Vinschger-Bahn - Historisches in Wort und Bild
Publiziert in 8 / 2005 - Erschienen am 29. April 2005
Zur Wiedereröffnung der Eisenbahnlinie Meran-Mals hier einige historische Hinweise zum Bau der Eisenbahn durch den Vinschgau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Kapuzinerpater Jukundus Schmied hat in seiner ”Malser Chronik” - P. Adalgott Schatz von Marienberg hat sie teilweise abgeschrieben – dazu einiges bemerkt. So ist zum 21. Oktober 1898 bereits zu lesen:
” Vorbesprechung und Begehung in Schluderns: Glurnser wollen Endstation bei Glurns unter Tartscher Bühel, Malser in Mals; indes wurde von Fixing der Endstation in Mals nicht abgegangen.” Zum 10. Jänner 1900 ist festgehalten: ”Die Vinschger Bahnfrage scheint wieder Leben zu gewinnen.”
Am 1. Juli 1906 war es dann soweit: die Bahn konnte eröffnet werden. P. Jukundus Schmied hat in seine ”Malser Chronik” (Fol. 171) dazu einen Bericht geschrieben, dem P. Adelgott das Interessanteste entnommen hat: ”Es erschien Eisenbahnminister Dr. Derschatta, Erzh. Eugen etc., wolkenloser Himmel. ? 2h lief der Festzug in die reichgeschmückte Station Mals ein. Am Bahnhof hatten die k.k. Bauleitung, Gemeindevertretung, der Klerus, die k.k. Behörden, Kaiserjäger, Reservisten von Mals, Musikkapelle von Meran – eine riesige Volksmenge Aufstellung genommen. Der Erzherzog wurde vom Bürgermeister Wieser herzlich begrüßt und wurde mit einer patriotischen Gegenrede beehrt. Ehrendomherr Dekan Hohenegger hielt eine kirchliche Ansprache und weihte die neue Bahn. Während der hl. Handlung spielte die Meraner Musikkapelle entsprechende Weisen und schloß mit dem Te Deum.” Darauf konnte die ”Vinschger Bahn” täglich von Station zu Station rollen und der Bevölkerung einen wertvollen Dienst leisten. Am 23. Juli versagte sie allerdings gleich schon den Dienst, indem sie bei Goldrain entgleiste.
Es ist allgemein bekannt, dass Mals nicht für immer Endstation bleiben sollte. Man wollte die Bahnlinie noch über den Reschen nach Landeck fortführen. Sogar eine Abzweigung über den Ofenpaß wurde in Überlegung gezogen. Doch der 1. Weltkrieg hat alle diese Pläne begraben.
Wie die Bahn über den Reschen gedacht war, mag aus folgender Eintragung von P. Jukundus zum 7. September 1918 (Fol.197) hervorgehen: ”Der Bau der Reschen-Scheideckbahn macht gute Fortschritte. Bei Tösens ist der Bau in vollem Gange, bis Nauders ist die Trassierung perfekt. Sogar Hochfinstermünz soll eine Station erhalten. Die Trassierung Mals-Haid, die noch nicht abgeschlossen ist, dürfte 2 Kehrtunnel im Malser- und Burgeiser-Berg in sich aufnehmen. Die Scheideckbahn wird eine hochinteressante Gebirgsbahn werden, mit der sich die Arlbergbahn kaum messen wird können. Aber die Scheideckbahn ist noch nicht gebaut.....!”
Der Plan, die Bahn über den Reschen fortzuführen, wurde gegen Ende des 2. Weltkrieges noch einmal aufgegriffen. P. Anselm Köfler, damals Pfarrer in Burgeis, hat in seiner Pfarrchronik dazu bemerkt: ”1945. In der Fürstenburg waren seit Februar die O.T. Arbeiter zum Bahnbau Reschen einquartiert, ein Gemisch von Deutschen und Italienern. Auch von unseren Leuten wurden abwechselnd 50 Personen zu den Arbeiten herbeigezogen; löste aber wenig Begeisterung aus, wenn man sehen musste, wie die Felder ruiniert wurden. In Mals gegen Laatsch und Schleis wurde gegraben. Auch von Reschen und Graun her wühlte man – doch die Burgeiser Felder bleiben vorläufig verschont.” Mit dem Tode Mussolinis und Hitlers wurde Ende April auch dieser Bahnbau wieder eingestellt.
Leider wurde auch die Bahnlinie Meran-Mals im Jahre 1991 eingestellt. So freuen wir uns, wenn sie am 5. Mai wieder eröffnet wird.
P. Martin Angerer