfekt lief, war aber nach dem Ziel­einlauf sehr überrascht, dass es reichte und konnte es selber kaum glauben. Einerseits freute ich mich riesig, andererseits hatte ich großen Respekt davor, an einem weiteren Ironman im gleichen Jahr auf Hawaii bei schwierigeren klimatischen Bedingungen teilzunehmen. Vereinskollegen vom ASV Mals Triathlon konnten mich aber davon überzeugen, die vermutlich einmalige Gelegenheit beim Schopf zu packen. Heute bin ich natürlich sehr froh über diese Entscheidung! Schildere uns doch mal den Ablauf. Gerlinde Baldauf: Der Wettkampf fand am 9. Oktober in Kona mit rund 1900 Triathleten statt. Um 7.00 Uhr morgens fiel der Startschuss. Das Schwimmen im Pazifik war für mich auf Grund der Wellen und der Strömung sehr ungewohnt, doch es lief überraschend gut. Nach 1:20 Std. stieg ich aus dem Wasser und wechselte aufs Rad. Die Radstrecke wies 1.800 Höhenmeter auf und war teilweise starkem Wind ausgesetzt, der abwechslungsweise aus allen Richtungen blies. Besonders bei Gegenwind kam ich zeitweise an meine Grenzen und auch der unberechenbare Seitenwind erforderte höchste Konzentration. Nach 6:23 Std. war ich froh, endlich wieder Boden unter den Füßen zu haben. Den Marathon lief ich in 3:51 Std., bei bis zu 40 Grad Hitze war es wichtig, den Körper ständig mit Wasser und Eiswürfeln zu kühlen. Ans Aufgeben habe ich jedoch nie gedacht. Nach 11:44 Std., exakt eine Stunde länger als in Klagenfurt, erreichte ich glücklich das Ziel. Die Freude und Genugtuung waren groß unter diesen schwierigen klimatischen Bedingungen die Ziellinie zu überqueren. Die Platzierung spielte für mich keine große Rolle. Es freute mich sehr, dass ich mich im Mittelfeld der weltbesten Langdistanztriathletinnen bewähren konnte. Welche ist deine Lieblingsdisziplin und warum? Gerlinde Baldauf: Das Laufen ist meine bevorzugte Sportart. Sie nimmt relativ wenig Zeit in Anspruch und ist unabhängig von Ort und Jahreszeit immer praktizierbar. Zudem konnte ich in dieser Disziplin einige persönliche Erfolge erzielen. Seit ein paar Jahren bin ich Mitglied des ASV Rennerclub Vinschgau und seit kurzem im Ausschuss des Vereins sowie im OK-Team des Reschenseelaufs tätig. Gerade, weil Laufen eine Einzelsportart ist, ist es immer wieder schön und wichtig, wenn man in einem Verein mit Gleichgesinnten in Kontakt kommt und sich austauschen kann. Was ist deine größte Motivation Sport zu betreiben? Was reizt dich am Marathon? Gerlinde Baldauf: Ich bewege mich gerne und liebe die freie Natur. Zudem ist Sport gesund und hält fit. Ich habe bereits mehrere Sportarten ausgeübt, im Moment bin ich begeisterte Triathletin. Während des Sports kann ich abschalten und schaffe mir somit einen guten Ausgleich zum Alltag. Sport gehört zu meinem Leben. Das höchste Ziel vieler Läufer ist es einmal einen Marathon zu laufen. So war es auch bei mir. Auf den Mailand Marathon 2008 habe ich mich gezielt vorbereitet, der Lohn dafür war meine persönliche Bestzeit von 3:04:32. Wie kannst du dich am besten motivieren, wenn mal keine Lust zur sportlichen Aktivität vorhanden ist? Gerlinde Baldauf: Neue Ziele geben mir die nötige Motivation beim Trainieren. Auch das gemeinsame Training mit anderen macht Freude, schafft Abwechslung und wird immer wieder zu einem schönen Erlebnis, über das man gegebenenfalls noch lange spricht. Worauf achtest du besonders? Gerlinde Baldauf: Ich versuche so gesund wie möglich zu leben, dazu gehört ausreichend Schlaf, wenig Alkohol und eine ausgewogene Ernährung. Mit Betonung auf „versuche“, denn ich kann Schokolade und anderen Süßigkeiten nur schlecht wieder stehen. Wie sieht dein Training aus? Wer ist dein/e Trainer/in? Gerlinde Baldauf: Je nach verfügbarer Zeit trainiere ich mal mehr und mal weniger, deshalb sind meine Trainingsumfänge auch sehr verschieden. Abwechslung ist für mich sehr wichtig, im Winter versuche ich mich mit Langlauf und neuerdings auch mit Schitouren in Form zu halten, wenn es wärmer wird, wechsle ich auf das Rad. Laufen und Schwimmen sind das ganze Jahr möglich. Trainer/in habe ich keine/n, die notwendigen Informationen hole ich mir aus der Fachliteratur oder berate mich auch gerne mit erfahrenen Vereinskollegen. Gab es in deinem Umfeld schon mal Dopingaffären? Gerlinde Baldauf: Nein! Das Einnehmen von verbotenen Mitteln verurteile ich sehr, denn es ist ein ausgesprochen unfaires Verhalten, das sich mit nichts rechtfertigen lässt. Schade ist, dass durch die steigenden Dopingskandale auch unschuldige Sportler verdächtigt werden. Bleibt dir da noch genügend Freizeit für andere Dinge des Lebens? Gerlinde Baldauf: In der Regel bleibt noch Zeit für andere Dinge des Lebens. Während der Vorbereitungsphase auf beide Ironman war das Training allerdings etwas umfangreicher. Besonders an den Wochenenden absolvierte ich viele Lauf- und Radkilometer. In dieser Zeit war ein genaues Einteilen meiner Freizeit sehr wichtig. Mein Partner Andi hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und mich häufig auch beim Training begleitet, wofür ich sehr dankbar bin. Wie lautet deine Lebensphilo­sophie? Gerlinde Baldauf: „Anything is possible – Alles ist möglich!“ So lautete der Leitspruch des Ironman Hawaii. Auch ich versuche die Kraft des positiven Denkens zu nutzen, vor allem in Angelegenheiten, die manchmal unerreichbar scheinen. Was ist dein Ziel oder Wunsch für die nächsten Jahre? Gerlinde Baldauf: Ich wünsche mir gesund und frei von Verletzungen zu bleiben, dass ich noch lange sportlich aktiv sein kann. Meine weiteren sportlichen Ziele sind im Moment noch nicht klar definiert. Mit Sicherheit werde ich es heuer etwas gemütlicher angehen und weniger Wettkämpfe bestreiten. Aber irgendwann möchte ich wieder an einem Ironman teilnehmen. Interview: Oskar Telfser
Oskar Telfser
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