Von der Brückenmitte aus „schwebt“ man rund 50 Meter über dem Bach.
Fast 80 Meter lang ist die Hängebrücke über den Fallerbach.
Im Hintergrund der neuen „Attraktion“ ist der aufgelassenen Zuckpichl-Hof zu sehen.
Solche Szenen werden in Zukunft nicht mehr zu beobachten sein.

„Tolle Attraktion für alle“

Gefahrensituation entlang des Vinschger Höhenweges endgültig behoben.

Publiziert in 8 / 2022 - Erschienen am 27. April 2022

Vetzan/Schlanders - Lawinen, Steinschlag, Rutschungen, Hochwasser, Totholz und Geröll: immer wieder wurde das Teilstück des Vinschger Höhenweges, wo der Fallerbach zu Tal fließt, bei Wetterunbilden verlegt und war somit zeitweise unpassierbar. Stefan Proserpio, Mitarbeiter der Gemeinde Schlanders und des Tourismusvereins Schlanders-Laas, hat zwar über Jahre hinweg immer wieder eine Holzbrücke bzw. einen Übergang über den Bach errichtet, doch die Übergänge wurden regelmäßig weggerissen und zerstört. Nun gehört die „Gefahrenzone Fallerbach“ endgültig der Vergangenheit an, denn es wurde eine fast 80 Meter lange Hängebrücke aus Stahl errichtet, die demnächst eröffnet wird und künftig ganzjährig genutzt werden kann, von Einheimischen und Gästen ebenso wie von Bergradfahrern.

„Ein Anziehungspunkt für Schlanders und das ganze Tal“

Die Initiative, die Gefahrensituation beim Fallerbach im Bereich zwischen Patsch und dem aufgelassenen Zuckpichl-Hof am Vetzaner Sonnenberg mit dem Bau einer Hängebrücke endgültig zu beheben, war schon vor einigen Jahren vom Tourismusverein Schlanders-Laas ausgegangen. „Dies gefährliche Teilstück des Vinschger Höhenweges zwischen St. Martin im Kofel und Schlandraun musste aus Sicherheitsgründen immer wieder gesperrt werden“, sagt Karl Pfitscher, der Präsident des Tourismusvereins Schlanders-Laas. Um das Problem an der Wurzel zu packen, „bot sich der Bau einer Hängebrücke als beste Lösung an.“ Karl Pfitscher und sein Stellvertreter Matthias Tschenett wandten sich mit ihrer Idee an die Gemeindeverwaltung von Schlanders. Pfitscher: „Wir stießen bei Bürgermeister Dieter Pinggera und beim früheren Vizebürgermeister Reinhard Schwalt sofort auf offene Ohren.“ Neben Pinggera haben später auch der für den Tourismus zuständige Vizebürgermeister Manuel Trojer sowie der Gemeindereferent für öffentliche Bauten, Thomas Oberegelsbacher, das Vorhaben unterstützt und mitgetragen.

80% Förderung über LEADER

Für die Mitfinanzierung reichte die Gemeinde Schlanders das Projekt bei der Aktionsgruppe LAG Vinschgau ein. Die „Lokale Aktiongruppe Vinschgau“, gegründet Ende 2015 auf Initiative der Bezirksgemeinschaft, hat u.a. die Aufgabe, die LEADER-Förderungen zu managen. Ziel der LAG Vinschgau ist es, eine nachhaltige Regionalentwicklung, insbesondere im Bereich LEADER, voranzutreiben. Die Gesamtkosten der Hängebrücke beziffert Bürgermeister Dieter Pinggera mit rund 450.000 Euro. 80% davon können mit Geldmitteln aus dem EU-Förderprogramm LEADER gedeckt werden, für den Rest müssen die Gemeinde und der Tourismusverein aufkommen. Errichtet hat die Hängebrücke die Firma „Metall Ritten“. Um die Arbeiten im unwegsamen und mit Fahrzeugen nicht erreichbaren Gelände ausführen zu können, waren viele Hubschrauberflüge notwendig. Die Verankerungen der Hängebrücke wurden laut Karl Pfitscher ziemlich hoch angesetzt, „um garantieren zu können, dass die Brücke auch bei größeren Wettereignissen unbeschadet bleibt.“ Auch die Geologen hätten sich dafür ausgesprochen. Von der Brückenmitte aus „schwebt“ man rund 50 Meter über dem Bach.

„Besonderer Anziehungspunkt“

Abgesehen vom Aspekt der Sicherheit und der Tatsache, dass der Vinschger Höhenweg jetzt auch im Bereich zwischen St. Martin im Kofel und Schlandraun ganzjährig begangen werden kann, wertet Karl Pfitscher die neue Hängebrücke auch als besonderen Anziehungspunkt, und zwar nicht nur für die Gemeinde Schlanders, sondern für das ganze Tal. Der Vinschger Höhenweg sei eine der beliebtesten Routen für Einheimische und Gäste. Er verläuft von der Etschquelle am Reschenpass bis nach Staben und vereint verschiedene Wander-Etappen der Sonnenbergroute.

Keine Einkehrmöglichkeit

Als einzigen Wermutstropfen nennt der Tourismusvereinspräsident fehlende Einkehrmöglichkeiten am Vetzaner und Schlanderser Sonnenberg: „Die Wanderer haben entlang der weiten Strecke von St. Martin im Kofel bis zum Gasthof ‚Paflur’ in Tanas keine Gelegenheit, irgendwo einzukehren und sich zu stärken.“ Karl Pfitscher hofft, dass sich diese Lage in Zukunft verbessern wird, „und dass sich vielleicht doch der eine oder andere Bauer am Sonnenberg überlegt, einen Buschenschank zu eröffnen.“ Vorerst auf Eis gelegt sei die Idee eines Seilbahnbaus von Schlanders hinauf auf den Sonnenberg: „Das wäre nur denkbar und sinnvoll, wenn man an der Bergstation auch einen Gastbetrieb errichten könnte.“ Zusätzlich zur fehlenden Bereitschaft hierfür wäre das derzeit auch deshalb nicht möglich, „weil das neue Gesetz für Raum und Landschaft die Ausweisung neuer Tourismuszonen verbietet.“

„Entwicklung muss möglich sein“

Es könne nicht sein, „dass man alle über einen Kamm schert. Bei uns muss es trotzdem Möglichkeiten der Entwicklung geben.“ Der Vinschgau sei insgesamt gesehen eine schwache Tourismusregion. „In unserem Tal muss es möglich sein, etwas zu machen, denn der Vinschgau ist keine Tourismushochburg, wie es sie in anderen Gebieten des Landes gibt.“ Trotz der geschilderten Schwierigkeiten freuen sich Karl Pfitscher und seine Mitstreiter über die neue Hängebrücke, in der sie eine „tolle und vinschgauweit bisher einmalige Attraktion“ sehen. Bis zur offiziellen Eröffnung dürfte es nicht mehr lange dauern. „Es steht nur noch die technische Bauabnahme aus“, sagt Bürgermeister Dieter Pinggera. Sobald diese erfolgt ist, wird es alsbald heißen: „Brücke frei.“

Josef Laner

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