„Viechbauer mit Leib und Seal“
Publiziert in 4 / 2007 - Erschienen am 7. Februar 2007
Wenn frühmorgens die Turmuhr der Walpurgiskirche von Martell sechsmal schlägt, ist er schon im Stall, um seine Tiere zu füttern und zu melken. Franz Kaserer ist Jungbauer auf dem Mairulrichhof am Marteller Sonnenberg. Gemeinsam mit seiner Frau Christine bewirtschaftet er auf 1370 m Meereshöhe seinen Heimathof.
Die Südtiroler Bauernjugend, Bezirks Vinschgau, hat Franz und Christine Kaserer für den Jungbergbauernpreis vorgeschlagen. Die Kriterien dafür sind gegeben: Franz Kaserer hat eine Familie, ist Hofeigentümer und Haupterwerbsbauer sowie Mitglied beim Südtiroler Bauernbund. Außerdem weist der Mairulrichhof 58 Erschwernispunkte auf.
Am vergangenen Samstag wurde der Anerkennungspreis zum 30. Mal von der Stiftung Südtiroler Sparkasse verliehen.
von Ingeborg Rechenmacher
Das Wohnhaus der jungen Bergbauernfamilie Kaserer ist neu und wunderschön. Es liegt neben dem alten Mairulrichhof unweit von der Strasse ins Dorf Martell. Nach mehreren Jahren Bauzeit konnte Franz mit seiner Frau und den Kindern Stefanie (7 J.) und Thomas (3 J.) im vergangenen Jahr dort einziehen. Sieben Jahre lang hatten sie im alten Bauernhof gemeinsam mit den Eltern Johann und Marialuisa sowie Schwester Heidi auf engstem Raum gewohnt.
Der Mairulrichhof umfasst eine Gesamtfläche von 9,5 ha, wovon 6 ha zweimähdige Wiesen und 2 ha einmähdige Wiesen in Hintermartell sind. Schon als Kind war Franz begeistert von der Berglandwirtschaft. Er liebte die Tiere und die Arbeit auf dem Hof. Franz absolvierte einen Junglandwirtekurs an der Fürstenburg in Burgeis und um Geld zu verdienen, arbeitete er zusätzlich als Maurer bei einer heimischen Firma. Seine Frau Christine hatte die Fachchule für Hauswirtschaft besucht und ist jetzt mit Leib und Seele Mutter und Hausfrau.
Franz betätigt sich aktiv am Vereinsleben in Martell. Er war jahrelang im Vorstand der Bauernjugend, 15 Jahre lang Milchmesser und 10 Jahre lang bei der Marteller Volkstanzgruppe. Seit 15 Jahren ist er bei der Feuerwehr; außerdem ist er Almmeister, im Vorstand der Braunviehzuchtgenossenschaft und im Ortsausschuss des Bauernbundes von Martell.
Irgendwann entschloss sich Franz, Vollerwerbsbauer zu werden. Kein leichtes Unterfangen bei den derzeitigen Milch- und Fleischpreisen. Eine Hoffnung sah Franz im Erdbeer- und Salatanbau. Gemeinsam mit seiner Frau Christine und mehreren slowakischen Arbeitern steht er schon in aller Herrgottsfrühe im Feld beim Erdbeerpflücken. Inzwischen versorgt Oma Marialuisa die beiden Kinder. „So können wir gut leben und ich kann zuhause am Hof arbeiten“, freut sich der Jungbauer. Seine große Freude gilt aber immer noch dem Vieh. Beim Anblick seiner Kühe und Kälber beginnen die Augen von Franz zu leuchten. Der Stalldurchschnitt des Mairulrichhofes liegt bei 8000 bis 8500 Liter. Wie schon sein Vater Johann setzt Franz auf Zuchtvieh und gar manche Kuh konnte schon zur Eliteversteigerung geführt werden. Aus Platzmangel muss er seine Tiere in zwei Ställen unterbringen. Einer davon, in dem das Jungvieh steht, liegt einen halben Kilometer vom Hof entfernt. Franz träumt von einem modernen Laufstall, von einer Maschinenparkerneuerung, von der Instandsetzung von Trockenmauern und Holzzäunen.
Bei der Begeisterung und Liebe zur Berglandwirtschaft und dem Zusammenhalt in der Familie werden diese gesteckten Ziele sicher bald erreicht sein.
Ingeborg Rainalter Rechenmacher