Offenes Lernen am OSZ Mals.
Der ehemalige Mittelschuldirektor Paul Thöni (links) mit Oberschuldirektor Max Bliem in einer Aufnahme vom Jahr 2001.
Der ehemalige Direktor Josef Hofer in einer Aufnahme von 2004.
Der ehemalige Direktor Gustav Tschenett.
Lehrer und Lehrerinnen am OSZ Mals.
Schuldirektor Werner Oberthaler.

„Offenes Lernen“ im Vordergrund am OSZ Mals

50 Jahre sind ein halbes Jahrhundert. Wie oft wird das gesagt, wenn jemand 50 Jahre alt wird? Wenn an einer Schule ein derartiges Jubiläum ansteht, hat dies eine ganz andere Tragweite: langjährige innovative Bildungsarbeit!

Publiziert in 35 / 2017 - Erschienen am 17. Oktober 2017

Mals - Bereits im Jahr 1963 hatte sich der Gemeinderat von Mals mit der Errichtung einer Oberschule befasst. Auch dem ehe­maligen Direktor der Mittelschule Mals, Paul Thöni, war dies ein wichtiges Anliegen. Im Schreiben an das Unterrichtsministerium in Rom begründete man das Vorhaben damit, dass der lange Weg zum Oberschulzentrum Meran weit sei. Viele Jugendliche hätten demnach keine weiterführende Schule besuchen können.

Außensektion der Handelsschule Meran

Deshalb sollte es naheliegend sein, in Mals eine Außen­sektion der Handelsschule Meran zu errichten. Erst 1967 war man dieser Bitte nachgekommen. Damals hatte der Unterricht für die sogenannten Kontoristen am 1. Oktober 1967 begonnen, mit 26 Buben und 19 Mädchen. Der Grundstein für die 50-jährige Erfolgsgeschichte der Oberschule Mals war gelegt. Direktor wurde Max Bliem. Er und seine Nachfolger Josef Hofer und Gustav Tschenett haben in der Folgezeit vorausschauende und nachhaltige Aufbauarbeit geleistet.

Nachhaltige Aufbauarbeit

Zudem bedenke man, dass im Jahr 1983 die Oberschule in Mals noch in sieben Häusern untergebracht war. Inzwischen lernen die Schülerinnen und Schüler längst im großzügig angelegten, stattlich und modern ausge­statteten, ­offenen Oberschulzentrum am östlichen Ortseingang des Dorfes. Das Klima in der Schule ist sehr gut, Schüler wie Lehrer und Trainer fühlen sich wohl. Im September 2017 zählte die Schule 441 Schülerinnen und Schüler. Sie besuchen die Fachoberschule für Wirtschaft (FOWI), das Sozialwissenschaftliche Gymnasium (SOGYM) und die Sportoberschule mit dem Landesschwerpunkt Wintersport.

Nach Claudia von Medici benannt

Das Oberschulzentrum ist nach Claudia von Medici, Erzherzogin von Tirol, benannt. Heute ist das Oberschulzentrum „Claudia von Medici“ Mals ein Bildungs­zentrum, das aus der Kulturlandschaft und dem Wirtschaftsstandort des Oberen ­Vinschgaus nicht mehr wegzudenken ist. Seit dem Schuljahr 2016/17 ist der ­ehemalige Lehrer der Schule, Werner Oberthaler, der Direktor. Jahrelang zuvor hatte er erfolgreich Deutsch und Geschichte unterrichtet (siehe auch Interview). Damals wie heute gehört es zum Bestreben und zur Charakteristik des Oberschulzentrums Mals, die Eigenständigkeit zu wahren, die Freiräume der Autonomie gezielt zu nutzen, immer wieder mutig innovative Wege in der Didaktik und Methodik zu gehen sowie experimentierfreudig zu sein. Schüleraustausche, über­regionale Initiativen, EU-Projekte oder die Partnerschaft mit der Green Mountain Valley School in den USA zeugen von der Weitsicht und zukunftsorientierten Ausrichtung der Schule.

Offenes Lernen

Ganz groß geschrieben wird das „offene Lernen“ als Möglichkeit für Lehrer und Schüler, ihren Unterricht anders zu gestalten und zu erleben. Eigenständiges Lernen ist hier das Schlagwort, damit sich die Schüler die Inhalte auf selbstständige Weise aneignen können, auch außerhalb des eigenen Klassenraumes, in eigens dafür vorgesehenen Lern­oasen, gemeinsam mit ihren Mitschülern. Natürlich mit Hilfe der Lehrer, wenn erforderlich. Gerne halten sich die Schüler hierfür auch in der zentral gelegenen, schönen Bibliothek auf. Eine Methode, die einerseits viel Freiheit zulässt, andererseits ­klare Arbeitsaufträge mit genauen Zielen erfordert.

Feier am 27. Oktober

Am Freitag, 27. Oktober 2017, feiert die Oberschule Mals ihr 50-jähriges Bestehen. Tausende sind durch die Oberschule Mals gegangen. Grund genug, auf dieses Jubiläum anzustoßen.

„Autonome Spielräume weiterhin nutzen“

der Vinschger: Wie fühlen Sie sich in Ihrer neuen Rolle als Direktor der Schule, an der Sie jahrelang unterrichtet haben?
Werner Oberthaler: Grundsätzlich gut. Ich habe die Herausforderung gerne angenommen. Für mich gilt weiterhin das Prinzip, sich auf Augenhöhe zu begegnen, das heißt eine gute Kommunikation mit dem Lehrerkollegium zu pflegen, mit dem nicht unterrichtenden Personal, den Schülern und den Eltern. Ich führe weiter, was sich bewährt hat, bin aber offen für Neues.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert?
Sehr. Ich habe nun ganz andere Aufgabenfelder. Es ist alles viel komplexer geworden. Zum Glück bin ich damit nicht alleine, sondern arbeite mit engagierten Mitarbeitern zusammen, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Vermissen Sie das Unterrichten?
Ja, eigentlich schon. Besonders, wenn ich die Schüler jetzt sehe, die ich bis vor zwei Jahren lehrte. Ab und zu übernehme ich Vertretungen in den Klassen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgskonzept an dieser Schule?
Die Offenheit und der Mut, ­autonome Spielräume gezielt zu nutzen und auszuschöpfen, die unterschiedlichen Beziehungen zu pflegen, zum Beispiel zum Drei-Länder-Eck. Wir haben hier einen wunderschönen Arbeitsplatz, der es uns ermöglicht, uns anhand von Projekten mit dem Rest der Welt zu vernetzen.

Training und Schule gemeinsam zu verbinden, eingebettet in die Schulwelt ist etwas Einzigartiges und Positives. Aber auch ein großer Druck für die Schüler, oder?
Eigentlich gibt es drei Spannungsfelder: Schule, Training und Wettkampf. Sehr viele Schüler sind zudem in Heimen untergebracht, also weg von zuhause und der Familie. Demnach müssen Trainer und Lehrer gleichermaßen Rücksicht nehmen auf die besondere Situation der Schüler. Flexibilität ist durchaus angesagt, auch im Schulalltag und selbst im Stundenplan. Nicht zuletzt sind auch die Eltern unter Druck.

Welche Wünsche haben Sie an sich und an die Schule anlässlich des 50-jährigen Bestehens?
Dass wir diesen erfolgreichen Weg weiterhin gehen dürfen, weiterhin Freude daran haben, offen zu bleiben und die autonomen Spielräume zu nutzen. Unsere Stärken sollen wir ausbauen, ­Optimismus zeigen, unsere Schule auch künftig lebendig gestalten! Dafür braucht es gegenseitige Wertschätzung, den Blick für Neues, und wir müssen auch imstande sein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, Gemachtes und Angedachtes zu hinterfragen.

Interview: Daniela di Pilla Stocker

Daniela di Pilla

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