Der Stundenweg Der Stundenweg von Kloster zu Kloster (Eselweg) ist knapp 16 Kilometer lang. Er verbindet das Kloster Marienberg in Burgeis mit dem Kloster St. Johann in Müstair. Im Zuge der Arbeiten galt es, den Eselweg instand zu halten und zum Teil neu zu errichten. Nachfolgend die wichtigsten Arbeiten, die durchgeführt wurden: Neuerrichtung auf einer Länge von rund 5,5 Kilometer, ca. 70 Laufmeter Holzlattenzaun, ca. 200 Laufmeter Drahtseilgeländer, 33 Hinweistafeln, 23 Thementafeln, 8 Bänke, 3 kleine Brücken, 2 Überstiege, 3 Tischgarnituren mit jeweils Bänken sowie ein Holztrog.

„Irgendjemand will mit irgendwem abrechnen“

Publiziert in 28 / 2006 - Erschienen am 22. November 2006
„Wer weiß, was da beim Bau des Stundenweges alles gelaufen ist.“ „Der Stuhl von Andreas Feichter wackelt.“ „Zu 20 Betriebsessen lädt die Forstbehörde jährlich ein.“ „Heute hat die Staatsanwaltschaft schon wieder mehrere Forstarbeiter verhört.“ Schon seit Monaten sind im Vinschgau solche und ähnliche Gerüchte und Gespräche im Umlauf. Tatsache ist, dass die Staats­anwaltschaft im Zusammenhang mit dem Bau des Stundenweges (im Volksmund heiß er Eselweg), der das Kloster St. Johann in Müstair mit dem Kloster Marienberg in Burgeis verbindet, schon seit einiger Zeit gegen drei Personen ermittelt. Es sind dies der Leiter des Forstinspektorates ­Schlanders, Andreas Feichter, der Leiter der Forststation Graun, Hans Wiedenhofer, sowie der pensionierte Vorarbeiter der Forststation Mals, Helmut von Scarpatetti. Offiziell wird wegen Betrugs ermittelt, und zwar hartnäckig und mit Nachdruck. Mittlerweile sind Dutzende Forst­arbeiter verhört worden. Am Sitz des Forstinspektorates in Schlanders wurden Dokumente und Unterlagen gesichtet und zum Teil beschlagnahmt. Bisher ist es noch zu keiner Voruntersuchungs-Verhandlung gekommen. Andreas Feichter, der das Forstinspektorat seit dem März dieses Jahres leitet, hat sich bisher den Medien gegenüber zurückgehalten. Nun hat er sich entschlossen, einige Dinge klar zu legen. Dies auch deshalb, weil die Gerüchteküche immer buntere Blüten treibt und sich über der gesamten Forstbehörde ein „dunkler Schatten“ ausgebreitet hat. Auf die Frage, was es mit dem Vorwurf des Betrugs auf sich hat, meinte Andreas Feichter, dass eine solche Anschuldigung jeglicher Grundlage entbehre. Es gehe in der Sache selbst um eine „banale Formalität“. Als Hintergrund der ganzen Geschichte vermutet Feichter, „dass hier irgendjemand mit ­irgendwem abrechnen will.“ Der Stundenweg ist 2005 gebaut worden. Es handelte sich um ein EU-Projekt im Ausmaß von 165.000 Euro. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Forstbehörde. Bauleiter war Andreas Feichter. „Ich bin bei diesem Projekt so vorgegangen, wie ich es auch in der Vergangenheit oft gehandhabt habe und weiterhin handhabe,“ sagte Feichter. Demnach habe er einen Teil der für das EU-Projekt (Interreg III A) eingegangenen Geldmittel nicht direkt für die Arbeiten am Eselweg benützt, sondern für die Zahlung von Stunden für Arbeiten, die in Graun ausgeführt wurden. Später seien die Geldmittel bis auf den letzten Euro korrekt umgeschichtet worden. Wäre er anders vorgegangen, „wären die 28 Forstarbeiter der ­Station Graun damals ohne Arbeit da gestanden und ich hätte sie kurzfristig entlassen müssen, denn zu diesem Zeitpunkt war die Kassa für die Station Graun erschöpft.“ Er habe das EU-Geld daher sozusagen nur ausgeliehen und es später wieder in vollem Umfang zurück­gegeben. Das ist auch der Grund dafür, warum die Arbeiter der Station Graun nicht auf dem Eselweg, sondern bei einem anderen Projekt gearbeitet haben. Insgesamt ist das Forstinspektorat zurzeit mit 128 Projekten unterschiedlicher Größenordnung beschäftigt. „Ich habe nichts zu verbergen, sondern kann und will alles offen legen,“ sagt Feichter. Im endgültigen Bauabnahme­bericht, den zwei neutrale Abnahmeprüfer erstellt haben, werde bestätigt, dass die EU-Geldmittel in vollem Ausmaß für das Eselweg-Projekt eingesetzt worden seien. Das Projekt sei verwaltungsmäßig abgeschlossen und auch abgerechnet worden, „ohne dass irgendwelche Unregelmäßigkeiten beanstandet werden.“ Schlaflose Nächte bereiten die Ermittlungen dem Amts­direktor Andreas Feichter nicht. Auch Gerüchte und Stammtischgespräche, wonach sein „Chefsessel“ zu wackeln beginne, „bringen mich nicht aus der Fassung. Ich sehe den eventuellen Verhandlungen gelassen entgegen.“ Wenn die Sache einmal vorbei sei, werde er entscheiden, ob er mit allem „auspacken“ werde, was er weiß: „Da gäbe es einiges.“ Ein ruhiges Gewissen habe er auch bezüglich der Betriebsessen: „Wir veranstalten traditionsgemäß jährlich in allen fünf Forststationen je ein Betriebsessen sowie einmal eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Das ist alles. Sämtliche Ausgaben sind belegt. Auch hier brauche ich nichts unter die Decke zu kehren.“ Zur Kritik, dass die Forstbehörde oft auch Arbeiten ausführt, die nicht direkt mit der Forst- und Landwirtschaft zusammenhängen, meinte Feichter, dass die Behörde sehr wohl berechtigt ist, Arbeiten für Dritte auszuführen, wie etwa für eine Gemeinde oder für eine Fraktionsverwaltung.Überzeugt von der korrekten Ausführung der Arbeiten am Eselweg ist unter anderem auch der Malser Bürgermeister Josef Noggler. Er glaubt, dass die Anzeigen und die Ermittlungen die Folgen behördeninterner Machtkämpfe sind. Bezüglich der Schwierigkeiten, zu denen es aufgrund der Tatsache gekommen war, dass die Wanderer beim Begehen des Stundenweges die Grenze zur Schweiz und damit die EU-Grenze überschreiten, meinte Noggler: „Es hatte den Anschein, als wäre der Eselweg plötzlich zum wichtigsten Grenzübergang im Alpenraum geworden.“ Über die Uina­schlucht zwischen Schlinig und dem Engadin gehen im Sommer vielleicht zehn Mal soviel Leute über die Grenze „und da sind nie solche Probleme aufgetaucht.“
Josef Laner

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