Spannende Vorwahlen in Schnals und Graun

Publiziert in 6 / 2010 - Erschienen am 17. Februar 2010
Schnals/Graun – In wenigen Tagen ist schon Scheibenschlagsonntag, aber die Bibber-Kälte hat uns noch immer fest im Griff. Viel wärmer, ja fast heiß ist indessen das politische Vorwahl-Klima in vielen Vinschger Gemeinden. Das vielerorts angewandte System der Vorwahlen führt dazu, dass wichtige Entscheidungen bereits vor dem eigentlichen Wahltermin am 16. Mai fallen. In der Gemeinde Graun zum Beispiel geht es bereits am 14. März „um die Wurst“, in der Fraktion Unser Frau in Schnals eine Woche später. von Sepp Laner Vorwahl-Duell in Unser Frau: Karl Josef oder Otto? Schnals – Bereits seit November 2009 befassen sich die drei SVP-Ortsausschüsse von Unser Frau, Karthaus und Katharinaberg mit den Vorbereitungen für die Gemeinderatswahlen am 16. Mai. Eine politische Opposition zur SVP gibt es in der Gemeinde Schnals bis dato nicht, doch SVP-intern bestehen sehr wohl verschiedene Blöcke und Seilschaften. Bei einer ersten gemeinsamen Sitzung der vereinten Ortsausschüsse unter dem Vorsitz von Karl Josef Rainer, dem Ortsobmann von Unser Frau, wurde an 30. November 2009 beschlossen, dass es eine einzige SVP-Liste in der Gemeinde mit insgesamt 20 Kandidaten geben soll, wobei die Bewerber für das Bürgermeisteramt inbegriffen sind. Jede Ortsgruppe sollte mindestens je eine Person als Bürgermeisterkandidaten benennen. Die Ortsgruppe Karthaus schickt Egon Raffeiner ­(Geometer, seit über 15 Jahren Bauamtsleiter in der Gemeinde Algund, Gemeinderatsmitglied von 2000 bis 2005 in Schnals) als BM-Kandidaten ins Rennen, jene von Katharinaberg den derzeitigen Gemeinde­referenten Gerhard Müller. In Unser Frau, der einwohner­stärksten Fraktion, hat der Ortsausschuss am 30. Jänner den Ortsobmann und langjähr­igen Gemeinderat Karl Josef Rainer mit breiter Mehrheit (7 Ja- und eine Neinstimme) als BM-Kandidat nominiert. Der amtierende Vizebürgermeister Otto Rainer, der zu dieser Sitzung nicht erschienen war, sagte wenige Tage nachher endgültig zu, als BM-Kandidat ins Rennen gehen zu wollen. Zumal aber schon vorab vom Ortsausschuss Unser Frau beschlossen worden war, dass er nur einen einzigen BM-Kandidaten lancieren wird, kommt es in Unser Fau nun zu einem internen Vorwahl-Duell ­zwischen Karl Josef Rainer und Otto Rainer. Über die Art der Vorwahlen, die am Wochenende des 20. und 21. März stattfinden, ist bei der Sitzung des Ortsausschusses von Unser Frau, der am vergangenen Donnerstag in Kurzras zusammengetreten ist, teils heftig diskutiert worden. Die große Frage lautete: Vorwahlen nur unter den 177 Parteimitgliedern von Unser Frau oder Vorwahlen unter allen Wahlberechtigten? Der Ortsausschuss hätte seinen Mitgliedern den Vorzug gegeben. Otto Rainer bestand auf Vorwahlen unter allen Wahlberechtigten, andernfalls wolle er einen eigenen Weg gehen, sprich eine zweite Liste auf die Beine stellen. Am Ende wurde vereinbart, am 20./21. März alle Wahl­berechtigten der Fraktion Unser Frau zu den Vorwahlen zu rufen. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Wozu sich beide Duellanten bereits schriftlich verpflichtet haben, ist: wer unterliegt, darf auf keiner anderen Liste kandidieren. Wie auch immer der neue Bürgermeister von Schnals heißen wird, die Herausforderungen sind groß. Das Skigebiet in Kurzras, das im Wirtschaftsumfeld der Gemeinde Schnals eine wesentliche Rolle spielt und eine nicht leichte Zukunft vor sich hat, dürfte auf dem Wahlkampfprogramm ­aller BM-Bewerber stehen. Der scheidende Bürgermeister Hubert Variola bleibt übrigens weiterhin politisch aktiv. Er kandidiert für den Gemeinderat. Vier Bewerber für das Erbe von „Abi“ Graun – In der Gemeinde Graun hat sich die SVP nicht leicht getan, Kandidaten für die Nachfolge von Bürgermeister Albrecht Plangger zu finden. Daraus machte Eduard Fritz, der Obmann des SVP-Koor­dinierungsausschusses auch keinen Hehl, als er am vergangenen Samstag im Anschluss an die Koordinierungssitzung die Namen der 4 nominierten Bürgermeisterkandidaten bekannt gab. Die Nominierung sei über eine ­Basisermittlung unter der Wählerschaft, den Vereinen und Interessensgruppen der Gemeinde erfolgt. Bei den 4 nominierten Personen für das Bürgermeisteramt handelt es sich um Elmar Bochet aus Reschen (langjähriger Gemeindeverwalter und derzeit Vizebürgermeister, von Beruf Landwirt) sowie um 3 Polit-Neulinge: Heinrich Noggler aus St. Valentin a.d.H. (er unterrichtet Betriebswirtschaftslehre an der Sportoberschule in Mals), Franz Prieth aus Reschen (er ist Schulsekretär in der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg) und Heinrich Thöni vom Pleifhof in Langtaufers (Vorsitzender des SVP-Bezirkslandwirtschaftsausschusses, Bezirksobmannstellvertreter des Bauernbundes, von Beruf Landwirt). Ein Anliegen ­aller Anwärter ist es, die Dörfer noch mehr „zusammenzu­ziehen“ und die Kirchtürme weiter zu „stutzen“. Die vier Genannten werden sich und ihr Wahlprogramm am Freitag, 5. März um 20.30 Uhr im Vereinshaus in Graun näher vorstellen. Alle Bürger­innen und Bürger der Gemeinde sind dazu eingeladen. Es wird auch über den genauen Modus der Vorwahlen informiert, die am Sonntag, 14. März stattfinden. Bei diesen Vorwahlen, die nach dem Muster regelrechter Wahlen durchgeführt werden (Wahlsektionen in allen Fraktionen) geht es bereits „um die Wurst“, denn es wird vom Ergebnis der Vorwahlen abhängen, ­welche 2 der 4 Bürgermeisterkandidaten die Einheitsliste der SVP zusammen mit welchen Ratskandidaten anführen werden. Jene zwei Bürgermeister-Kandidaten, die am 14. März unterliegen, werden ihr Stimmen­ergebnis sozusagen als Ratskandidaten für die Wahl am 16. Mai mitnehmen. Auf der SVP-Einheitsliste werden somit zwei BM- sowie 14 Ratskandidaten aufscheinen. Wie schon bisher sollen auf der Liste je 5 Plätze für Reschen und St. Valentin sowie je 3 für Graun und Langtaufers reserviert werden. Willige Ratskandidaten können sich bis zum 28. Februar bei den Ortsausschüssen melden. Schwierig gestaltet sich in der Gemeinde Graun - und nicht nur dort - die Suche nach weiblichen Kandidaten. „Es sind die Frauen, die nicht wollen,“ sagte Elmar Bochet. Auch etliche der derzeitigen Gemeinderäte, etwa aus ­Reschen oder St. Valentin, stehen für eine neuerliche Kandidatur nicht mehr zur Verfügung. Neben der SVP werden bei den Gemeinderatswahlen in Graun auch die Freiheitlichen und die Union für Südtirol mitmischen. Karoline Gasser Waldner steigt aus Der Wunsch vieler, dass die derzeitige Gemeinde­referentin ­Karoline Gasser Waldner das Erbe von „Abi“ antreten sollte, hat sich zerschlagen. „Mein Zuhause ist die Arztpraxis meines Mannes“, sagte sie dem „Vinschger“. Auch für den Gemeinderat wolle sie nicht mehr kandidieren. Der Druck auf Gasser Waldner war groß. Das habe sie ein bisschen erstaunt, zumal sie andererseits nicht selten als die „Opposi­tionelle“ bezeichnet worden sei. Mit dem „mandatsbeschränkten“ Bürgermeister und dem Ausscheiden von Karoline Gasser Waldner verliert das Dorf Graun gleich zwei Verwalter. Die Angst, dass das Dorf in Zukunft „unterver­treten“ sein könnte, scheint nicht unberechtigt zu sein. „Ich wäre wie ein ‚Elefont’“ Albrecht Plangger schließt mit der aktiven Gemeindepolitik nach 20 Bürgermeisterjahren endgültig ab. Die Frage, ob er nicht im Rat oder auch im Ausschuss weitermachen will, beantwortete er auf sein Art: „Ich wäre überall wie ein ‚Elefont’“. Und nur zum „fuxn“ wolle er auch nicht im Gemeinderat ­sitzen. Er sagte allerdings zu, auch in Zukunft für die Gemeinde da zu sein, „wenn meine Hilfe gebraucht wird.“ Er habe nicht nur den Willen, sondern auch Interesse daran, dass bestimmte Anliegen zum Wohl der Gemeinde Graun weitergebracht werden. Weiterhin gefragt sein wird der Rat von Albrecht Plangger sicherlich in Energiefragen, und zwar nicht nur auf Gemeindeebene. ­Welchen neuen Weg er nun einschlagen wird, ist noch offen. Als Kurt ­Zierhöld vorschlug, er solle doch das Amt des Bezirkspräsi­denten anstreben, winkte Plangger entschieden ab.
Josef Laner

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