„Wir sind nicht geboren, um Chemie zu essen“

Publiziert in 3 / 2017 - Erschienen am 1. Februar 2017
Schlanders - Er habe nichts gegen die Schulmedizin, sei aber überzeugt, „dass wir nicht geboren wurden, um Chemie zu essen. Wir sind Teil der Natur. Die Natur gibt uns alles, was wir brauchen.“ So führte der Kräuter- experte Gottfried Hochgruber aus St. Lorenzen im Pustertal am 21. Jänner im voll besetzten Nikolaussaal im Bürgerheim in Schlanders in seinen Vortrag zum Thema „Gesund und fit bis ins hohe Alter“ ein. Zum Vortrag eingeladen hatte die Interessensgruppe für Verwitwete und Alleinstehende im KVW-Bezirk Vinschgau. Neben den zahlreich erschienenen Zuhörern, unter denen sich nicht nur Witwen und Alleinstehende befanden, sowie dem hochkarätigen Referenten konnte Beatrix Matzohl Niedermair, die Vorsitzende der Interessensgruppe, auch Dekan Josef Mair begrüßen. Dieser wies in einer kurzen Besinnung darauf hin, dass mit der Gesundheit auch das Wort Freude verbunden ist. Die Freude sei ein Grundbedürfnis des Lebens. „Geld und Gier machen die Menschen fertig“ Gottfried Hochgruber knüpfe an diese Gedanken an: „Freude und Zufriedenheit lassen nicht zu, dass ihr krank werdet.“ Was heutzutage viele Menschen fertig mache, seien Geld, Neid und vor allem Gier: „Es geht oft nur mehr um Geld, Geld und Geld. Wir haben keinen Bezug mehr zur Natur, auch nicht zu den Pflanzen und Heilkräutern.“ Wer gut mit Pflanzen umgehe, „geht auch mit der Umwelt, den Tieren und den Menschen gut um.“ Der Mensch sei nicht geboren, um Chemie zu essen. Die Lebensqualität lasse sich nicht mit immer mehr Tabletten und Pillen verbessern, wie sie von Ärzten verschrieben und Apotheken in Hülle und Fülle zum Verkauf angeboten werden, „sondern mit dem, was uns die Natur gibt.“ Bedauerlich sei, „dass man uns das über Jahrhunderte hinweg gewachsene Wissen um die heilende Kraft von Kräutern genommen hat.“ Nur einige Großmütter wissen noch Bescheid Dasselbe gelte von der Anwendung von natürlichen Heilmitteln. Nicht Mütter, sondern bestensfalls Großmütter wüssten heutzutage noch darüber Bescheid, welche Kräuter und Pflanzen es gibt, wofür oder wogegen sie wirken und wie man sie anwendet. Dabei sei die Vielfalt an natürlichen Heilmitteln außergewöhnlich groß, speziell am Vinschger Sonnenberg. Die Talsohle mit den Apfelanlagen nahm Hochgruber ausdrücklich aus. „Heilung kann nur entstehen, wenn ich etwas verändere“, so der Referent. Es sei ein Irrglaube, anzunehmen, dass man bei Beschwerden lediglich zum Arzt gehen muss, um sich irgendwelche Tabletten verschreiben zu lassen: „Zu Beginn sind es vielleicht 3 Tabletten, dann werden es 4, dann 5. Das Problem aber bleibt.“ Hochgruber riet den Zuhörern, nach den 4 Jahres- zeiten zu leben: „Wenn ihr 20 seid, ist Frühling, ab 50 kommt der Sommer, mit 90 der Herbst und dann der lange Winter.“ Viele würden glauben, „mit 70 noch im Sommer zu leben. Wir müssen aber schon mit 50 daran denken, wie wir mit 80 sein wollen, und nicht erst mit 79.“ Die Volksheilkunde sehe den ganzen Menschen. Sie sehe ihn als das, was er ist, nämlich als Teil der Natur. „Viele Probleme, die wir heute haben, gab es früher nicht.“ Nicht alle wissen, dass es in Südtirol rund 4.800 verschiedene Pflanzen gibt. Viele praktische Tipps Gottfried Hochgruber hatte eine breite Auswahl von Essenzen und natürlichen Heilmitteln mitgebracht und wartete mit vielen praktischen Tipps auf. Als eines der besten Mittel für die Reinigung des Magens und des Darmtraktes nannte er das Sauerkraut. „Wer an Gicht leidet und bei abnehmendem Mond mehrmals Sauerkrautwasser trinkt, dem kann ich versichern, dass die Gicht verschwinden wird“, so Hochgruber. Als natürliches Antibiotikum bei Atemwegsbeschwerden wie Husten oder Schnupfen stellte er eine Baumbart-Essenz vor. Wer nicht gut schläft und bereits müde erwacht, kann es mit der Wurzel des Löwenzahns versuchen. Ein gesunder Tiefschlaf sei die Grundvoraussetzung dafür, den Tag mit Energie und Kraft zu beginnen. Den ganzen Winter über nicht krank Als wirksames Mittel bei Arthrose und anderen Beschwerden nannte er Hagebuttenpulver. Die Hagebutte enthalte außer- ordentlich viel Vitamin C. Dasselbe gelte für die Berberitze. Als einzige Nebenwirkung dieser Heilmittel nannte Hochgruber den Umstand, „dass ihr den ganzen Winter über nicht krank werdet.“ Der Referent verstand es, die durchaus ernsten Inhalte auf sehr einfache, teils witzige und kabarettistische Art und Weise an die Frau und den Mann zu bringen. Apropos einfach: „Ihr habt jedes Recht der Welt, dass euch der Arzt eure Krankheit einfach und in eurer Sprache erklärt.“ Als natürliches und sanftes Heilmittel bei Depressionen empfahl Hochgruber indischen Weihrauch. Zum Thema Stoffwechsel meinte er: „Stoffwechsel heißt nichts anderes als Stoff wechseln. Heute ist es aber so, dass wir mehr oder weniger jeden Tag dasselbe essen.“ Nein zu „toter Ware“ Anstatt „toter Ware“ im Supermarkt sollten wir wieder mehr auf gesunde Lebensmittel zurückgreifen, die uns die Natur gibt und die noch Kraft in sich haben. Von so genannten Ent- schlackungs- und Entgiftungskuren hält Hochgruber nicht viel: „Es geht vielmehr darum, uns zu regenerieren. Den Rest besorgt der Körper dann allein.“ Auch natürliche Heilmittel zur Bekämpfung von Verstopfung und Durchfall sowie von vielen weiteren Beschwerden stellte Hochgruber vor. Als Mittel zur Stärkung der Hirnfunktion nannte er u.a. den Griechischen Bergtee: „Wenn das ‚Hirnkastl’ funktioniert, kann man in Würde alt werden.“ Als guten Wirkstoff gegen Inkontinenz bei Frauen nannte er Frauenmantel- und Hirtentäschel-Tee. Nur lachen kann Hochgruber darüber, dass nun neuerdings auch spezielle Höschen gegen Inkontinenz angeboten werden: „Man bietet Höschen an statt das Problem zu lösen.“ Das sei nur eines der Beispiele von Geschäftemacherei. Er schaue sich im Fernsehen manchmal nur deshalb eine Stunde lang Werbesendungen an, um herauszufinden, „wer wen bescheißt.“ Jeden Tag etwas verändern Der Referent rief auch dazu auf, jeden Tag im Leben etwas zu verändern, möglichst oft in die Natur zu gehen, sich zu bewegen und den Diwan zu verlassen. Das sei auch gut für den Abbau von Stress und Ärger. Grundsätzlich hielt Hochgruber weiters fest, „dass wir wieder lernen müssen, Heilmittel zu Lebensmitteln zu machen.“ Früher hätten sich die Menschen vielfach selbst um die Gesundheit gekümmert, „heute ist der Doktor zuständig.“ Auch der Mensch selbst habe an Wert verloren: „Heute hat ein Hund bisweilen mehr Wert als ein Mensch. Der Mensch ist nur mehr eine Nummer.“ Als ethisch verwerflich nannte er den Umstand, „dass man heutzutage oft 3 Monate warten muss, bis man Hilfe bekommt, außer man hat das notwendige Geld.“ Südtirol sei von „Fahrradfahrern“ aufgebaut worden, und heute sei es so, dass „Porschefahrer“ die Vorfahrt haben: „Wir haben unsere Kultur total verkauft“, so der Kräuterfachmann, der auf seinem Hof (Moarleitnerhof) übrigens mit ca. 700 Essenzen aufwartet. Der Kräuterexperte hat lange Zeit als Tischler gearbeitet. Seit etlichen Jahren ist Hochgruber ein gefragter Referent im In- und Ausland. Er hat sich als Kräuterfachmann, Dornenexperte, Vitalberater, Seminarleiter und geprüfter Wanderführer weitum einen Namen gemacht. Einer seiner Leit- sprüche lautet: „Nicht die Hektik oder der Reichtum zählen am Ende des Lebens, sondern die Gelassenheit und Zufriedenheit.“
Josef Laner
Josef Laner

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