Die Zweigstelle Graun/Langtaufers der Raiffeisenkasse Obervinschgau wird mit Ende März 2015 geschlossen.

„Wir müssen pro-aktiv unser Eigenkapital schützen“

Publiziert in 37 / 2014 - Erschienen am 22. Oktober 2014
Verwaltungsrat der Raiffeisenkasse Obervinschgau beschließt die Schließung der Zweigstelle Graun/Langtaufers Graun - Die Zweigstelle Graun/Langtaufers der Raiffeisenkasse Obervinschgau wird mit Ende März 2015 geschlossen. Leicht gemacht hat sich der Verwaltungsrat diese Entscheidung nicht, „aber sie war notwendig und richtig“, bestätigt Raika-Direktor Markus Moriggl auf Anfrage dem der Vinschger. Die Gründe für die Schließung seien vielschichtig, ließen sich aber mit einem Satz zusammenfassen: „Als lokale Genossenschaftsbank ist es unsere Aufgabe, das Eigenkapital der Genossenschaft und die Einlagen der Kunden zu schützen.“ Damit bezieht sich der neue Raika-Direktor vor allem auf die Einsparung von Kosten. Insgesamt stehe die Raiffeisenkasse Obervinschgau als mittelgroße Genossenschaftsbank trotz eines erheblichen Verlustes 2013 nicht schlecht da, doch der Erhalt von Zweigstellen in mehreren Orten mit geringer Distanz und relativ geringer Einwohnerzahl sei mit beträchtlichen Kosten verbunden. Geringe Einwohnerzahl Besonders kritisch wirke sich dieser Umstand auf die Filiale Graun/Langtaufers mit einer Einwohnerzahl von 368 Personen vor Ort und insgesamt 844 Kundenpositionen aus. Die wirtschaftliche Rechnung gehe bei Zweigstellen dieser Größenordnung nicht auf und „eine Verlegung der Geschäftsstelle ist somit notwendig“. Für den Verwaltungsrat sei es sicher schmerzhaft gewesen, der Schließung zuzustimmen, „aber alternative Einsparungspotentiale seien bereits ausgeschöpft worden.“ Eingestellt wird der Schalterdienst mit Ende März 2015. Was bleibt, sind der Bankomat-Dienst, der Tag- und Nachtresor und weitere automatisierte Dienste. Mit dem Umgang mit diesen Diensten werden die Kunden nun verstärkt vertraut gemacht und die Kunden behalten ihre Ansprechpartner. Bankomat und andere Dienste bleiben Derzeit ist die Filiale Graun/Langtaufers halbtätig geöffnet und mit 1,2 Vollzeitstellen besetzt. Insgesamt beschäftigt die Raika Obervinschgau derzeit 29 Mitarbeiter, die am Hauptsitz in St. Valentin auf der Haide arbeiten sowie in den Zweigstellen Mals, Burgeis, Reschen und Graun. Auf „Raiffeisenkasse Obervinschgau“ wurde die Bank, die in ihrer über 100-jährigen Geschichte die wirtschaftliche Entwicklung im Obervinschgau als eigenständige und vor Ort tätige Genossenschaftsbank geprägt und gefördert hat, im Jahr 1980 umbenannt, als es zur Verschmelzung der Raiffeisenkasse Graun mit der Raiffeisenkasse Langtaufers kam. Ohne die jetzt beschlossene Schließung der ­Filiale Graun/Langtaufers wäre die Bank laut Moriggl Gefahr gelaufen, über mehrere Jahre Eigenkapital zu verlieren, was sich am Ende negativ auf die Genossenschaft, die Mitglieder bzw. Teilhaber sowie auf die zukünftigen Kundengenerationen ausgewirkt hätte. „Als genossenschaftlich geführte Bank ist es unser oberstes Ziel, das Eigenkapital und die Einlagen der Mitglieder und Kunden zu schützen.“ Schließung als Vorsorgemaßnahme Aus dieser Optik heraus könne die Schließung der Zweigstelle in Graun auch als Vorsorgemaßnahme gewertet werden, „wenngleich auch andere Zweigstellen einwohnermäßig eher schwach sind.“ Im Vergleich zu anderen Bankinstituten verfolge man als lokale Genossenschaftsbank das Ziel, „die Einlagen vor Ort zu sammeln und diese auch vor Ort in Form von Krediten zur Verfügung zu stellen.“ Eine Genossenschaftsbank sei in diesem Sinne an das Territorium gebunden. Das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe, wie es Friedrich Wilhelm Raiffeisen prägte, sei aktueller denn je. Mit zur Entscheidung des Verwaltungsrates beigetragen haben auch die seit 2008 anhaltende Wirtschaftskrise, die darauf gefolgten Wertberichtigungen für notleidende Kredite, die schwache Wirtschafts­dynamik im Obervinschgau und viele weitere Einflüsse. So etwa auch einschlägige Parameter für die Führung von Bankfilialen. Während es etwa in Südtirol im Durchschnitt eine Zweigstelle pro 1.222 Einwohnern gibt, liegt diese Zahl in Nordtirol bei 1.300, in Italien bei 1.800 und europaweit bei 2.381. Online-Banking nimmt zu Worauf Moriggl noch verweist, ist die Zunahme von Online-Banking und die staatlichen Vorgaben für weitere Einschränkungen des Bargeldverkehrs. Apropos Staat: „Mit den Anti-Geld-Wäsche-Vorschriften hat der Staat den Banken kostenaufwändige Aufgaben aufgehalst, die ursprünglich von den Finanzbehörden bewältigt wurden“, erklärt der Raika-­Direktor. Auf die Frage, ob nach Graun die Schließung weiterer Filialen folgen wird, meinte Moriggl: „Aufgrund der widrigen Rahmenbedingungen wird Graun zugesperrt, die Schließung weiterer Filialen ist derzeit kein Thema.“ Eine Fusion mit anderen Banken wird auch nicht gesehen: „Die Wahrung der Eigenständigkeit der Raiffeisenkasse Obervinchsgau ist ein erklärtes Ziel des Verwaltungsrates.“ Zu Entlassungen von Mitarbeitern kommt es infolge der Schließung der Filiale in Graun nicht. Angesicht der Entscheidung der Raika Obervinschgau ist die Frage, ob in Zukunft nicht auch andere Banken diesem Beispiel folgen werden, mehr als erlaubt. sepp
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.