Die bewusste Vernachlässigung der Wiesen soll verdeutlichen, welche weitreichenden Folgen das Aufgeben der Landwirtschaft für die Kulturlandschaft hat.
SBB-Ortsobmann Armin Oberhofer (links) und der Bergbauer Erich Eberhöfer, der eine ungewöhnliche Protestkation gestartet hat.

Ungewöhnliche Protestaktion gegen Wolf und Bär

Publiziert in 20 / 2024 - Erschienen am 5. November 2024

Martell - Der Bergbauer Erich Eberhöfer aus Martell hat eine ungewöhnliche Protestaktion gestartet, um auf die zunehmende Bedrohung durch Wölfe und die Folgen für die Berglandwirtschaft aufmerksam zu machen. Aus Protest gegen das Großraubwild verzichtet er bewusst auf die Bewirtschaftung seiner Wiesen und hat seine Schafzucht aufgegeben. „Letztes Jahr gab es mehrere Wolfsrisse im Tal und auch heuer wurden Tiere gerissen“, sagt der passionierte Schafhalter. Um seine Tiere zu schützen, hat er beschlossen, die Schafhaltung aufzugeben. Anfang des Jahres trennte er sich von seiner kleinen Herde. Erich Eberhöfer: „Solange Wölfe und Bären hier herumlaufen, ist eine sichere Tierhaltung nicht möglich. Herdenschutz lässt sich auf unseren Almen nicht umsetzen und meine Tiere den ganzen Sommer am Hof einzusperren, kommt für mich nicht in Frage.“ Um der Öffentlichkeit die Folgen dieser Entwicklung vor Augen zu führen, hat er nicht nur die Schafzucht eingestellt, sondern auch seine Wiesen auf einer Fläche von insgesamt vier Hektar ungemäht gelassen. Wo früher grüne, gepflegte Wiesen das Landschaftsbild prägten, breiten sich nun vertrocknetes Gras und Unkraut aus. „Ich lasse alles stehen, damit die Leute sehen, was passiert, wenn wir Bauern nicht mehr arbeiten“, erklärt Eberhöfer. Die bewusste Vernachlässigung der Flächen soll verdeutlichen, welche weitreichenden Folgen das Aufgeben der Landwirtschaft für die Kulturlandschaft hat. Ungemähte Wiesen schaden nicht nur dem Landschaftsbild, sie erhöhen auch das Risiko für Lawinen und Erdrutsche. Zudem leidet die Artenvielfalt, wenn Wiesen nicht mehr regelmäßig gepflegt werden und verbuschen. Die Protestaktion von Erich Eberhöfer wird von der Ortsgruppe Martell des Südtiroler Bauernbundes unterstützt. SBB-Ortsobmann: „Für uns Bergbauern ist die Arbeit ohnehin schon schwierig genug. Die Ausbreitung von Wölfen und Bären gefährdet die Tierhaltung und damit die gesamte Berglandwirtschaft.“ Die Ortsgruppe hat Drohnenaufnahmen der verwilderten Flächen gemacht, um die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit und der Politik zu wecken. Von der Politik fordert Eberhöfer eine klare Regulierung des Wolf- und Bärenbestands: „Auch Nutztiere haben ein Recht auf Schutz. Wir hoffen, dass unsere Aktion die Menschen wachrüttelt und endlich gehandelt wird.“ Wie lange er seine Wiesen ungemäht lassen wird, ist noch offen, doch sollen sie weiterhin als Zeichen dafür dienen, „was ohne den Einsatz der Bergbauern mit der Kulturlandschaft passiert.“

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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