Im Bild links die Stube, aus der Helmut Eller und seine Mutter über ein Fenster ins Freie flüchteten. In den weiteren Bildern die Überreste des mehrstöckigen Hauses, das in früheren Zeiten eine Pension war.
Der Schuttkegel der Lawine, die das Haus der Familie Eller zerstörte. Rechts ist der Weiler Pfleif zu sehen.
Fieberhaft wurde am 24. Jänner an der Räumung der Straße gearbeitet. Diese konnte noch am Abend für den Verkehr freigegeben werden.

Albtraum in Weiß

Familie aus Pleif braucht Hilfe

Publiziert in 3 / 2018 - Erschienen am 30. Januar 2018

Langtaufers - Harte Tage voller Angst, die sich in das Gedächtnis eingebrannt haben, mussten in der vergangenen Woche viele Langtauferer und Gäste des Hochtals erleben, sowie auch zahlreiche Einsatzkräfte und freiwillige Helfer. Neben dem hinteren Schnalstal herrschte vor allem im Gebiet rund um den Reschenpass akute Lawinengefahr. Es mussten zahlreiche Straßen gesperrt und Lawinen gesprengt werden. Den Höhepunkt erreichte die Ausnahmesituation am Abend des 22. Jänner, als in Langtaufers mehrere Lawinen zu Tal donnerten. Eine davon riss im Weiler Pleif zwei Stockwerke eines Hauses mit sich. „Es war 2 Minuten vor 20 Uhr, als ich kurz vor dem Beginn der Tagesschau auf den Balkon trat und sah, wie die Lawine abging“, erinnert sich Leo Eller: „Es gab eine große Staubwolke, Baumstämme flogen durch die Luft.“ Die Lawine erfasste das darunterliegende Haus seines 41-jährigen Cousins Helmut. Dieser und dessen Mutter Hilde (75 Jahre) saßen zu diesem Zeitpunkt in der Stube vor dem Fernseher.

Zwei Stockwerke „wegrasiert“


Die Lawine „rasierte“ die zwei Stockwerke über dem Erdgeschoss buchstäblich weg. Helmut und seine Mutter gelangten über das Stubenfenster ins Freie. Leo Eller brachte ihnen Kleider und nahm sie vorübergehend bei sich auf. „Wäre die Lawine über Nacht abgegangen, würden sie wohl nicht mehr leben, denn die Schlafzimmer befanden sich im oberen Stockwerk“, so Leo. Die Familie Eller hat infolge des Lawinenabganges so gut wie alles verloren. „Wir werden der Familie nun eine Sozialwohnung in Graun zur Verfügung stellen,“ sicherten Bürgermeister Heinrich Noggler und seine Stellvertreterin Andrea Frank bei einem Ortsaugenschein zu. Außerdem hat der Bäuerliche Notstandsfonds (BNF) bereits am 24. Jänner mit Unterstützung der Gemeinde Graun eine Spendeninitiative ins Leben gerufen.

Spendeninitiative

Spenden für die Familie
Eller können demnach über die Spendenkonten des Bäuerlichen Notstandsfonds eingezahlt werden. Jeder gespendete Euro wird der Familie übergeben. Kennwort: Helmut Eller; Raiffeisen Landesbank: IBAN IT30 D 03493 11600 000300011231; Südtiroler Volksbank: IBAN IT15 U 05856 11601 050570004004; Südtiroler Sparkasse: IBAN IT67 D 06045 11600 000000034500. Spenden können in der Einkommenssteuererklärung abgesetzt werden.

167 Personen evakuiert

Am 23. Jänner wurden insgesamt 167 Personen, vorwiegend Gäste, aus den Gefahrenzonen in Langtaufers evakuiert. An die 200 Einsatzkräfte – Professionelle und Freiwillige - standen im Einsatz. Sie kümmerten sich um die Evakuierten, halfen beim Räumen der Straßen und koordinierten den Großeinsatz. Im Einsatz waren 2 Hubschrauber des Militärs, je einer der Carabinieri und der Finanzpolizei, der Rettungshubschrauber Pelikan 1 und ein Hubschrauber, der Erkundungstouren flog. Ebenfalls an der Aktion beteiligt waren neben mehreren Freiwilligen Feuer-
wehren und dem Weißen Kreuz mit Rettungsstellen und der Schnellen Einsatzgruppe Schlanders, die Notfallseelsorge und die Notfallpsychologie, der Betreuungszug des Weißen Kreuzes, die Agentur für Bevölkerungsschutz, die Bergrettungen von Langtaufers und Reschen, die Berufsfeuerwehr, die Lawinenkommission, der Straßendienst und private Flugunternehmen, die Forstbehörde, Gemeindevertreter und die Ortspolizei.

Dank an alle Einsatzkräfte

BM Heinrich Noggler dankt allen Beteiligten, ganz besonders auch dem örtlichen Stromverteilerbetrieb, der die Stromversorgung im Tal bis zum 23. Jänner mittags wiederhergestellt hatte. „Um die Straße möglichst rasch zu räumen, haben wir Fahrzeuge und Bedienstete anderer Zonen nach Langtaufers geholt. Vor allem in Situationen wie diesen gibt es beim Südtiroler Straßendienst keine territorialen Grenzen“, sagte Stephan Bauer, der Chef des Straßendienstes Vinschgau, der sich am 24. Jänner ein Bild von den Arbeiten vor Ort machte. Es  standen 2 Bagger, 2 Frontalfräsen, 2 Radlader und 2 Greifer sowie mehren Schneepflüge im Einsatz. Am Abend des 24. Jänner konnte die Straße für den Verkehr geöffnet werden. 

Schlimmeres verhindert

Die in der Vergangenheit errichteten Schutzbauwerke in Langtaufers haben ihre Funktionstüchtigkeit während der heftigen Schneefälle laut Bevölkerungsschutz-Landesrat Arnold Schuler voll unter Beweis gestellt. Dank der Lawinenverbauungen hätte Schlimmeres verhindert werden können.  „Wildbach- und Lawinenverbauung und auch der Forstdienst haben bei Lawinenverbauungen und im Schutzwald mit Aufforstungen hervorragende Präventionsarbeit geleistet“, stellt Schuler fest.

 Ärger wegen Falschmeldungen

Geärgert haben sich viele Langtauferer, freiwillige Helfer und weitere Personen über Falschmeldungen, die nach den Lawinenabgängen verbreitet wurden, vor allem im Internet bzw. in sozialen Netzwerken. So sei etwa die Nachricht in Umlauf gebracht worden, wonach ein Hotel in Langtaufers von einer Lawine getroffen worden wäre. Das habe eben so wenig der Wahrheit entsprochen wie das Gerücht, dass auch die Erlebnisschule in Mitleidenschaft gezogen worden wäre.

Wolfgang Thöni
Wolfgang Thöni
Vinschger Sonderausgabe

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