Zur 100-Jahr-Feier der Vinschger Bahn verkehrte auf der Vinschger Strecke eine Dampflok. Foto: STA

Die Bahn einst und jetzt

Publiziert in 8 / 2017 - Erschienen am 8. März 2017
Adelige fuhren zu k.u.k.-Zeiten zum Kaffee trinken mit dem Zug von Meran bis zum Bahnhof Schnalsthal. Die Elektrifizierung ist nach der Wiederinbetriebnahme der neuen Bahn im Jahr 2005 ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Vinschger Bahn. Staben/Laas - Schon seit einigen Monaten wird an den Bahnhöfen in Spondinig und in Schlanders gearbeitet. Es sind dies die ersten zwei Bahnhöfe, die im Zuge der ­Elektrifizierung der Vinschger Bahn im Auftrag der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) umgestaltet werden. Als nächstes kommt dann der Bahnhof Laas an die Reihe: Am 8. und 9. April 2017 wird dort eine Unterführung unter die Bahn­strecke geschoben. An allen Bahnhöfen entlang der Strecke Meran-Mals sind die Bahnsteige zu verlängern. In diesen Tagen haben auch die Arbeiten im Bahnhof Laas begonnen. Dort wird, so wie bereits in Spondinig,eine neue Unterführung errichtet. Die Umbauarbeiten an den Bahnhöfen sind nur ein Teil der vielen Maßnahmen, die für die Elektrifizierung notwendig sind. Es braucht u.a. auch rund 1.500 Oberlandmasten entlang der Bahnlinie, eine neue Signaltechnik und neues Rollmaterial. Insgesamt wird es über zwei Jahre dauern, bis die Bahn nicht mehr mit Diesel, sondern mit Strom durch das Tal „huschen“ wird. Und zwar im Halbstundentakt, mit doppelter Kapazität und ohne Umsteige-Zwang für alle, die bis nach Bozen wollen. Einer, der sich wie ein Kind über die Elektrifizierung freut, ist Walter Weiss, der Präsident der „Freunde der Eisenbahn“. Dieser Verein trägt seit der Gründung im Dezember 2000 mit dazu bei, dass die „Flamme“ für die Eisenbahn immer stärker leuchtet. „Paul Stopper, Schweizer Verkehrsplaner, aus der Schweiz hat erst kürzlich bei unserer Vollversammlung festgestellt, dass in Südtirol das Eisenbahn­fieber ausgebrochen ist“, freut sich Walter Weiss. Die Begeisterung für die Elektrifizierung der Vinschger Bahn schöpft er zum Teil auch aus der Vergangenheit. Aus Zeiten, „als Adelige und Herrschaften eigens mit der Bahn von Meran bis zum Bahnhof Schnalsthal fuhren, um im damaligen Bahnhofrestaurant ­Kaffee zu trinken.“ Wie schon der Name verrät, war der Bahnhof in Staben in erster Linie für das Schnalstal gedacht. Die Schnalser erreichten den Bahnhof einst zu Fuß, in der Regel über Katharinaberg und den Fuchsberg. Die Etsch überquerten sie auf der nunmehr geschlossenen, so genannten „Hottlbrugg“. Der Name rührt laut Weiss davon her, „dass es auf dieser kleinen Hängebrücke tatsächlich ‚gehottelt’ hat.“ Welche Bedeutung dem Bahnhof ­Schnalsthal nach der Inbetrieb­nahme der Bahn im Jahr 1906 zukam, belegt schon die Tatsache, dass einer der zwei Wartesäle am Bahnhof für den Habsburger Adel reserviert war. Es war laut Weiss während der kaiserlich-­königlichen Zeit üblich, „dass Adelige und Herrschaften mit dem Zug von Meran bis zum Bahnhof Schnalsthal fuhren.“ Schon allein die Aufschrift „Schnalsthal“ verrät, dass es sich einen besonderen Bahnhof handelte, denn die Aufschrift wurde in Glas eingefasst und ist bis heute so erhalten. Solche verglaste Aufschriften gab es sonst nur noch in Meran und Mals. Während der Zeit des Krieges an der Ortlerfront soll sich Kaiser Karl mehrere Tage lang im Bahnhofsgebäude aufgehalten haben. Bewiesen werden konnte das laut dem Vereinspräsidenten bis heute allerdings nicht. Auch von einem roten Sofa, auf dem der Kaiser geruht haben soll, fehle bis heute jede Spur. Unbestritten ist hingegen die Tatsache, dass der Bahnhof Schnalsthal der größte Verladebahnhof zwischen Meran und Mals war. Es wurde viel Holz verladen, und später auch Obst. Seit etlichen Jahren ist es der Jugend- und Erlebnisbahnhof, der auf dem Gelände des Bahnhofs Schnalsthal jährlich von Mai bis Oktober jeden Sonntag dazu beiträgt, Klein und Groß aus nah und fern für die Bahn zu begeistern. Während der Öffnungszeiten hält die Vinschger Bahn direkt am Erlebnisbahnhof. sepp
Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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