Ist der Marmorstandort Laas in Gefahr?
Publiziert in 16 / 2005 - Erschienen am 25. August 2005
Während in Göflan in Kürze die ersten Marmorblöcke provisorisch über die Straße zu Tal gebracht werden, wachsen in Laas die Ängste, wonach das Dorf als Marmorzentrum an Bedeutung verlieren könnte.
In Laas ist es die Lasa Marmo, die den Weißwasserbruch betreibt und die Blöcke nach wie vor über die veraltete, firmeneigene Schrägbahn zu Tal bringt. Den Pachtvertrag, den die Eigenverwaltung Bürgerlicher Nutzungsrechte Laas und die Lasa Marmo Ende 2000 abgeschlossen hatten, wurde von der Tiroler Marmorwerke GmbH gerichtlich angefochten. Es wurde beanstandet, dass der Marmorabbau hätte ausgeschrieben werden müssen. Das Verwaltungsgericht gab der Tiroler Marmorwerke GmbH Recht. Auch der Staatsrat bestätigte später das Urteil des Verwaltungsgerichtes. Die Eigenverwaltung und die Lasa hatten mittlerweile einen zweiten Vertrag unterzeichnet und darin besser begründet, warum es keiner Ausschreibung bedürfe. Infolge des Staatsratsurteils in Bezug auf den ersten Vertrag wandten sich die Lasa und die Eigenverwaltung sozusagen als letzter Rettungsanker auch das Kassationsgericht in Rom. Dieses hat sich jetzt dahingehend geäußert, dass in dieser Angelegenheit das Verwaltungsgericht bzw. der Staatsrat zuständig seien.
Die Tiroler Marmorwerke GmbH hat allerdings auch den zweiten Pachtvertrag beim Verwaltungsgericht angefochten. Dieses hatte die Entscheidung vorerst vertagt, um den Ausgang des Rechtsstreites vor dem Kassationsgericht abzuwarten. Zumal nun bekannt ist, was die Kassation entschieden hat, dürfte das Verwaltungsgericht vermutlich noch innerhalb dieses Jahres über die Rechtmäßigkeit des zweiten Pachtvertrages urteilen. Fällt das Urteil erneut zugunsten der Tiroler Marmorwerke GmbH aus, dürfte eine öffentliche Ausschreibung des Marmorabbaus in Laas unumgänglich werden.
Abgesehen von allen diesen Rechtsstreitigkeiten geht es laut dem Laaser Bürgermeister Andreas Tappeiner grundsätzlich darum, „dass die Fraktion und die Gemeinde für alle drei Bruchbetreiber, nämlich die Lasa Marmo, die Tiroler Marmorwerke GmbH und die Lechner Marmor AG eine gemeinsame Transportstruktur in Laas bereitstellen können und dass die Verarbeitung in Laas gesichert wird“. Verhandlungen, wonach die Lasa Marmo die Schrägbahn der Eigenverwaltung übertragen soll, damit diese Transportstruktur von allen Bruchbetreibern genutzt werden könnte, gebe es schon seit längerer Zeit.
In den ersten Augusttagen hat die Lasa Marmo der Eigenverwaltung tatsächlich die Bedingungen für eine Abtretung der Schrägbahn unterbreitet. Der Bürgermeister erachtet diese Konditionen nur zum Teil als erfüllbar. Was die finanzielle Seite angeht, dürfte ein Übereinkommen möglich sein.
Auch Paul Tröger, der Präsident der Eigenverwaltung, sagte unserer Zeitung, dass die von der Lasa formulierten Bedingungen noch abzuwägen seien. Eine Verlängerung des Pachtvertrages, wie sie Lasa wünscht, sei vorstellbar, „allerdings braucht es auch eine Verlängerung der Bergbaukonzession seitens des Landes“. Die Lasa wolle mit anderen Betreibern „gleichziehen“, also gleich wettbewerbsfähig bleiben.
Eine der Bedingungen ist auch der Rückzug aller Rekurse. Diese wurden allerdings von der Tiroler Marmorwerke GmbH eingebracht und nur diese selbst kann über einen solchen Rückzug entscheiden.
Die Kosten für die Sanierung der Schrägbahn werden auf rund fünf Millionen Euro geschätzt. Mit Beiträgen des Landes ist nur dann zu rechnen, wenn sie als Transportstruktur für alle Bruchbetreiber dient.
Sollte die Lösung Schrägbahn flachfallen, „werde ich mich als Bürgermeister in jedem Fall dafür stark machen, dass eine Seilbahn auf Laaser Gemeindegebiet für alle drei Brüche gebaut wird und die Verarbeitung weiterhin in Laas bleibt“, kündigt Andreas Tappeiner an. Für die Bereitstellung eines Betriebsgeländes würde die Gemeinde Laas sorgen. Wenn es soweit kommt, dass jeder getrennt abtransportiert, sehe er auch die Gefahr, dass in Laas der Druck auf einen Straßen-Abtransport wächst, „und das will niemand“. Ein neues Marmorzentrum außerhalb von Laas dürfe es nicht geben. Der Abtransport über Göflan sei auch in dieser Hinsicht nur als Provisorium zu sehen.
Josef Laner