Tarsch

Publiziert in 11 / 2004 - Erschienen am 4. Juni 2004
Fotos: Florian Peer, Text: Andrea Perger [F] Dorf der tausend Gassen [/F] Ortsnamensbedeutung: Erstmals urkundlich erwähnt 1235 als "de Taro", Mundart: "Toorsch", amtl. ital. Name: "Tarres". Bedeutung unklar. Vielleicht aus dem lateinischen "torrens" was "Wildbach" bedeutet. Quellen: "Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte", von Egon Kühebacher 1991 "Vinschgau" von Josef Rampold, Auflage 1997 Festschrift "30 Jahre Flurbereinigung und Beregnungsanlage Tarsch" 2002 Informationen: Walter Kofler [F] Historisches [/F] Tarsch wird im 13. Jahrhundert urkundlich das erste Mal erwähnt. Das Dorf dürfte aber aufgrund seiner Lage auf dem sehr fruchtbaren Schuttkegel viel älter sein. [F] Dorfzahlen [/F] Die Einwohnerzahl des Dorfes wächst stetig, wenn auch sehr langsam, So leben heute gut 600 Menschen im Dorf. Tarsch war bis ins Jahr 1927 eine eigenständige Gemeinde. [F] Dorfleben [/F] Tarsch thront auf einem Schuttkegel oberhalb von Latsch. Diese Lage macht sich vor allem im Winter bezahlt, die Tarscher erzählen mir stolz, dass es dann vor allem morgens stets ein paar Grad wärmer sei, als im Hauptort unten. Auffallend an Tarsch sind sicher die unzähligen Gassen und Gässchen, einige teilweise nur ein paar Meter lang, zu manchen Häuser gelangt man regelrecht von überallher und auf mehrere verschiedene Arten. Es soll ja sogar vorgekommen sein, dass Fremde bei Nacht oder Nebel gar nicht mehr aus dem Dorf herausfanden. Diese Gassen hatten früher neben ihrem eigentlichen Sinn oft noch eine andere Funktion. Durch sie wurde teilweise das Wasser in die Felder unterhalb des Dorfes gelenkt. Deshalb waren die Gassen im Dorf, anders als in anderen Dörfern, auch früher bereits mit Steinen ausgepflastert und nicht nur jene innerhalb der Ortschaft, sondern auch jene, die sich am Schuttkegel unterhalb Tarsch befanden. Beim Bewässern kam es deswegen oft zu unguten Situationen. Wollte ein Bauer eine Fuhre Heu oder Korn einbringen und hatte Pech, dass die Gassen, die er benutzen wollte, gerade zum Bewässern benutzt wurden, musste er teilweise mit dem Fuhrwerk durch das Wasser waten. Dies war mühselig und zeitraubend. Aber das Wasser in Tarsch war stets knapp und durch diese Methode konnte der Anteil der durch Verdunstung und Versickern verloren ging, in Grenzen gehalten werden. Wie in so vielen Dörfern des Vinschgaus, die auf größeren Schuttkegeln liegen, hatte Tarsch mit zwei Wasserproblemen zu kämpfen. Auf der einen Seite die Wasserknappheit, auf der anderen Seite wurde das Dorf durch diverse Muren verwüstet. Eine andere Begebenheit zum Thema Wasser sei hier ebenfalls kurz erzählt. Die heutige Trink- wasserquelle in der Nähe der Talstation war nicht seit jeher dort. Früher entsprang das Wasser unterhalb der Kirche St. Medardus dem Berg, doch nach einer Sprengung im Zuge des Baus des Stollens Laas - Kastelbell, der das Wasser zur Stromerzeugung ins dortige E-Werk leitet, blieb das Wasser plötzlich aus. Zum Glück konnte schnell eine Ersatzquelle genutzt werden, doch bei schlechtem Wetter dringt das Wasser an der alten Quelle immer wieder zu Tage, zur Sorge des Bauern des benachbarten Hofes. Eine weitere Besonderheit des kleinen Dorfes ist jene, dass der Kirchtag an St. Joachim (Jachim) gefeiert wird, die Pfarrkirche jedoch dem heiligen Michael geweiht ist. An "Jachim", im Hochsommer, beginnt der Feiertag mit einer feierlichen Messe mit Prozession. Danach lädt die Feuerwehr traditionell zu einem Fest, bei dem untertags die Musikkapelle Tarsch spielt. Früher war dieser Tag im Vinschgau sehr bekannt, sodass auch viele von auswärts zu Jachim nach Tarsch kamen, für die Kinder des Ortes war der Feiertag eine große Freude, da sie beim Fest ein "Kracherle" bekamen (meist das einzige des Jahres). Nicht nur an diesem Festtag, auch sonst ist das Vereinsleben im Dorf sehr ausgeprägt und lebendig. Der Tourismus des Dorfes hat bescheidene Ausmaße. Dennoch leidet das Dorf unter dem Durchzugsverkehr, der durch das Schigebiet "Tarscher Alm" entsteht, vor allem während der Weihnachtsfeiertage, zu Fasching und an den Wochenenden. [F] Wanderung [/F] Von der Tarscher Alm aus, auf die man entweder mit dem Sessellift oder aber auch zu Fuß gelangt, ergeben sich vielfältige Wandermöglichkeiten. Alle Wege sind gut beschildert und gepflegt. Steigt man von der Tarscher Alm über die Zirmruanhütte empor zum Tarscher Pass, kann man das alte Bewässerungssystem bewundern. Dieser Waal transportierte früher das Wasser vom Kuppelwieser Ferner ins Tal. Ein Teil des Waales verläuft auf hohen gemauerten Pfeilern. Von der Tarscher Alm zum Pass und retour sollte man mindestens 4 bis 5 Stunden einkalkulieren.

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