Nikolaus Paryla in „Der Kontrabass“.

Großes Kulturangebot auf dem Lande

Publiziert in 35 / 2008 - Erschienen am 8. Oktober 2008
Schlanders - Die Veranstaltungen im Kulturhaus Karl Schönherr erfreuen sich ständig zunehmender Beliebtheit und es ist ein „Muss“, sie zu besuchen. So hat der Verwaltungsrat einen abwechslungsreichen Veranstaltungsplan für den Herbst 2008 erstellt, der bereits am 16. Oktober mit der Aufführung von „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Kultur­institut beginnt. Das erste Bühnenwerk dieses Stücks erlebte 1981 seine Uraufführung mit Nikolaus ­Paryla und läuft seit 1986 ununterbrochen am Münchner Volkstheater. „Der Kontrabass“ ist das tragikomische Selbstbekenntnis eines mittelmäßig begabten Musikers, der einem imaginären Publikum von seinem bedeutungslosen Leben als Hinterbänkler eines Orchesters erzählt. Karten für die Auf­führung am 16. Oktober mit Beginn um 20 Uhr im Kulturhaus „Karl Schönherr“ in Schlanders gibt es bei Athesia-Ticket oder im Südtiroler Kulturinstitut (Tel. 0471 313800). Die Veranstaltung wird von der Unternehmerinitiative Wirtschaft & Kultur Schlanders unterstützt. Am 4. November brilliert Ron Williams, vielen noch als Martin Luther King in Erinnerung, in seiner nächsten großen ­Rolle als Ray Charles. Die Musical-Show ist eine Hommage an die Soul-Legende Ray Charles, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, mit 7 Jahren sein Augenlicht verlor und kurz darauf auch noch seine Eltern. Ray Charles gelang es inmitten des vorherrschenden Rassismus in den Südstaaten einen neuen Musikstil zu kreieren: den Soul. Bereits am 6. November bringt das Freie Theater Bozen das Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von­ ­Bertold Brecht zur Aufführung. Brechts Arturo Ui ist eine ­miese, kleine Hitler-Gestalt, der mit ähnlichen Mitteln wie der „größte Führer aller Zeiten“ im Reich des Chicagoer Lebensmittelhandels eine bedingungs- und rücksichtslose Karriere macht. Berthold Brecht, größter deutscher Dramatiker des vergangenen Jahrhunderts schrieb das Stück im Jahre 1941, kurz vor seiner Flucht vor den Nazis nach Amerika. Ihm ging es in diesem „Gangsterspektakel“, einer bitterbösen, belehrend-unterhaltsamen Parabel vor allem um Aufklärung und um eine Vergangenheitsbewältigung durch kritisches Nachdenken. „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ wurde erst im Jahre 1958 uraufgeführt. Das Kulturhaus Karl Schönherr wagt sich auf neues Terrain: im 2-Jahres-Rhythmus wird das Kulturhaus zur Ausstellungsplattform für einheimische Künstler. Der erste Vinschger Künstler ist der 44-jährige ­Laaser Peter Puintner alias Luxebel. Der in Laas und Innsbruck lebende Künstler malt, schreibt und baut „fantastische“ Maschinen, deren Besonderheit in der Ausführung und Ideenentwicklung liegt. Für uns gewöhnliche und selbstverständlich anmutende Gebrauchsgegenstände und Maschinen werden verformt, verarbeitet und überraschend neu präsentiert. Da die Ausstellung in Ko­operation mit dem Stadt­museum Innsbruck erfolgt, wird die Ausstellung „Luxebel Malerei Mythos Maschinen“ am 21. November um 18.00 Uhr im Beisein der Innsbrucker Bürgermeisterin Hilde Zach und Lukas Moscher, Direktor des Stadtmuseums Innsbruck erfolgen. Goethes „Faust I“ ist die zweite Veranstaltung des Südtiroler Kulturinstituts in Schlanders. Die Neue Bühne Senftenberg präsentiert „Faust I“ am 28. November in einer Inszenierung des Intendanten Sewan Latchinian. Als Wissenschaftler ohne brauchbare Ergebnisse, als Mensch unfähig, das Leben zu genießen – Goethes „Faust“ als Geschichte eines Verzweifelten, dem als letzte Chance ein Pakt mit dem Teufel erscheint. „Faust“ ist eine Tra­gödie von Johann Wolfgang von ­Goethe, die 1808 veröffentlicht wurde. Das Werk gilt als eines der bedeutendsten und meistzitierten Werke der deutschen Literatur. Als erstes Stück im Rahmen der neuen Zusammenarbeit mit den Vereinigten Bühnen Bozen kommt das beliebte Kinderstück „In 80 Tagen um die Welt“ am 2. Dezember nach Schlanders. Die abenteuerliche Geschichte von Jules Verne wurde vom Brunecker Regisseur Toni Taschler mit Musik von Stephen Lloyd inszeniert und führt die kleinen und großen Zuschauer auf eine bilderbogenartige ­Reise um die Welt, in ferne Länder und faszinierende Kulturen. Am 2. Jänner 2009 findet das 10. Neujahrskonzert in Folge in Schlanders statt. Dank einer „Sonderunterstützung“ von Seiten der Gemeinde Schlanders gibt es zu diesem Anlass ein Konzert besonderer Klasse. Die Camerata Salzburg gehört zu den traditionsreichsten und weltbesten Kammerorchestern, das regelmäßig bei den Salzburger Festspielen und im Wiener Konzerthaus sowie in Gast­konzerten auf der ganzen Welt auftritt. Die „Camerata“ besteht aus jungen, motivierten Musikern aus über 20 Nationen, die in der universellen Sprache der Musik vereint sind. Erstmals bietet das Südtiroler Kulturinstitut ein „Schlanders-Abo“ an, das bei Athesia-Ticket erhältlich ist. Zum diesjährigen Abo gehören die bereits erwähnten Aufführungen „Der Kontrabass“ am 16. Oktober sowie „Faust I“ am 28. November, weiters die turbulente Komödie „Buchbinder Wanninger“ von Karl Valentin am 27. Jänner 2009 und „Nächstes Jahr – gleiche Zeit“ von Bernard Salde mit Reinhard Fendrich in der Hauptrolle am Donnerstag, 30. April 2009. Die Veranstaltungen im Kulturhaus Karl Schönherr sind nur durch die finanzielle Unterstützung der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, der Unternehmerinitiative „Wirtschaft & Kultur“ sowie seit Herbst 2008 auch durch die Stiftung Südtiroler Sparkasse möglich. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft auch die Peripherie in den Genuss der öffentlichen Zuwendung für Kulturver­anstaltungen in Kultur­häusern kommt!
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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