Alois Karner

Jahresrückblick

Publiziert in 24 / 2003 - Erschienen am 18. Dezember 2003
[F] Wahnsinnig. [/F] Mit der Pensionierung von Alois Karner, dem Direktor des Nationalparks auf Südtiroler Seite, im Februar wurde eine einmalige Personalrouchade losgetreten. Der damalige Laaser Bürgermeister Wolfgang Platter, gleichzeitig Präsident des Füh-rungsausschusses im Nationalpark häutete sich als Politiker und wurde über Nacht wieder zum Beamten. Er beerbte Karner. Den durch Platters Abgang frei gewordenen Posten besetzte dann der Stilfser BM Josef Hofer. Hofers Spezel Walter Klaus, der Herr über die Liftanlagen in Sulden und Trafoi, hat in der Zwischenzeit Pläne hinterlegt, nach denen die bisher von allen Ausbauvorhaben verschont gebliebene Suldenspitze in „ferner“ Zukunft für den Skibetrieb im Dorf am Fuße des Ortlers genutzt werden kann. Bisher rang sich weder Platter noch Hofer zu einem klaren Wort in dieser Angelegenheit durch. Gerade da beide bezüglich einer Erschließung des sowieso schon kaputten Gletschers auf dem Stilfserjoch zu den vehementesten Gegnern gehören. Klare Worte hat dafür ein anderer für den Nationalpark Stilfserjoch gefunden, und zwar Horst Eberhöfer. Er outete sich als Wilderer. Sein Buch fand reißenden Absatz. Der Wahnsinnigkeit schönster Streich war Eberhöfers Buchvorstellung „Der Wilderer im Nationalpark“ im „aqua prad“, das irgendwo auch für den Nationalpark Stilfserjoch steht. [F] Wuchtig. [/F] Am meisten Arbeit mit dem Marmor haben zur Zeit Rechtsanwälte und Richter. Eine Vielzahl von Verfahren befassen sich mit der komplizierten Materie. Dennoch hat das abgelaufene Jahr etwas Entscheidendes gebracht. Die bisher als Phantomgesellschaft agierenden Tiroler Marmorwerke um die Gebrüder Peter Paul und Siegfried Pohl (oben) sowie des Meraner Ingenieurs Siegfried Unterberger haben mit dem Gewinn des Wettbewerbs um die Bruchrechte im Göflaner Wantl bewiesen, dass es ihnen Ernst in der Sache ist. Federn lassen musste dagegen Elisabetta Sanzognos (Mitte) Lasa Marmo, die durch das Tiroler Engagement von Tag zu Tag an Wert verliert. Nach wie vor eher eine Unberechenbare ist die Lechner Marmor AG, sie und ihr Geschäftsführer Georg Lechner (unten) haben wohl auf die Lasa geschielt, dass mehr daraus wurde, hätte es wohl auch eines Augenzwinkerns von der anderen Seite bedurft. [F] Willig. [/F] Ginge es nach den Aussagen von Bürgermeister Herbert Gapp (rechts) dann müsste die Entscheidung, ob auf der Prader Sand ein Golfplatz gebaut wird oder nicht, schon im September gefallen sein. Prad und Gapp wären nicht Prad und Gapp, wenn dem so wäre. Jedenfalls ist man auch im Dezember immer noch dabei sich zu informieren, zu verhandeln und zu beraten. Kommissionen sollen eingesetzt werden und dann sieht man weiter. Auch der Ruf nach einer Volksabstimmung oder Volksbefragung ist noch nicht verhallt. Dazu bräuchte es aber die entsprechenden Durchführungsbestimmungen, die in Prad auch nach Jahren noch nicht genehmigt wurden. Und die Golfbefürworter um Kurt Ortler (rechts) üben derweilen fleißig die Abschläge. Ob man damit dem Golfplatz 2004 näher kommt, bleibt fraglich. [F] Windig. [/F] Nachdem sich die Vinschger im vergangenen Jahr gegen Land und Edison eine Beteiligung an der Stromerzeugung aus dem Reschensee erstritten, wurde heuer der Angriff auf den Wind geblasen. Vinschgaus Energiepapst Georg Wunderer (oben) hatte wohl die Idee, dass man den Oberwind auf der Malser Haide zu Strom machen könnte. Die Gemeinden Graun und Mals spielten mit und im Sterzinger Unternehmen Leitner fand man einen Partner. Firmen-Boss Michael Seeber (Mitte) unterstützte das Vorhaben. Leitner, bekannt für den Bau von Liftanlagen, machte sich die dortige Technik zunutze, um mit Windrädern Stromaggregate zu betreiben. Der vielseitige Unternehmer witterte Profit. Im Vinschgau bekam er die Chance den Prototypen auszuprobieren. In der Zwischenzeit formiert sich aber der Widerstand gegen das Leitwind-Projekt. Frontmann der Gegner ist Theo Noggler (unten). [F] Wichtig. [/F] Vinschgaus Italiener haben von den Korrnern mehr gelernt als so mancher deutschsprachige Talbewohner. Mit welcher Intensität die kleine Gruppe im abgelaufenen Jahr untereinander stritt, ist rekordverdächtig. Bis zum Exzess geführt hat die ganze Sache die Schlanderser Gemeinderätin Dunja Tassiello (links). Nachdem sie - auf Grund des Koalitionsabkommens zur Hälfte der Legislaturperiode Gianpaolo Azzarone (rechts) von der eher dem rechten Spektrum zugeordneten Bürgerliste Platz machen musste, eskalierte die Situation. Gegenseitige Vorwürfe gehörten nun zum Alltag. In das Schlanderser Hickhack wurde auch der Malser Margherita-Mann Bruno Pileggi (unten) hineingezogen. Er musste Stellung beziehen mit dem Ergebnis, dass Tassiello die Blumen wechselte von der Margarite zur Rose. [F] Gefahren. [/F] Wer es bis jetzt nicht wahrhaben wollte, dass die Vinschger Bahn eines Tages wieder fährt, ist im Oktober eines Bessern belehrt worden. Wie ein Marketinggag setzte sich die neue Vinschger Bahn kurz vor den Landtagswahlen vom Meraner Bahnhof aus in Richtung Schlanders in Bewegung. Hauptakteure dieses Tages Landeshauptmann Luis Durnwalder und der Vinschger Landtagsabgeordnete Richard Theiner, der auf der Jungfernfahrt neben dem „Luis“ Platz nehmen durfte. Eine Statistenrolle nahm der richtige Verkehrslandesrat Michele Di Puppo ein, der eigentlich verantwortlich ist, dass der Zug fährt bzw. so lange gebraucht hat, dass er fährt. Unter den vielen Prominenten fehlt ein ganz wichtiger. Der Kastelbeller Bürgermeister Sepp Alber (unten), Mitglied im Bahnkomitee. Er hatte Monate zuvor noch einen Hilfeschrei ausgestoßen wie teuer den Gemeinden die Adaptierung der Bahnhöfe kommen wird. Antwort hat er keine bekommen, genauso nicht auf die Frage wie man die Lärmbelästigung durch den Zug in den Griff bekommen will. [F] Geglaubt. [/F] Vor den Wahlen glaubten die Marteller, dass ihre endlose Geschichte in Zusammenhang mit der Überschwemmungskatastrophe von 1987 auch aus entschädigungstechnischer Sicht ein gutes Ende finden werde. Eigens aus Mailand wurde der Chef der Edison, Enzo Gatta (rechts), eingeflogen und LH Luis Durnwalder (links) wollte ihm die definitive Zusage an der Marteller Staumauer abringen, wann das Geld nun wirklich auf die Konten komme. Zu Konkretem ließ sich Gatta nicht hinreißen. Einmal mehr müssen die Marteller das tun, was sie seit Jahren am besten können: warten. [F] Gewachsen. [/F] Vinschgaus deutschsprachige Opposition schaffte bei diesen Wahlen Achtbares. Unionsfrau Christine Taraboi (links) fehlten 200 Listenstimmen um in den Landtag zu kommen. Sie hätte das dritte Mandat der Union erhalten - wenn, ja wenn man die 200 Stimmen geholt hätte. So holten dieses Restmandat die italienischen Rechtsaußen um Donato Seppi. Zuwächse verzeichneten auch die Grünen im Vinschgau mit ihrem Spitzenkandidaten Oswald Kofler (rechts) und die durch einen von Antisemitismus und ausländerfeindlichen Parolen geprägten Wahlkampf „klartextsprechenden“ Freiheitlichen um den Laaser Gemeindeassessor für Soziales, Oswald Angerer (unten). [F] Getrieben. [/F] Von welchem Teufel die Vinschger SVP-Frauen bei ihrer Empfehlung für die Landtagswahl getrieben wur- den, wird für die Normalsterblichen immer ein Geheimnis bleiben. Hoffen wir, dass es zumindest die Entscheidungsträgerinnen selbst wissen. Vinschgaus Polit-Vorzeigefrau Martha Stecher (rechts) musste auf eine Landtagskandidatur verzichten, weil sie offensichtlich Bezirks-obmann Richard Theiner in die Quere gekommen wäre. Die sozial- engagierte Schludern- serin schlug sich dann für die genauso streitbare Meranerin Julia Unterberger (links). Während Stechers Chefin Monika Prister (klein) für die Pustererin Martha Stocker und für Theiner Empfehlungen verschickte. [F] Getrudelt und gestrauchelt. [/F] Beide Unternehmen sind mit großem Pomp initiiert worden. Während das im Frühjahr finanziell ins Trudeln geratene Vierjahreszeiten von Harald Regensburger (links) in Schlanders den Herbst noch erleben durfte, ist das von Walter Paris (rechts) als Zukunftschance für den Vinschgau verkaufte Callcenter in Spondinig im Sommer gestrauchelt und hat auf abrupte Weise die gepushten Hoffnungen auf Arbeit vieler Frauen im Vinschgau maßlos enttäuscht. [F] Gerieben. [/F]Ob der Bürgermeister immer noch den Durchblick hat, fragte man sich in Latsch. Auch heuer entspannte sich die Lage im Apfeldorf kaum. Wenn nichts mehr geht, geht man vor Gericht: ob Eisstadion oder die eigenen Angestellten. Probleme gab es auch mit der Disko. Der juristisch gebildete Lehrer Markus Pircher (v. links oben ) klotzte, wenn es darum geht das Recht zu erstreiten. Geld spielte keine Rolle, bezahlen muss die Gemeinde. Ein Angestellter hat in der Zwischenzeit Recht bekommen, andere sollen folgen. Dem Eisstadion und Reinhart Pedross ist das Eis unter den Füßen weggenommen worden. Und in der Diskogeschichte bestand kurz die Gefahr, dass der hagere Pircher zwischen den Latscher Wirtschaftszampanos Walter Rizzi (v. links unten) und Franz Rinner aufgerieben würde. [F] Gefeiert. [/F] Gleich zwei Mal hatten wir in diesem Jahr Grund zu feiern. 10-Jahre-„Der Vinschger“ waren Anlass genug mit einem Festakt das Jubiläum zu begehen. Aus Innsbruck kam der König der Gratiszeitungen Otto Steixner (oben). Er sprach darüber wie Bezirkszeitungen funktionieren. Aus Bozen reiste LH Luis Durnwalder (Mitte) an. Er ließ den vollen Saal wissen: „... wenn Freunde rufen“ und meinte wohl Präsident Hans Moriggl. Den kürzesten Weg legte Bezirkspräsident Sepp Noggler (unten) zurück. Er stellte den „Vinschger Wissenschaftspreis“ vor, der alle zwei Jahre von der Bezirksgemeinschaft und dem „Vinschger“ vergeben wird. Die zweite Freude bescherte uns das Oberlandesgericht, das den Rekurs der Athesia abwies. Es bleibt bei der Strafe für die „christ-sozialen Weinbergbrüder“, die den „Vinsch- ger“ wirtschaftlich ruinieren wollten.

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