„Drei Köpfe“, Radierung von Karl Plattner, 1973

„Um ihn zu verstehen, muss man sein Leben kennen“

Publiziert in 43 / 2012 - Erschienen am 28. November 2012
Im „Spazio Rizzi“ in Latsch ist ein breiter Querschnitt von ­Gemälden, Graphiken und Bildern von Karl Plattner zu sehen. Latsch - Als er als Bub auf der Malser Haide Schafe hütete, hat er Hunger gelitten und er hat sich gefreut, als ihm der damalige ­Mohrenwirt in Burgeis manchmal ein gute Mahlzeit auftischte. In diese und weitere Episoden aus dem Leben des Künstlers Karl Plattner aus Mals führte am Samstagabend Marjan Cescutti im „Spazio Rizzi“ in Latsch ein. „Um die Werke von Karl Plattner zu verstehen, muss man sein Leben kennen,“ sagte der Vorsitzende des Südtiroler Kulturinstituts, der mit Plattner persönlich befreundet war. Karl Plattner, geboren am 13. Februar 1919 in Mals und gestorben am 8. Dezember 1986 in Mailand, habe einer Generation von Künstlern angehört, die nach dem Ersten Weltkrieg geboren sind und als Künstler somit einen schweren Weg zu gehen hatten: keine Förderung, keine deutsche Schule, materielle Not. Plattner, eines von zehn Kindern, hat die materielle Not miterlebt, den Faschismus und die Option. Die Option war laut Cescutti nicht ein Ventil für Deutsch-Nationale, sondern ein soziales Ventil. Ausgewandert seien vor allem arme Leute. Karl Plattner malte Höfe im Obervinschgau, die während der Option verlassen wurden. 1935 begann er eine Lehre als Anstreicher in Mals und später in Brixen. Dort stieß er auf Sebastian Fasal, Professor der Akademie der bildenden Künste Wien, bei dem er Freskomalerei studierte. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat in der deutschen Wehrmacht und geriet in amerikanische Gefangenschaft. „Das Leben eines Odysseus“ Entscheidend für das spätere Schaffen von Karl Plattner, der laut Cescutti ein Leben der Ruhelosigkeit führte, ja das Leben eines Odysseus, war sein Aufenthalt in Paris, wo zu dieser Zeit der Existentialismus rund um Albert Camus und Jean-Paul Sartre florierte. Plattner studierte auch in Florenz und Mailand und bekam erste öffentliche Aufträge für Freskomalereien in Südtirol. „Mit seinen Fresken, etwa mit jenem in der Naturnser Totenkapelle, hat er das Leid in unsere Welt hereingeholt,“ sagte Cescutti. Das sei für einen Teil der Kirche und der Bevölkerung zu viel geworden und es kam zu Protesten. Auch an das Tafelbild der leidenden Muttergottes in Alsack erinnerte Cescutti, an das große Wandbild im Sitzungssaal des Landtags in Bozen und an weitere Werke. Zum Wandbild im Landtag zitierte er den Titel eines damaligen „Dolomiten“-Artikels: „Der Ochs im Landhausstadel“. Kritik, die von außen kommt, werde von Künstlern in der Regel wenig ernst genommen, „wird sie aber in der eigenen Heimat laut, leiden die Künstler darunter.“ Auch an die Reise Plattners nach Brasilien im Jahr 1952 und seine dortige Schaffensperiode erinnerte Cescutti. Plattner sei nach und nach zu einem Themenmaler geworden. Die Einsamkeit des Menschen zum Thema gemacht Er machte die Einsamkeit und Isolierung des Menschen zum Thema und das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und den Mitmenschen. Plattner habe das Leid innerweltlich gesehen, in gläserner Klarheit. Aus vielen Werken des Ruhelosen - er soll 42 Mal Wohnung gewechselt haben - spreche die Sehnsucht nach Kindheit und Geborgenheit. Für Cescutti ist Karl Plattner der bedeutendste Künstler Südtirols in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. „Karl Plattner hat uns auch im 21. Jahrhundert viel zu sagen,“ gab sich Landesrat Richard Theiner in seinen Grußworten überzeugt. In Zeiten weltweiter Verunsicherung komme dem Werk von Plattner eine besondere gesellschaftspolitische Bedeutung zu. Als besonders ausdrucksstark empfinde er die Werke, in denen Plattner die archaischen Landschaften im Obervinschgau darstellt. Hausherr Walter Rizzi, der eine große Schar von Künstlern, Freunden, Verwandten und Bekannten des Künstlers sowie von Vertretern aus dem öffentlichen Leben zur Eröffnung begrüßen konnte, freute sich, im „Spazio Rizzi“ in Zusammenarbeit mit der Goethe Galerie in Bozen einen sehr breiten Querschnitt von Werken des Malser Künstlers zeigen zu können. Einen besonderen Dank zollte er Ennio e Alessandro Casciaro von der Goethe Galerie. „Der Name Karl Plattner ist mit der Goethe Galerie unzertrennlich verbunden. Wir wollen uns als Galerie öffnen und Qualität dorthin bringen, wo Qualität schon ist, wie hier im ‚Spazio Rizzi‘ in Latsch“, sagte Alessandro Casciaro. Die Grüße im Namen der Heimatgemeinde des Künstlers überbrachte die Malser Vizebürgermeisterin Sibille Tschenett. Sepp Laner Infos zur Ausstellung: Die Ausstellung „Karl Plattner - Gemälde und Graphik“ im „Spazio Rizzi“ in Latsch bleibt bis zum 30. Jänner 2013 zugänglich. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr; an Samstagen und Sonntagen von 10 bis 12 Uhr.
Josef Laner
Josef Laner

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